Irans Grüsse zum jüdischen Neujahrsfest?


ruhaniDer iranische Präsident Hassan Ruhani hat in einer ungewöhnlichen Botschaft allen Juden zum Neujahrsfest die besten Wünsche ausgesprochen.

Über den Internet-Kurznachrichtendienst Twitter soll er eine Botschaft an alle Juden gerichtet haben: „Gleich ist in Teheran Sonnenuntergang. Ich wünsche allen Juden der Welt, vor allem den iranischen Juden, ein frohes Rosch Haschana.“ Das teilte der deutschsprachige Informationsdienst „Transparency for Iran“, Offenheit für Iran, am Donnerstag mit. In der Islamischen Republik leben etwa 40.000 Juden. Ob die Nachricht tatsächlich von Rohani stammt, ist derweil unklar: Der Staatspräsident nutze üblicherweise nicht Twitter, heisst es, zudem sind Facebook und Twitter im Iran offiziell blockiert.

Gleichwohl gehen Beobachter davon aus, dass die Grüsse aus Rohanis Büro stammen: Er könnte den Internetdienst als halboffiziellen Kommunikationskanal nutzen, um Botschaften in die Welt zu tragen, die ihm im eigenen Land Schwierigkeiten machen würden, vermutet beispielsweise die US-Zeitung „Washington Post“.

Man kann aber auch davon ausgehen, dass es sich bei den englischsprachigen Tweets Ruhanis und seines Aussenministers auch einfach nur um einen geschickten politischen Schachzug handeln könnte. Ruhani punkte mit Twitter im Ausland, während seine Kritiker im Inland die Botschaften wie zum Beispiel die Glückwünsche an «alle Juden» nicht oder erst sehr spät bemerken würden.

Dass der als gemässigt bezeichnete Präsident ausdrücklich «alle Juden» erwähnte, stellt auf jeden Fall einen deutlichen Wandel im Vergleich zu seinem Vorgänger Mahmud Ahmadinedschad dar. Der hatte Israel als «Krebsgeschwür» bezeichnet. Zudem forderte Ahmadinedschad, der jüdische Staat müsse von der Landkarte «ausradiert» werden. Zudem hatte er wiederholt den Holocaust geleugnet.

Für den Iran-Experten Ras Simt von der Universität Tel Aviv sind Ruhanis freundliche Worte nicht nur eine leere Geste. «Der Iran hat immer darauf bestanden, dass er zwischen Judentum und Zionismus unterscheide und seine Politik anti-zionistisch sei», zitierte ihn die Zeitung «Haaretz» Simt. Aber der Neujahrsgruss sei Ausdruck des Bemühens um eine andere Sprache und Atmosphäre sowie Mässigung im Umgang mit dem Westen. Einen Rückschluss auf eine grundlegende Änderung der Politik Teherans gegenüber dem Westen und Israel erlaube ein Neujahrsgruss jedoch nicht.

Zeitgleich hat sich der neue iranische Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif hat sich von der Leugnung des Holocausts durch den früheren Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad distanziert. Das sei nur dessen persönliche Meinung gewesen, deutete Sarif im Kurzmitteilungsdienst Twitter an.

„Iran hat das nie geleugnet. Der Mann, der das tat, ist nun abgetreten. Frohes neues Jahr“. Später wurde der Eintrag leicht geändert: „Der Mann, dem nachgesagt wurde, dass er das leugnet, ist nun abgetreten. Frohes neues Jahr“.

Sarif antwortete damit der US-Autorin Christine Pelosi. Die Tochter der demokratischen Minderheitsführerin im US-Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, hatte auf Sarifs zuvor gesendeten Gruss zum jüdischen Neujahrsfest geantwortet, das neue Jahr wäre noch schöner, wenn die Leugnung des Holocaustes beendet würde.

Die Antwort Sarifs erscheint als Teil einer Offensive der iranischen Regierung unter dem als moderat bezeichneten neuen Präsidenten Hassan Ruhani, die Beziehungen zum Westen und zu Israel zu verbessern. Der Iran und Israel stehen sich ansonsten unversöhnlich gegenüber. (JNS und Agenturen)



Kategorien:Nahost, Politik

Schlagwörter:,

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..