In „Ari heisst Löwe“ erfährt man von Ari Rath Historisches, das man nie gewusst bzw. vergessen hat.
Vom Nazi-Wien bis ins heutige Israel: Zeitzeuge Ari Rath, 87.
Gleich zu Beginn ein Schock: Ari Rath, der 1925 in Wien geborene langjährige Chefredakteur der damals liberalen Jerusalem Post, hat seine Erinnerungen nicht selbst aufgeschrieben.
Sondern die mit ihm befreundete 44-jährige Journalistin Stefanie Oswalt aus Berlin. Da fangen dann Sätze hintereinander an mit: Ich habe, ich ging, ich traf, ich bin, ich nahm …
Aber Ari Rath hätte sich selbst nie die Zeit für sein Buch genommen. An Geduld fehlt es ihm auch. Er sprach oft mit Stefanie Oswalt, vierzig Stunden Tonmaterial hat sie gesammelt; und reiste mit ihm durch Israel; und begleitete ihn auf Spurensuche in der Ukraine.
Ari Rath: „Ari heißt Löwe“ Aufgezeichnet von Stefanie Oswalt. Zsolnay. 25,60 Eur
Also nimmt man „Ari heisst Löwe“ letztlich dankbar in Empfang, zumal Ari Rath ein unglaubliches Gedächtnis hat und noch weiss, dass er als 14-Jähriger im Ahawah-Jugendheim bei Haifa abends im Gemeinschaftsraum Socken stopfte.
Ausserdem kann er erzählen, dass sein Idol, Staatsgründer Ben-Gurion, auf Anweisung seiner Ehefrau täglich einen grossen Teller Schinken verzehrte und es folglich nicht notwendig gewesen wäre, während einer Tagung in Oslo koscheres Fleisch aus Dänemark einfliegen zu lassen.
Von ihm erfährt man Historisches, das man nie gewusst bzw. vergessen hat.
Etwa, dass schon vier Jahre vor Hitlers Einmarsch, 1933, in Wiener Gymnasien jüdische Kinder in eigene Klassen gestopft wurden. „A“-Klassen für katholische Schüler, „B“ für jüdische – gemäss eines Erlasses von Schuschnigg, damals noch Unterrichtsminister.
Ari Rath emigrierte im November 1938 nach Palästina. Es war Adolf Eichmann, der – seine erste grosse SS-Aufgabe – die „beschleunigte Ausreise“ österreichischer Juden genehmigte.
Adenauer, Brandt, Kreisky, Yitzhak Rabin, Teddy Kollek, Shimon Peres – Ari Rath hat sie alle persönlich gekannt (auch Golda Meir, aber die mochte er nicht). Seit Kurzem erst ist er wieder oft und gern in Wien.
Als Mann des friedlichen Miteinanders fühlt er sich in der jetzigen israelischen Gesellschaft nicht mehr zu Hause.
Kategorien:Kultur
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