Yuval Diskin wirft Netanyahu vor, sich von persönlichen, opportunistischen und kurzsichtigen Interessen leiten zu lassen…
Politik
Keine Anklage gegen Sharon und Sohn
Staatsanwalt Moshe Lador hat am Donnerstag entschieden, die Ermittlungen gegen den ehemaligen Ministerpräsidenten Ariel Sharon und seinen Sohn Gilad Sharon in der Affäre „Cyril Kern“ einzustellen. In der Affäre, die bereits vor etwa zehn Jahren von der Tageszeitung Haaretz aufgedeckt worden war, ging es um die Frage, ob Kern, ein südafrikanischer Geschäftsmann, Ministerpräsident Sharon einen Kredit über 1,5 Millionen US-Dollar gegeben habe, damit dieser illegal erhaltene Wahlkampfspenden an Spender in den USA zurückzahlen konnte.
Cyril Kern sollte allerdings dabei nur der Strohmann für den österreichischen Unternehmer Martin Schlaff gewesen sein, der ausserdem über Kern noch weitere 3 Millionen US-Dollar auf Konten der Familie Sharon überwiesen habe…
Israel im Aufsichtsgremium von UNICEF
Israel ist zum 01. Januar Mitglied des Board of Directors von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, geworden. Nach einer Unterbrechung von mehr als 40 Jahren ist es das dritte Mal, dass Israel Mitglied des Aufsichtsgremiums dieser wichtigen Organisation ist.
Die Beziehung zwischen Israel und der in annähernd 200 Ländern tätigen UN-Organisation begann 1948, als das Kinderhilfswerk Kinder und ihre Mütter in dem gerade gegründeten Staat mit Essen, Decken, Impfstoff und Medikamenten versorgte.
Von 1951 bis 1959 dann war Israel als Entwicklungsland erstmals Mitglied des Board of Directors, 1955 sogar als vorsitzender Staat. Vertreten wurde das kleine Land dabei von Zina Harman. Sie war zwischen 1963 und 1965 auch Vertreterin Israels im Executive Board von UNICEF und nahm 1965 im Namen der Organisation den Friedensnobelpreis entgegen.
1969 gründete Zina Harman die Freiwilligen- und Fundraising-Organisation Israel Fund for UNICEF, die seitdem viele Millionen Shekel für das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen gesammelt hat. Zum Zeitpunkt der Gründung des Israel Fund for UNICEF war Israel, das einst zu den Empfängerländern gehört hatte, bereits in die Reihen der Geberländer für UNICEF aufgestiegen.
Gericht ordnet Räumung von Siedlungsaussenposten an
Israels Höchstes Gericht hat die Räumung eines Siedlungsaussenpostens im Westjordanland binnen vier Monaten angeordnet. Das israelische Radio meldete am Mittwoch, mehrere Gebäude in Amona müssten entfernt werden, weil sie auf palästinensischem Privatland errichtet wurden…
Israelischer „Spion“ verhaftet?
Israelischer Staatsbürger soll zum Verhör nach Aden gebracht worden sein. Laut jemenitischen Medienberichten vom Mittwoch ist bereits vor einigen Wochen ein israelischer Staatsbürger in der Provinz Taizz im Süden des Landes unter dem Verdacht verhaftet worden, Mitglied eines israelischen Spionagenetzes zu sein. Den Berichten zufolge pflegte der Mann unter den Namen Abdullah Muhsan al-Himi al-Siari und Abrahama al-Deri aufzutreten. Der angebliche Spion soll zum Verhör in die südjemenitische Stadt Aden verbracht worden sein. Den Medienberichten zufolge ist es das erste Mal, dass ein israelischer Bürger in diesem Staat auf der südarabischen Halbinsel verhaftet worden ist. 2009 hatte ein Gericht einen Jemeniten wegen Spionage für Israel zum Tode verurteilt, doch von einem Vollzug des Urteils ist nichts bekannt geworden…
Netanjahu zu Friedensgesprächen aufgefordert
Israels Staatschef Schimon Peres hat der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eindringlich zur Wiederaufnahme der Nahost-Friedensverhandlungen geraten. Er empfahl den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas als guten Partner.
In seiner Residenz in Jerusalem sagte Peres am Sonntag vor israelischen Diplomaten, Israels einziger Weg, die Geschicke in der Region positiv zu beeinflussen, bestehe darin, ein Friedensabkommen mit den Palästinensern zu schliessen.
Abbas sei dafür ein guter Partner. Er kenne ihn bereits seit 30 Jahren und niemand wird meine Meinung über ihn ändern, sagte Peres.
Zwar stehe Abbas häufig in der Kritik, bemerkte Israels Staatschef. Es gebe aber derzeit keine anderen arabischen Führer, die sich für den Frieden aussprechen, gegen Terrorismus und für einen entmilitarisierten Palästinenserstaat. Peres mahnte zugleich zur Eile im Nahost-Prozess, denn es bleibe «nicht mehr viel Zeit….
Anklage gegen Israels Ex-Aussenminister Lieberman erhoben
Zwei Wochen nach seinem Rücktritt hat die israelische Staatsanwaltschaft Anklage gegen den früheren Aussenminister Avigdor Lieberman erhoben. Ihm werden Betrug und Vertrauensbruch vorgeworfen.
Dies teilte das Justizministerium am Sonntag in Jerusalem mit. Der Anklageschrift zufolge soll Lieberman 2009 einen Bekannten zum Botschafter in Lettland gemacht haben, nachdem dieser ihn illegal über Details zu Korruptionsermittlungen gegen ihn informiert hatte. Der erzkonservative Lieberman weist die Anschuldigungen zurück.
Vor zwei Wochen war er wegen des Untreueverdachts von seinem Amt als Aussenminister sowie als stellvertretender Regierungschef zurückgetreten. Lieberman führt weiter die rechte Partei «Unser Haus Israel», die mit dem Likud von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Koalition bildet.
Gegen den einflussreichen Politiker wird seit Jahren wegen einer ganzen Reihe von Anschuldigungen ermittelt. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt den 54-Jährigen unter anderem, illegal Geld von Unternehmern erhalten und es mithilfe von Briefkastenfirmen gewaschen zu haben…
Patriot-Raketen im Austausch für sachte Annäherung an Jerusalem?
Ankara stimmt der israelischen Teilnahme an nicht-militärischen Aktivitäten der Nato zu.
E1 ist nicht das Problem
In der vergangenen Woche hat der Rat für Auswärtige Angelegenheiten der EU eine Erklärung zum dem von ihm so genannten „Friedensprozess im Nahen Osten“ abgegeben. Die EU erklärt darin, dass alle Parteien Schritte vermeiden sollten, die das Vertrauen und die Möglichkeit für eine Zweistaatenlösung gefährden. Die Erklärung zeigt, wie weit die EU heute von der Realität in Israel entfernt ist.
Tatsache ist, dass es überhaupt keinen Friedensprozess mehr gibt, seit die Palästinenser-Führung 2009 entschieden hat, die bilateralen Verhandlungen mit Israel abzubrechen – ein Schritt, der das Ergebnis eines kalkulierten Strategiewechsels in der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) darstellte.Darüber hinaus haben die meisten EU-Staaten die Chancen für ein ausgehandeltes Abkommen für eine Zweistaatenlösung unterminiert, indem sie bei der Abstimmung über die Statusänderung der Palästinenser in der UN-Vollversammlung im November für den Vorschlag gestimmt oder sich enthalten haben. Die EU wurde hiermit zu einem Komplizen dabei, die Osloer Verträge aufzulösen.
Diese Verträge enthalten in Artikel 31 folgenden Absatz: „Keine der beiden Seiten darf Schritte ergreifen, die den Status des Westjordanlands oder des Gazastreifens ändern, der an die Ergebnisse der Verhandlungen zu einem endgültigen Status gebunden ist.“ Die PA hat die Verhandlungen über einen endgültigen Status umgangen, um die weltweite Anerkennung eines palästinensischen Staates zu erhalten. Dies war eindeutig der Versuch, den Status des Westjordanlandes zu verändern.
Dieser einseitige Schritt hat ganz klar das Vertrauen beschädigt. Er hat auch eine herrschende relative Ruhe in Gefahr gebracht und den zerbrechlichen Status Quo im Westjordanland aufs Spiel gesetzt. Dies wurde durch eine Reihe gewalttätiger Zwischenfälle der vergangen zwei Wochen deutlich. Palästinenser in Hebron haben am Samstag sogar erklärt, die dritte Intifada habe begonnen.
Doch das ist noch nicht alles. Wer die Erklärung des EU-Aussenrates sorgfältig liest, erkennt, dass die Politik der EU offensichtlich auf Informationen basiert, die aus palästinensischen Quellen oder zumindest von Nicht-Regierungsorganisationen stammen, die eindeutig mit den Palästinensern identifiziert werden. So verwendet die EU beispielsweise das Wort „Grenzen“, wenn es um die Waffenstillstandslinien geht, die vor dem Sechs-Tage-Krieg 1967 bestanden. Diese „Grenzen“ waren aber eben Waffenstillstandslinien, die erst nach dem arabischen Angriff auf Israel 1948 entstanden sind. Die Palästinenser sprechen bewusst von Grenzen, weil es ihren Anspruch auf das Westjordanland festigen würde, wenn es sie gäbe.
Als sie ihrer „tiefen Betroffenheit“ und „deutlichen Opposition“ gegenüber israelischen Plänen für die Entwicklung des sogenannten E1-Gebiets zwischen Jerusalem und Ma’ale Adumim Ausdruck verlieh, erklärte die EU, dieser Plan „gefährde die Möglichkeit eines zusammenhängenden und lebensfähigen palästinensischen Staates“. Die EU erklärte sogar, der Plan „könnte den erzwungenen Transfer von Zivilbevölkerung zur Folge haben“…
Das moralische Paradox der „Wolkensäule“
Die Operation Wolkensäule hinterliess die Israelis zutiefst deprimiert. Es war die dritte Militäraktion in den letzten sechs Jahren und sie endete bestenfalls ergebnislos, was durch die verrückten Siegesfeiern in Gaza noch unterstrichen wurde. Benjamin Netanjahu und Ehud Barak versuchen angestrengt, das Volk zu überzeugen, dass die Operation ein Erfolg war.
Die Regierung hatte im Vorfeld der Operation drei Ziele bekanntgegeben: Israels abschreckende Wirkung wiederherzustellen, die Langstreckenraketen der Hamas zu zerstören und die Initiative wieder zu übernehmen. Nach Aussage des Verteidigungsministers Barak sind alle drei Vorhaben durchgesetzt worden. Einzig die Wiederherstellung von Israels Respektsposition in der Region konnte zum Ende der Gaza-Offensive noch nicht festgestellt werden.
Im Vergleich zu vorherigen Operationen, dem zweiten Libanonkrieg und der Operation „Gegossenes Blei“, wird deutlich, wie der Anspruch nach jeder Militäroperation weiter gesenkt wird. Ein deutliches Zeichen dafür ist die Anzahl der palästinensischen Opfer. Während der Operation „Gegossenes Blei“ wurden 1166 Palästinenser getötet, 295 von ihnen waren „nicht involviert“. Bei der Operation „Wolkensäule“ kamen 156 Palästinenser um, von denen die meisten Raketen abschossen, es planten oder anderweitig „involviert“ waren. Israelische Politiker hoffen vergeblich, dass solche chirurgischen Militäraktionen die Unterstützung der Weltgemeinschaft für Israels Recht, in Sicherheit zu leben, gewährleisten.
Die neue moralische Haltung, die sich Israel selbst aufbürdet, passt zur europäischen Kriegsethik, die in den Genfer Konventionen ihren Ausdruck fand. Kurz zusammengefasst sagt sie, dass es Konfliktparteien verboten ist, Zivilisten anzugreifen und sie ihr Möglichstes tun müssen, um zivile Opfer zu vermeiden. Sie werden auch angehalten, Verteidigungsmassnahmen zu vermeiden, die Zivilisten in Gefahr bringen können. Unnötige Angriffe auf ihre Lebensgrundlage wie Bauernhöfe, Häuser, Transport und Gesundheitseinrichtungen sind auch verboten. Länder und Individuen, die gegen diesen Code verstossen, können wegen Kriegsverbrechen angeklagt werden…