Die „Kommission für eine gerechtere Verteilung der Belastungen unter den Bürgern“ arbeitet gerade an einer Alternative zum sogenannten „Tal-Gesetz“, das bisher Ultraorthodoxen die Freistellung vom Militärdienst ermöglichte. Auch Araber werden nicht eingezogen.
Beide Gruppen haben jedoch heute bereits die Möglichkeit, freiwillig einen nationalen Zivildienst zu absolvieren. Zahlen, die der Kommission am Montag vorgestellt wurden, zeigen nun, dass die Zahl der freiwilligen Zivildienstleistenden im letzten Jahr deutlich gestiegen ist.
1.800 Ultraorthodoxe und 2.400 Araber haben sich demnach 2011 für einen freiwilligen Dienst gemeldet – richtiger wäre es allerdings, von Araberinnen zu sprechen, denn 90% der Freiwilligen dieser Gruppe waren Frauen. 76% der Freiwilligen Araberinnen und Araber waren Musliminnen und Muslime – 36% Beduinen und 40% Nicht-Beduinen.
Es ist bisher angedacht, den Zivildienst für beide Gruppen verpflichtend einzuführen.
Gesellschaft
Ärztin, Rechtsanwältin, Pilotin – und Drusin
„Früher bin ich häufiger geflogen, aber jetzt finde ich seltener Zeit dafür, weil ich an sechs Orten parallel arbeite“, erzählt Anan Falach, die sich selbst als „israelisch-drusische Araberin“ bezeichnet. „Trotzdem ist es am besten, oben in der Luft zu sein, dort muss man nicht gegen so viele Widerstände ankämpfen“, fügt die Zahnärztin, Rechtsanwältin und Hobbypilotin hinzu.
Ihr Vater sei zunächst besorgt gewesen, als sie von ihrer Entscheidung erzählt habe, Zahnmedizin zu studieren, so Falach. „Aber heute ist er sehr stolz auf mich. Meine Mutter hat mich von Anfang an unterstützt.“
Nach dem Studium wurde sie die erste Zahnärztin in der drusischen Gemeinschaft überhaupt. Heute ist sie für das Gesundheitsministerium tätig und für Zahnarztpraxen in der arabischen Community zuständig.
Die Entscheidung, den Pilotenschein zu machen, fällte sie aus einem ungewöhnlichen Grund: „Die drusische Gemeinschaft ist sehr chauvinistisch, aber ich glaube an Gleichberechtigung. Als unser Gemeindevorsteher erklärt hat, Frauen dürften nicht Auto fahren, habe ich mir gedacht: Wenn ich es nicht auf der Erde tun darf, dann eben in der Luft“…
Zusammenstösse zwischen Demonstranten an der Uni Tel Aviv
Gestern kam es zu einer Konfrontation zwischen zwei Gruppen von Studenten an der Universität von Tel Aviv als einige Studenten den palästinensischen Nakba-Trauertag begehen wollten. Etwa 200 andere Studenten versuchten, diese Zeremonie zu stören und organisierten einen Gegenprotest. Sie brachten israelische Flaggen mit und beschimpften die rund 400 pro-palästinensischen Demonstranten als Verräter. Sie hielten Schilder hoch, auf denen geschrieben stand, „Als ich nach Israel kam, gab es kein palästinensisches Volk,“ und „Ich bin stolz, Israeli zu sein.“ Sie sangen israelische Lieder und machten Lärm als die Organisatoren der Zeremonie zu sprechen begannen.
Während der Zeremonie erzählten sechs arabische Studenten ihre eigene Leidensgeschichte und es wurde ein alternatives Jiskor-Gebet (Trauergebet) gesprochen, das die Organisatoren verfasst hatten. Die Vorträge wurden durch die Gegendemonstranten gestört, die die Sprecher als „Mörder“ und „Terroristen“ bezeichneten. Die andere Seite antwortete darauf mit den gleichen Beschuldigungen: für Israels Linke sind die Juden die wahren Mörder und Terroristen.
Am Montag schon hatte der Abgeordnete der Israel-Beiteinu-Partei, Alex Miller, in der Knesset gefordert, die Demonstration an der Universität von Tel Aviv zu verbieten: „Heute lesen sie das Trauergebet für die Gefallenen des Nakba-Tages und morgen halten sie einen Gedenktag für Nazi-Soldaten“, sagte er dazu. …
Sommerproteste in Israel
Tausende Israelis haben am Samstagabend in Tel Aviv gegen die hohen Lebenshaltungskosten und soziale Ungerechtigkeit demonstriert. «Wir wollen soziale Gerechtigkeit und keine Barmherzigkeit», stand auf den Plakaten der Demonstranten.
Zu hören waren auch einige Sprechchöre, in denen der Rücktritt von Regierungschef Benjamin Netanyahu gefordert wurde. «Legt das Land zurück in die Hände des Volkes», lautete die Parole der Organisatoren, die in mehreren Städten des Landes zu Protestmärschen aufgerufen hatten.
Mit den Demonstrationen wollen die Initiatoren die Protestbewegung des vergangenen Sommers wiederbeleben. Damals waren wochenlang unzählige Israelis auf die Strasse gegangen.
Ihren Höhepunkt erreichten die Proteste am 3. September, als eine halbe Million Menschen aus Verärgerung über die steigenden Wohnungspreise demonstrieren gingen. Die Protestbewegung sieht ihre Forderungen nach grundlegenden Reformen bis heute als nicht erfüllt an.
For universal draft lawmakers, a conundrum of Talmudic proportions | The Times of Israel
Watching soldiers at an army ceremony at the Western Wall (photo credit: Yonatan Sindel/ Flash 90 ) For universal draft lawmakers, a conundrum of Talmudic proportions | The Times of Israel.
Flammen und Rauch im ganzen Land
In der Nacht zum Donnerstag hat das Volk Israel das jüdische Fest Lag B´Omer gefeiert, der 33. Tag der Zählung des Omer, der in der zweiten Nacht von Pessach beginnt und an Schawuot (49. Tag) endet. Überall im Land waren Lagerfeuer zu sehen. Kinder und Erwachsene vergnügten sich durch die ganze Nacht hinweg an den Flammen. Die israelische Feuerwehr stand in Alarmbereitschaft. Zeitweise schien es, als ob das ganze Land im Rauch der Lagerfeuer verschwinde.
Schon Wochen vor dem Fest sammeln Kinder Holz und verstecken es in ihren Gärten oder Kellern. Besonders die Bauunternehmer haben zu leiden, weil die Kinder üblicherweise Bauholz von ihren Baustellen mitgehen lassen. Während die Menschen um ihre Lagerfeuer das Fest feierten, ist eine Kasssam-Rakete aus dem Gazastreifen abgefeuert worden. Sie stürzte auf ein Feld südlich von Sderot, verletzt wurde niemand.
Die Tradition dieses Feiertages hat sich überwiegend in der jüngeren Vergangenheit entwickelt. Die Zionistenbewegung betonte den Kampf für nationale Befreiung im jüdischen Aufstand von Bar Kochba gegen die Römer in 2. Jahrhundert n. Chr. und machte aus der Revolte ein Symbol für den jüdischen Freiheitskampf. Der Aufstand, obwohl zuerst erfolgreich, wurde brutal niedergeschlagen und brachte dem jüdischen Volk Israel große Verluste. Dies war die letzte Periode der jüdischen Unabhängigkeit bis zur Wiederherstellung des Judenstaates 1948.
Lag ba-Omer
Heute ist Lag ba-Omer. Der Feiertag erinnert an die Ereignisse des Bar-Kochba-Aufstandes (132-135 n.d.Z).
Am Vorabend von Lag ba-Omer werden traditionell Lagerfeuer entzündet, so natürlich auch gestern. Hunderttausende Kinder und Jugendliche seien zu den Lagerfeuern geströmt, berichteten Medien.
Wie in jedem Jahr gab es auch in diesem Jahr einige Verletzte, die sich zu nah an die Feuer herangewagt hatten. Alles in allem verlief der Feiertag jedoch friedlich.
Allerdings wurde in der Nacht überall in Israel eine deutlich erhöhte Luftverschmutzung gemessen.
Parlament verabschiedet Photoshop-Gesetz
Das israelische Parlament hat das bereits länger in der Diskussion stehende so genannte Photoshop-Gesetz verabschiedet. Dieses soll einen Beitrag bei der Eindämmung psychischer Krankheiten wie Anorexie leisten, berichtete die Zeitung ‚The Atlantic‘.
Das Gesetz richtet sich an erster Linie an die Mode- und die Werbe-Industrie. Es verpflichtet diese Branchen dazu, Bilder und Werbeplakate, auf denen die Models mit einer Bildbearbeitung verändert wurden, eindeutig zu kennzeichnen. Das soll einen Beitrag dazu leisten, sie nicht mehr als unerreichbare Schönheitsideale erscheinen zu lassen.
Weiterhin setzt das neue Gesetz auch der Auswahl an Models Grenzen. So ist es den beiden Branchen nun offiziell verboten, Frauen auf den Laufsteg oder vor die Kamera zu schicken, deren Body Mass Index (BMI) unter 18,5 liegt. Dieser Wert wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO als Grenze zur Unterernährung definiert.
Einer der führenden Unterstützer des neuen Gesetzes ist Adi Barkan, ein in Israel sehr bekannter Modefotograf und ehemaliger Betreiber einer Model-Agentur. Dieser hatte Ende der 1990er Jahre ein 15-jähriges Mädchen, dass sich in Erwartung einer grossen Karriere heruntergehungert hatte, nach einem Vorstellungsgespräch in seiner Agentur direkt ins Krankenhaus gebracht und auf ihrem Weg aus der Essstörung heraus begleitet.
Blutiges Wochenende
Am letzten Wochenende wurden mehrere Menschen in Israel ermordet und dies hat nichts mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt zu tun. In Beerscheva hat eine Jugendbande den 38-jährigen Vater Gadi Wichmann erstochen, als dieser um zwei Uhr morgens die Jugendlichen um seiner Kinder willen um Ruhe bat. In Rehovot haben zwei Jugendliche ihren Freund, den 17-jährigen Orgil Moati, erstochen, weil dieser ihr Ego berührte und ihnen 20 Euro schuldete. In Bat Yam wurde am letzten Donnerstag ein 27-Jähriger am Fenster seiner Wohnung erschossen, wahrscheinlich aus kriminellen Hintergründen. In Nazareth wurde ein 19-jähriger Araber von Jugendlichen zu Tode gestochen und die Polizei tappt noch völlig im Dunkeln, was das Motiv anbelangt. In der Beduinenstadt Aro´er im Negev wurde ein 24-jähriger Beduine erschossen. Gemäss Polizeiquellen soll es sich in diesem Fall um einen Streit zwischen zwei Beduinenstämmen handeln. Die israelischen Medien debattierten über die steigende Gewalttätigkeit unter den Jugendlichen im Land und machen dafür unter anderem die israelische Polizei verantwortlich, die ihrer Ansicht nach nicht genügend unternimmt. Oftmals wird die Polizei rechtzeitig um Hilfe gerufen, doch bis sie am Tatort eintrifft, ist es nicht selten zu spät, wie im Fall von Gadi Wichmann in Beerscheva. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu versprach, dass von nun an ein grösseres Polizeiaufgebot auf Israels Strassen sein werde. Israelische Rabbiner, darunter Ex-Oberrabbiner Schlomo Amar, ließen in den Medien verlauten, dass das „gottlose Leben“ der Menschen für die steigende Gewalttätigkeit im Volk Israel verantwortlich gemacht werden könne.
Nachfahren zwangsbekehrter Juden in Italien kommen wieder zum Judentum zurück
Mit dem Begriff „Anusim“ (auf Hebräisch wörtlich: die Gezwungenen) werden Juden bezeichnet, die zur Aufgabe ihres Glaubens und der Annahme einer anderen Religion gezwungen wurden. Damit unterscheiden sie sich wesentlich von den „Meschumadim“ (Abtrünnigen), die ihren Glauben freiwillig gewechselt haben. Oft wurden in Familien von Anusim jüdische Traditionen heimlich noch über Generationen gepflegt. In einem Teil der Fälle wurde das Wissen um den jüdischen Ursprung bis in die heutige Zeit gepflegt. Die größte und bekannteste Gruppe der Zwangbekehrten waren spanische und portugiesische Juden, die im 14. und 15. Jahrhundert zur Annahme des Katholizismus gezwungen wurden. Allerdings gab es Anusim bereits in früheren Jahrhunderten und in anderen Ländern. So etwa sind Zwangsbekehrungen im Frankenreich im 6. Jahrhundert bekannt.
Ende des 13. Jahrhunderts wurden die Juden von Süditalien vor die Wahl zwischen Tod und Taufe gestellt; in der Folge kam es zu einer Welle von Zwangsbekehrungen. Allerdings blieben die „Neofiti“, wie sie genannt wurden, lange Zeit eine faktisch separate soziale und religiöse, von der christlichen Umwelt mit Misstrauen beäugte Gruppe. Zur Zeit der Inquisition, so Schätzungen, hatten allein auf Sizilien mindestens 50.000 Juden gelebt. Wie viele Nachfahren der zwangsbekehrten italienischen Juden des späten Mittelalters heute ihre Wurzeln kennen oder zumindest vermuten, ist unbekannt. Indessen nimmt das Interesse an diesem Thema zu. Vor einigen Wochen fand im sizilianischen Syrakus ein Seminar für „Ebrei di Ritorno“ (Juden der Rückkehr) statt, an dem mehr als ein Dutzend Nachfahren von Zwangsbekehrten teilnahmen. Damit ist das Reservoir aber nur zu einem geringen Teil angezapft….