Kontrollierte Freigabe von Cannabis würde dem Markt Millionen einbringen.
Die Freigabe von Marijuana würde für die israelische Wirtschaft jährlich rund 450 Millionen Dollar generieren. Zu diesem Schluss gelangt eine vom Jerusalemer Institut für Marktstudien erarbeitete Studie. Der Schwarzmarkt für Cannabis ist in Israel jährlich über 700 Millionen Dollar wert. Würde man den Verkauf von Marijuana legalisieren und mit ähnlichen Raten wie Zigaretten besteuern, würde das laut der Studie rund 268 Millionen Dollar an Steuereinnahmen hinzufügen und fast weitere 200 Millionen an Einsparungen an legalen Kosten, die in direktem Zusammenhang zum illegalen Konsum des Rauschgift gestanden haben. In Israel haben letztes Jahr rund 275000 Erwachsene Marijuana konsumiert. 26 Prozent der Israeli befürworten eine Legalisierung des Marijuana-Konsums, während 64 Prozent das immer noch ablehnen. In den USA befürworten in Umfragen 52 Prozent die Freigabe des Rauschgifts.
In letzter Zeit hat der Konsum von Cannabis als Genussmittel und als Medizin in Israel erheblich zugenommen. Das ist aus der grossen Zahl der Genussmittelkonsumenten sowie aus dem umfassenden und weitreichenden medizinischen Cannabisprogramm zu ersehen. Dieses Programm zählt 5.000 autorisierte Konsumenten, also etwa die Hälfte der autorisierten Konsumenten in Kanada, das ca. fünf Mal so viele Einwohner hat wie Israel.
Für die Popularität von Cannabis bei den Israelis gibt es verschiedene Erklärungen:
•Das historische Monopol des Staates und seiner Gefolgsleute, die die Medien als Sprachrohr für ihre Anti-Cannabis-Propaganda benutzten, ist durch den freien Zugang zu Fakten und Daten im Internet zunichtegemacht worden.
•In diesem rührigen Land sind die Menschen einfach vernünftig und wählen zur Entspannung eine Substanz, die – ungeachtet der rechtlichen Aspekte – ihrer Gesundheit zugutekommt.
•Unter dem Einfluss des politischen Aktivismus und der Gründung der Partei Ale Yarok (Grünes Blatt) als legitime politische Macht in Israel wurde die Debatte über Cannabis wieder objektiver geführt und entwickelte sich zu einem integralen Bestandteil der Gesellschaft.
•Die medizinische Anwendung von Cannabis nahm rapide zu, was ebenfalls dazu beitrug, dass sich die Bevölkerung eine positive Meinung über Cannabis bilden konnte.
Aus der klassischen Literatur und aus archäologischen Funden bei diversen Ausgrabungen ist zu ersehen, dass Cannabis in Israel, im Nahen Osten sowie in den anderen Mittelmeerländern bereits seit über tausend Jahren verwendet wird. Historisch gesehen war Israel vor dem Aufkommen des Nationalismus und der Festlegung der heutigen Grenzen ein wichtiger Knotenpunkt der alten Handelsrouten, die Afrika, Europa, Asien und den Nahen Osten miteinander verbanden. Über diese Handelsstrassen wurden viele wertvolle Güter transportiert, beispielsweise Gewürze, Parfum und eben Marihuana.
Möglicherweise stammt das Wort Cannabis von dem hebräischen Wort Qne Bosem ab, was wörtlich “duftendes Schilf” oder “aromatisiertes Schilf” bedeutet. Manche behaupten sogar, dass Bibelverse aus dem Alten und Neuen Testament auf Cannabis bzw. dessen Gebrauch hinweisen:
- Genesis 1:11: “Und Gott sagte: ‘Auf der ganzen Erde muss junges Grün spriessen: samenbildende Pflanzen und allerlei Bäume, die samenhaltige Früchte tragen.’ Und so geschah es.”
- Genesis 3:18: “… dennoch musst du von seinen Gewächsen leben.”
- Psalmen 104:14: “Du lässt Gras wachsen fürs Vieh und auch Gewächse, die der Mensch anbauen muss.”
- Sprüche 15:17: “Ein karger Gemüseteller und Liebe sind besser als ein fett gemästeter Ochse und Hass.”
- Offenbarung 22:2: “In der Mitte des Platzes der Stadt stand an beiden Seiten des Flusses ein Lebensbaum, der zwölf Früchte hervorbrachte, jeden Monat seine eigene Frucht. Die Blätter dieses Baumes dienten der Heilung der Völker.”
Maimonides (oder Mosjé Ben Maimon), der jüdische Arzt und Philosoph, wurde im Jahr 1135 geboren, also gegen Ende des goldenen Zeitalters der hebräischen Kultur in Spanien. Er wurde in Cordoba und in Fez ausgebildet und genoss im Mittelalter und noch lange danach bei Ärzten hohes Ansehen. In seinen Werken spricht er über die heilkräftige Wirkung des Cannabisöls, sei es, um Kopfschmerzen zu lindern oder um Verstopfungen des Gehörgangs aufzulösen. Er schrieb auch über den “Kanbas aus der Gluthitze der Wüste”, um den Haarwuchs anzuregen … Cannabis kann Kahlheit nämlich möglicherweise aufhalten (probieren Sie es zuhause doch mal aus und teilen Sie Cáñamo das Ergebnis mit).
Aber zurück nach Israel … Bei archäologischen Ausgrabungen (Joe Zias, 1989) in einer Höhle, in der Nähe der Stadt Beit-Shemesh bei Jerusalem, entdeckte man einen etwa 1.600 Jahre alten römischen Sarkophag. Im Sarkophag fanden die Archäologen das Skelett eines ungeborenen Babys im Skelett einer jungen Frau, die im Wochenbett gstorben war. Und neben der Frau stiessen die Archäologen auf 7 Gramm einer braunen Substanz, die sie zur Analyse ins forensische Polizeilabor und ins Labor der medizinischen Fakultät der Universität von Hadassa schickten. An dieser Fakultät hielt Professor Raphael Mechoulam, ein international angesehener Experte auf dem Gebiet der Cannabisforschung, seine berühmten Vorlesungen. Die Untersuchung ergab, dass die Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) enthielt, den Hauptbestandteil von Cannabis. Daraus konnte abgeleitet werden, dass Cannabis Sativa in der Probe enthalten war (Zias et al. 1993). Zias vermutet, dass Frauen den Cannabis in Form von Weihrauch einatmeten, um die Geburtsschmerzen zu lindern und die Wehen erträglicher zu machen.
Dr. Joe Zias
Daher betrachten einige Israelis Cannabis als einheimische Heilpflanze, die eine Zeit lang nicht mehr in Gebrauch war, doch nun ganz selbstverständlich in der modernen Pharmakologie wieder eingesetzt wird, um zahllose Krankheitssymptome zu mildern.
Isrealisches Cannabis-Gesetz
Zwischen den gesetzlichen Bestimmungen für Cannabis als Genussmittel und denen für medizinischen Cannabis scheint in Israel allerdings ein himmelweiter Unterschied zu bestehen, auch wenn hier etliche Fortschritte zu verzeichnen sind. Mit anderen Worten: Es ist gelungen, Cannabis als Medikament zu etablieren, aber nicht, ihn zu legalisieren.
Das Gesetz sieht beim Besitz von bis zu 15 Gramm Cannabis (was als Grenze für den persönlichen Gebrauch betrachtet wird!) eine Höchststrafe von drei Jahren Gefängnis und eine Geldbusse von maximal 25.000 Dollar vor. Obwohl solche Höchststrafen nur selten verhängt werden, werden die Bürgerrechte durch diverse Instanzen der Exekutive (Polizei, Gerichte, Gefängnispersonal) chronisch mit Füssen getreten. So werden Bürger (vor allem Jugendliche) mitten auf der Strasse durchsucht, deren Wohnungen werden ohne Durchsuchungsbefehl betreten und die Million Marijuana Marchs, die Dana Beal auf internationaler Ebene organisiert, werden sabotiert. Beal sitzt zurzeit im Gefängnis. Er war der Gründer von „Cures, Not Wares” (= “Heilmittel, keine Kriege”), ein Picknick, das in Tel Aviv stattfand und jahrelang Tausende von Menschen anzog, seitdem es von der Partei Grünes Blatt veranstaltet wurde.
Diese Politik veranschaulicht den folgenden Satz: “Das grösste Leid, das durch Cannabis verursacht wird, ist die Konfrontation mit der Polizei.”
Aber ganz hoffnungslos ist die Lage auch nicht. Vor ein paar Jahren erliess die Regierung eine Richtlinie, in der die Polizei aufgefordert wurde, Personen, die zum ersten Mal wegen Cannabisbesitz festgenommen werden, nur eine Verwarnung zu erteilen. Erst wenn dieselbe Person ein zweites Mal erwischt wird, darf gegen ihn oder sie gerichtlich vorgegangen werden. Das Problem ist, dass diese Richtlinie völlig missachtet wird und dass die gewählte Vorgehensweise vom Gutdünken des Polizisten abhängt, der die Festnahme durchführt.
Autor: Boaz Wachtel
Cannabis ist gefährlich, kann süchtig und krank machen. In ganz wenigen Ausnahmefällen, kann es aber offenbar auch helfen. Das zumindest glauben Ärzte in Israel.
In einem umstrittenen Pilotprojekt bekommen dort mehr als 9.000 Rentner Cannabis auf Krankenschein. Auch einige wenige Jugendliche sind dabei. Es soll ihnen chronische Schmerzen nehmen, denn das „Gras“ gilt als prima Schmerzmittel. Viele Ärzte protestieren dagegen.
Kategorien:Wirtschaft

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