Immer mehr israelische Start-ups zieht es nach Berlin


ISRAEL-60TH ANNIVERSARY-TEL AVIVIsrael ist weltweit bekannt für seine Start-up Gründerkultur. In keinem Land ist das eingesetzte Venture Capital so hoch, wie in Israel und mit mehr als 4000 Start-ups ist Israel weltweit das Land mit der höchsten Dichte an Neugründungen. Tel Aviv rangiert auf Platz zwei hinter dem Silicon Valley im internationalen Vergleich der besten Gründerstandorte des Genome-Projekts.

Nun ist aber zu beobachten, dass es immer mehr israelische Jungunternehmer nach Berlin zieht. So halten sich momentan in Berlin mehr als 17.000 zumeist junge Israelis auf, wie die Nachrichtenagentur AFP mitteilt. Israelischen Zeitungen zufolge sollen künftig Israelis und Deutsche bis zu sechs Monate lang im jeweils anderen Land ohne bürokratischen Aufwand arbeiten können. Das ermögliche Touristen problemlos ein Arbeitsvisum zu beantragen. Diese Vereinbarung soll beim fünften deutsch-israelischen Regierungstreffen unterzeichnet werden. Somit könnte sich die Zahl der Ansiedlungen von israelischen Start-ups in der Zukunft noch erhöhen.

Die Beratergesellschaft McKinsey hat einen neuen Trend der Israelis ausgemacht. „Immer mehr Israelis ziehen nach Berlin, um hier zu studieren oder zu arbeiten. Berlin und besonders Tel Aviv haben eine ähnlich trendige Kultur. Das stärkt die jüdisch-israelische Szene und Community in Berlin“, sagt der Leiter des Berliner McKinsey-Büros, Christian Malorny.

Die deutsche Hauptstadt hat im Ausland an Attraktivität gewonnen und lockt israelische Jungunternehmer nach Berlin. Im Vordergrund steht die Erwartung, dass es hier künftige eine grössere Nachfrage für ihre Produkte geben wird. So spricht der Talking-Layers-Chef Harel davon, dass in Berlin unter den israelischen Jungunternehmern eine Art Kibbuz-Atmosphäre entstanden ist. In Israel ist der Kibbuz eine ländliche Siedlung, in denen Menschen nicht nur zusammen arbeiten sondern auch ihr Einkommen miteinander teilen. Unter zugewanderten jungen israelischen Geschäftsleuten soll es in Berlin ähnlich zugehen.

Das Unternehmen Talking Layers ist eine Vermarktungsfirma für Online-Werbung und wird seit 2012vom Israeli Amir Harel geführt. Der Sitz seiner Firma ist in Berlin, seine Kunden sind Israelis, die Firma ist in Israel registriert und auch das Kapital stammt aus Tel Aviv.

Laut einer Studie von McKinsey soll in den nächsten fünf Jahren Berlin der beste Standort für Gründer in Europa werden. Momentan belegt die Stadt demnach Platz fünf der europäischen Top-Standorte für Start-ups. Tel Aviv, London, Paris und Moskau liegen aktuell noch vor Berlin. Momentan wächst rasant die Anzahl der Start-ups in der britischen Hauptstadt. Bis zum Jahr 2020 könne Berlin die führende Gründermetropole in Europa werden. Denn der Studie zufolge soll es hier möglich sein, dass durch Neugründungen von Unternehmen 100.000 neue Jobs erwartet werden. In den Start-ups selbst wird von 40.000 neuen Arbeitsplätzen ausgegangen, weitere 60.000 wiederum durch den Multiplikatoreneffekt erwartet. Denn jeder neue Arbeitsplatz steigert seiner Seits die Nachfragen an weiteren Beschäftigten.

Wenn Berlin die führende Gründermetropole in Europa werden will, müssen an diesem Standort ihre grösste Schwäche beheben werden. McKinsey werden in Berlin wachsende Start-ups schlecht finanziert. Während im Silicon Valley 11,2 Milliarden Euro Risikokapital investiert wurden, waren es in Berlin bis jetzt nur 184,3 Millionen Euro. McKinsey-Direktor Malorny hegt die Hoffnung, wenn jedoch in den Gründerstandort Berlin Bewegung kommt, so könnten auch vermehrt ausländische Investoren in Berlin zu erwarten sein.

Im Jahr 2010 zog es auch den 31-jährigen Israeli, Asaf Moses, nach Berlin und hat mit seinem deutschen Partner Sebastian Schulze Upcload gegründet. Das Unternehmen bietet ihren Kunden eine Technologie an, mit der die Körpermasse einer Person mit einer Webcam erfassten werden können. Anschliessend empfiehlt die Software den Benutzern die passenden Kleidergrössen, mit der sie in Onlineshops auch passend kaufen können. Upcload will so die Rücksendequoten bei den Onlineshops reduzieren. Zu dem bekanntesten Kunden gehört der Internet-Modehändler Zalando. „Die Venture-Capital-Fonds müssen in Berlin noch ausgebaut werden“, sagt Moses und sieht Berlin ebenfalls noch in der Wachstumsphase.

Der Mitbegründer vom Start-up Capsuling.Me, Daniel Paz, sagte: „In Tel Aviv können wir oft nicht mit Kunden ausserhalb Israels sprechen, auch wenn unsere Regierung Friedensverträge unterzeichnet“. Capsuling.Me bietet eine mobile App, die Smartphone-Nutzern standortspezifische Neuigkeiten aufbereitet.

Der Vorteil gegenüber Tel Aviv liegt darin, dass Berlin einen grösseren Markt bietet und das Israelis in Berlin von ihrem Ruf profitieren. Dazu meint Shani Leiderman, Geschäftspartnerin von Capsuling.Me-Gründer Paz: „Die Deutschen wissen den Unternehmergeist, die Kreativität und Chuzpe der Israelis zu schätzen“. Chuzpe ist als eine intelligente Unverschämtheit und charmante Penetranz zu verstehen. Er ist sich den Vorurteilen vieler Deutschen gegenüber den Israeli bewusst und ebenso selbstbewusst fasst er diese als ein Kompliment auf. „Israelis haben Ideen und die Deutschen haben Organisationsfähigkeiten“, sagt Paz. Aus diesem Grund sind für ihn Berlin und Tel Aviv als Standorte keine Konkurrenten sondern Partner für die Zukunft.

(JNS, Chaim Stolz)



Kategorien:Wirtschaft

Schlagwörter:, ,

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..