In einem neuen Buch stellt der Psychotherapeut Gary Greenberg die Grundlagen seiner Branche in Frage. Was ist normal und welche Verhaltensbilder und Gemütszustände sind als geistige Störungen zu betrachten? In den USA finden Ärzte, Krankenkassen und der Gesetzgeber darauf seit 60 Jahren Antworten in dem Handbuch «Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders» (DSM), das von der Branchenvereinigung American Psychiatric Association herausgegeben wird. Das DSM gilt als «Bibel der Psychiatrie». Darin werden Krankheitsbilder definiert, die als Grundlage ärztlicher Diagnosen und der anschliessenden Behandlung und Medikamentierung dienen. Gestützt auf das kanonische Werk, bezahlen Krankenkassen für diese Behandlungen und verwenden dafür häufig auch Gelder aus verschiedenen, staatlichen Töpfen. Wer sein mentales Leiden nicht im DSM identifizieren kann, hat in den USA daher meist keine Aussichten auf eine Anerkennung in Form von Versicherungszahlungen oder staatlichen Hilfen. Zudem dient das DSM zu der Bewilligung staatlicher und privater Forschungsgelder…