Er ist der klare Favorit: Premierminister Benjamin Netanjahu kann nach den Umfragen damit rechnen, sein Amt zu behalten. Nach den Drohungen des Iran gegen Israel und den fortgesetzten Angriffen der radikalislamischen Hamas sehen viele Wähler in dem Amtsinhaber die sicherste Wahl. Zudem ist die liberale Opposition heillos zersplittert, während Netanjahu unumstritten die konservativen Likud-Partei und damit den rechten Regierungsblock Likud-Beitenu anführt.
Der Premier ist ein vehementer Verfechter des Rechts auf Siedlungsbau im Westjordanland und in Ost-Jerusalem. Kritiker werfen ihm vor, Probleme auszusitzen, keine Visionen zu haben und für die sozialen Probleme Israels verantwortlich zu sein. Unter Netanjahu kühlte sich zudem das Verhältnis zu den USA deutlich ab.
Sollte Netanjahu (Spitzname: „Bibi“) die Wahl gewinnen, wäre es für den verheirateten Vater von drei Kindern schon die dritte Amtszeit. (Foto: dpa)
Avigdor Lieberman von der Partei „Unser Haus Israel“ ist Netanjahus wichtigster Verbündeter: Überraschend schmiedeten beide eine Allianz, um bei der Wahl mit der gemeinsamen Liste Likud Beitenu als mit Abstand stärkste Kraft anzutreten. Lieberman allerdings geriet zuletzt in schwieriges Fahrwasser: Nach einer Anklage wegen Korruption trat er von seinem Amt als Aussenminister zurück – blieb aber dennoch die Nummer zwei auf der Netanjahu-Liste.
Lieberman gilt als der Mann fürs Grobe: So verglich er als Aussenminister die Israel-Politik der EU mit dem Verhalten der europäischen Nationen während des Holocaust; Palästinenserpräsident Mahmud Abbas nannte er einen „diplomatischen Terroristen“.
Der 54-Jährige stammt aus der früheren Sowjetrepublik Moldau und kann vor allem bei den etwa eine Million Einwanderern aus der Ex-UdSSR auf Unterstützung hoffen. Israelische Kommentatoren trauen ihm sogar zu, dass er es auf Netanjahus Posten abgesehen hat. (Foto: REUTERS)
Er ist die Überraschung des Wahlkampfs: Der smarte Millionär Naftali Bennett jagt Netanjahu die Stimmen aus dem ultrarechten Lager ab und haucht der ultrarechten religiösen Partei „Jüdisches Heim“ neues Leben ein.
Der 40-jährige frühere Kommandeur einer Elite-Einheit lehnt eine Zweistaaten-Lösung mit den Palästinensern ab, plädiert vehement für den Ausbau der Siedlungen und fordert die Annexion grosser Teile des Westjordanlands, in denen jüdische Siedler leben.
Bennett ist der Sohn von US-Einwanderern und hatte Netanjahu als Stabschef gedient, bis er sich mit ihm überwarf. Der Vater von vier Kindern verkaufte 2005 seine Start-Up-Firma für umgerechnet 111 Millionen Euro. Sein Lebenslauf und sein Auftreten machen ihn auch für jüngere nichtreligiöse Wähler attraktiv. (Foto: AFP)
Er gilt als der liberale Gegenentwurf zu Netanjahu: Der in Israel sehr prominente Ex-Fernsehmoderator Jair Lapid will mit seiner Zukunftspartei Jesch Atid die säkulare politische Mitte Israels erobern. Der wortgewandte 49-Jährige tritt für eine Zweistaaten-Lösung ein, fordert aber Zugeständnisse von den Palästinensern.
Lapid erklärte, keiner Koalition beizutreten, die nicht einen neuen Friedensanlauf unternehme. Dann allerdings wäre er auch zu einer Zusammenarbeit mit der Regierung Netanjahu bereit. Lapid fordert – angesichts der massive Preis- und Mietsteigerungen in Israel – mehr Wohnraum und ein striktes Eintreten gegen Privilegien für Religiöse. Er umwirbt damit die jüngere Mittelschicht.
Prominenz ist er von Kindesbeinen an gewohnt: Sein verstorbener Vater war Justizminister, seine Mutter ist eine bekannte Autorin. (Foto: dpa)
Unter Spitzenkandidatin Schelly Jachimowitsch blüht die in den vergangenen Jahren an den Rand gedrängte traditionsreiche Arbeitspartei wieder auf: Umfragen sehen die linksliberale Avoda als zweitstärkste Kraft.
Die ehemalige Journalistin Jachimowitsch machte die Partei zur Speerspitze der Protest-Bewegung, die seit 2011 vehement für mehr soziale Gerechtigkeit in Israel eintritt: Die Arbeitspartei kritisiert vor allem die zunehmende Verarmung der arbeitenden, gebildeten Mittelschicht.
Die Arbeitspartei ist für eine Friedensregelung mit den Palästinensern: Die ehemalige Armeeoffizierin Jachimowitsch versprach, die Übergabe von Bezirken in Ost-Jerusalem an einen künftigen Palästinenser-Staat zu unterstützen. Eine Beteiligung an einer Regierung unter Netanjahu lehnt sie kategorisch ab. (Foto: dpa)
Mit ihrer eigenen Partei Ha-Tnua (Die Bewegung) geht Zipi Livni an den Start – und wird deshalb für die Zersplitterung der politischen Mitte Israels verantwortlich gemacht. Denn die ehemalige Aussenminsterin war sowohl von der Arbeitspartei als auch von der liberal-konservativen Jesch Atid umworben worden – entschied sich aber dann doch für die Gründung einer eigenen Partei.
Die 54-Jährige tritt für eine rasche Friedensregelung mit den Palästinensern und mehr soziale Gerechtigkeit ein. Livni wäre bei den letzten Wahlen fast Ministerpräsidentin geworden, konnte dann aber keine Koalition bilden. Dieser Misserfolg hängt ihr bis heute nach. Als Oppositionsführerin enttäuschte die ehemalige Mossad-Agentin zudem viele Anhänger. Sie verlor dann bei parteiinternen Wahlen auch den Vorsitz ihrer Kadima-Partei. (Foto: AFP)
Für ihn wird es schwer: Ex-Verteidigungsminister Schaul Mofas tritt für die Kadima-Partei (Vorwärts) in der politischen Mitte an. Allerdings schafft er es nicht, der vor wenigen Jahren noch so erfolgreichen Partei ein Profil zu geben. Kadimas Ansehen hat nach dem kurzzeitigen Eintritt in die Regierung Netanjahus gelitten – laut Umfragen dümpelt sie an der Zwei-Prozent-Grenze und könnte damit sogar den Einzug in die Knesset verpassen. (Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Bei den Wahlen zu Israels neuem Parlament, der 19. Knesset, treten insgesamt 34 Parteien und Listen an. Etwa die Hälfte wird voraussichtlich an der Zwei-Prozent-Sperrklausel scheitern. Die bisherige Regierung bestand aus 17 Fraktionen mit 120 Abgeordneten. (Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Kategorien:Politik








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