Thorazitat des Tages – Thora-Parascha


ThoraUnsere Weisen lehrten uns: „Auf dem Weg, den ein Mensch gehen will – wird er geführt!“

Thora-Parascha

Schabbat „Jitro“
Sidra: 2. Mose 18:1 – 27
Haftara: Jeschaja 6:1 – 13

Jitro-Psalm 19
Lob der göttlichen Gesetze

Die „Zehn Gebote“, die nach der Zählung von Sefer HaChinuch in Wirklichkeit 14 der 613 Mitzwot (Ge- und Verbote) enthalten, beginnt mit dem Vers: „Und Gotte redete alle diese Worte und sprach“ (Schemot 20, 1). Im Kommentar von Raschi (zu Schemot 24,12) lesen wir: „Alle 613 Mitzwot sind in den Zehn Worten enthalten.“ Mit dieser Bemerkung will Raschi die Tatsache unterstreichen, dass alle Mitzwot von Gott stammen – nicht bloss die im Dekalog erwähnten.

Im Talmud (Berachot 13 a) ist vom „Joch der Gebote“ die Rede. Aber die mit der Erfüllung der göttlichen Gesetze verbundene Mühe wird von gläubigen Juden keineswegs als schwere Last aufgefasst. Im Gegenteil, im Morgengebet sprechen sie: „Glücklich sind wir, wie gut ist unsere Anteil, wie lieblich unser Los, wie schön unser Erbe.“

Psalm 19, der dem Wochenabschnitt Jitro zugeordnet wurde, expliziert die im Gebet erwähnte Schönheit unseres Erbes. Der Psalmist lobt die göttlichen Gesetze wie folgt: „Die Lehre des Ewigen ist untadelig, seelen­erquickend, des Ewigen Zeugnis bewährt, macht Toren weise. Die Befehle des Ewigen sind recht, herzerfreuend, des Ewigen Gebot ist lauter, erleuchtet die Augen. Die Furcht des Ewigen ist rein, bestehet ewig, des Ewigen Aussprüche sind wahr, sind gerecht allzumal“ (Verse 8 bis 10). Rabbiner Malbim bemerkt in seinem Kommentar zu diesen Versen, in denen sechs Mal das Tetragrammaton steht, dass hier von sechs Bereichen der Lehre Gottes die Rede ist. Die Laudatio des Psalmisten legt Rabbiner Malbim dahin aus, dass hier in jedem der sechs Bereiche Vorzüge der Tora hervorgehoben werden.

Rabbiner M. Feinstein kritisierte einmal den populären Spruch: „Es ist schwer ein Jude zu sein“. Diese Feststellung ist nämlich unwahr! Der Psalmist zeigt uns eine völlig andere Sichtweise als die der Spruchdummheit; er sagt über die am Berg Sinai verkündeten Gesetze: „Erwünschter noch als Gold und Geschmeide viel und süsser als Honig und feinster Seim“ (Vers 11). (Von: Prof. Dr. Yizhak Ahren)

Sidra Jitro

Amalek und Jitro

Von Chanuka bis Rosch Haschana passieren nicht weniger als sieben Feinde die Revue. Abgesehen von den Kreuzrittern, der spanischen Inquisition und den russischen Kosaken ziehen an Chanuka die Griechen vorbei, an Purim der Haman, an Pessach die Ägypter, an Jom Haschoa die Nazis, an Jom Ha’azma’ut die Arabischen Länder und an Tischa be’Aw die Babylonier und die Römer. Kein Wunder, dass wir davon durchdrungen sind, die ganze Welt sei gegen uns und dass wir in jeder kritischen Haltung oder Frage uns gegenüber antisemitische Tendenzen sehen. Es scheint, dass diese Sensibilität älter ist, als man denkt.

Der Anfang von ‚Jitro‘, der Sidra dieser Woche, erzählt uns über Jitro, den midjanitischen Priester und Schwiegervater von Mosche. Dieser Jitro bringt Zipora, Mosches Frau, und ihre Söhne Gerschom und Eli’eser zu Mosche, nachdem er gehört hat, das Volk Israel habe Ägypten verlassen. Jitro beobachtet Mosches Führungsfähigkeiten und sein solistisches Auftreten machen Jitro Sorgen. Er gibt Mosche den weisen Rat, einen Beamtenapparat zu gründen, die Verantwortung zu delegieren und die Aufgaben zu teilen. Mosche befolgt diese und andere seiner Ratschläge.

Jitros Coaching des Mosche wird uns direkt nach dem feigen Angriff von Amalek auf die Schwachen des Volkes Israel vermittelt. Rabbiner Awraham Ibn Esra (1089-1164) wirft in seinem Kommentar zum Buch Schemot die Frage auf, was wir von der uns gegebenen Reihenfolge der Ereignisse  – erst die Missetat Amaleks und gleich danach die Wohltat Jitros – lernen können. Hier seine Antwort: Die Boshaftigkeit von Amalek und die Güte von Jitro formen ein Gleichgewicht. Rabbi Mosche ben Nachman (1194 – ± 1270) kommentiert seinerseits Ibn Esra folgendermassen: Wenn das Volk Israel dazu kommt, die Amalekiter zu vertilgen [1], muss es darauf acht geben, die Nachkommen Jitros nicht mit zu vertilgen, denn Jitro war gut zu Israel.  

Schon die mittelalterlichen Rabbiner warnen also vor der Möglichkeit, Jeden nicht zum Volk Israel gehörenden, zunächst als Feind zu klassifizieren und ihm folglich dementsprechend entgegen zu treten. Die Rabbinen lehren uns, dass die Redaktoren der Tora sich darüber Gedanken gemacht haben und genau aus diesem Grund die Reihenfolge der Abschnitte so wie sie nun ist, bestimmten. Wir sollten daraus lernen, dass die uns feindselig Gesinnten gewiss zahlreich sind, es jedoch bestimmt Menschen gibt, die sich für das Wohl der dem Volk Israel Zugehörigen einsetzen.

Auch wir im 21. Jahrhundert lebenden Juden sollten darauf bedacht sein, nicht hinter jedem Strauch antisemitische Gefahren zu wittern. Ja, es gibt Menschen die uns nicht mögen, zum Glück aber auch Jitros, die die Bilanz wiederherstellen.

Schabat Schalom,
Rabbiner Reuven Bar Ephraim, JLG Zürich

[1] Siehe Dewarim [5. BM] 25, 19.

Paraschat Haschawua: jitro.1.j.pdf, jitro.haftara.pdf



Kategorien:Gesellschaft

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