Die USA und Israel erhöhen den diplomatischen Druck auf Deutschland, neue Gesetze zum Umgang mit Beutekunst zu erlassen. Nach dem jüngsten Sensationsfund eines Kunstschatzes mit mehr als 1.400 Werken in einer Münchner Wohnung, von denen viele der Nazi-Raubkunst zuzuordnen sind, dringen Amerikaner und Israelis nun ganz allgemein auf eine schnellere und transparentere Entschädigungspolitik für die Erben jüdischer Opfer. Sie stellen jetzt auch Kunstbestände deutscher Museen zur Debatte.
Viele Prominente aus der internationalen Kunstszene kritisieren die deutschen Verfahren zur Rückgabe von Nazi-Raubkunst seit langem als wirkungslos und undurchsichtig.
Anwälte verweisen etwa auf ein Gemälde von Bernardo Bellotto, einem italienischen Maler aus dem 18. Jahrhundert, und auf Arbeiten des deutschen Expressionisten Max Beckmann. In beiden Fällen haben Erben der ursprünglichen Besitzer wegen der mutmasslichen Enteignung durch die Nazis auf Restitution geklagt. Die Anwälte der Kläger sagen aber, sie kämen in der Sache nicht weiter, weil die deutschen Behörden sich einer Schlichtung verweigerten.
Der Streit droht für Deutschland, das ansonsten stolz auf seine Vergangenheitsbewältigung ist, zur internationalen Peinlichkeit zu werden und belastet die Beziehungen zu den USA und Israel. Das Verhältnis zu Washington ist bereits wegen der NSA-Geheimdienstaffäre und der US-Kritik an Deutschlands Exportstärke ordentlich angespannt.
Das Ausland moniert vor allem, dass Deutschlands nationale Gesetze nicht mit den Leitsätzen der sogenannten Washingtoner Erklärung übereinstimmen würden, welche die Rückgabe von Raubkunst regeln und welche Deutschland im Jahr 1998 unterschrieben hat. Demnach ist Deutschland dazu angehalten, von den Nationalsozialisten beschlagnahmte Kunstwerke zu identifizieren, deren rechtmässige Eigentümer auszumachen und diese zu entschädigen.
Andere Länder, darunter auch Österreich und Russland, haben die Erklärung von Washington längst in ihren nationalen Gesetzen verankert.
Das deutsche Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) hat sich auf mehrfache Anfragen per Telefon und E-Mail nicht zurückgemeldet. Ein Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel lehnte einen Kommentar ab.
(JNS / Wall Street Journal)
Kategorien:Kultur

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