Yahoo übernimmt Tumblr


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David Karp und Marissa Mayer (Keystone)

Yahoo will das junge Internet-Publikum erreichen. Deshalb hat der Branchenriese nun die Blog-Plattform Tumblr übernommen.

Es klingt wie eine Legende aus den Gründerjahren Amerikas. Ein begabter Teenager bricht mit 15 die Schule ab, folgt seinen Neigungen und wird dafür elf Jahre später mit einer Viertelmilliarde Dollar belohnt. Doch die Geschichte hat sich in unseren Tagen ereignet: Am Montag hat der 26-jährige David Karp die von ihm gründete Internetfirma Tumblr für 1,1 Milliarden Dollar an den alternden Branchenriesen Yahoo verkauft. Karp erhält laut Medienberichten bis zu 250 Millionen Dollar aus der Übernahme.

Der gebürtige New Yorker jüdischer Herkunft soll Tumblr zukünftig in eigener Regie weiterführen, erklärte ein Yahoo-Sprecher. Der Internetkonzern will die neue Tochter «nicht versauen», so der Sprecher weiter. Damit sind vermutlich krasse Methoden bei der Kommerzialisierung der Blog-Plattform gemeint, die von zuletzt 108 Millionen Nutzern frequentiert wird. Tumblr dient dieser Klientel zudem als Social Media-Dienst.

Im Gegensatz zu Facebook hält sich Tumblr bislang etwa bei der Abschöpfung und Verwertung von Personendaten für Werbekunden zurück. Dies könnte sich nun ändern. Denn Yahoo sucht seit Jahren nach einem Rezept gegen den Rückgang von Werbeeinnahmen. Die neue Konzernchefin Marissa Mayer will dafür unter anderem neue, attraktive Inhalte anbieten und so speziell junge Leute anziehen. Zusammen mit Tumblr weisst Yahoo von nun an immerhin eine Millarde Nutzer auf und ist damit in die Liga von Facebook aufgestiegen.

Von klein auf an Computer-Software interessiert, hat Karp nach der neunten Klasse ein Sommer-Praktikum bei dem New Yorker Animationsstudio des Produzenten Fred Seibert absolviert. Danach verlor er die Lust an der Schule und heuerte bei Seibert an, der das Talent des Jungen als Programmierer erkannt hatte. Karp lies sich jedoch von seiner Mutter – einer Lehrerin – zeitweise zuhause unterrichten.

Für einen Abschluss reichte dies jedoch nie. Karp wechselte mit 17 zu dem Startup «UrbanBaby», einem Internetforum für Eltern. Die Firma wurde 2006 von dem Technologie-Konzern CNET übernommen. Karp erhielt einen kleinen Teil der Buyout-Zahlung und machte sich mit zunächst einem einzigen Angestellten selbstständig und gründete 2007 Tumblr.

Die Seite macht sich rasch als nutzerfreundlicher und schnörkelloser Dienstleister für die Publizierung von Wort- und Audio-Beiträgen, Bildern und Videos einen Namen. Wie bei Twitter können Tumblr-Nutzer die Beiträge anderer Mitglieder abonnieren und in der Übersichtsseite des Dienstes besuchen, dem «Dashboard».

Tumblr galt bis anhin als cool – sehr viel cooler jedenfalls als Yahoo. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Karp lange keine Werbung auf seinem Dienst platzieren wollte. Doch der hochtalentierte Autodidakt fand schliesslich doch keinen anderen Weg, seine zahlreichen Investoren zufrieden zu stellen – und seine inzwischen 175 Angestellten zu entlohnen – als den zur Werbung. Weit ist Tumblr damit bislang nicht gekommen. Trotz der imposanten Nutzerzahl nahm die Firma im gesamten Jahr 2012 nur 13 Millionen Dollar an.

Damit dürfte Karp nun vor der grössten Herausforderung seiner erstaunlichen Karriere stehen: Wie kann er die Popularität von Tumblr kommerzialisieren, ohne seine kommerzfeindlichen Nutzer zu verprellen, die Yahoo so gerne der werbenden Wirtschaft andienen möchte?

Wie er der New York Times gestern erklärte, verfügt Karp nun jedoch zumindest über die Mittel, um eine reguläre Universitätsbildung zu finanzieren.



Kategorien:Wirtschaft

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