Ein Bewaffneter hat im Jüdischen Museum in Brüssel am Samstag um 15.50 Uhr drei Menschen erschossen. Ein weiterer Mensch wurde bei der Bluttat am Tag vor der Parlamentswahl und der Europawahl in Belgien schwer verletzt. Dieser befindet sich in kritischem Zustand, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf Rettungskräfte berichtete. Mindestens 12 weitere Person erlitten einen Schock und werden betreut. Eine Person soll sich zur Zeit in Haft befinden, aber der Bericht wurde nochnicht offiziell bestätigt.
Die Organisation Belgische Liga gegen den Antisemitismus verurteilte die Tat als Akt des „Terrorismus“. Laut Belga fuhr der Angreifer in einem Auto vor dem Museum vor, betrat das Gebäude, eröffnete das Feuer und floh anschliessend. Augenzeugen konnten demnach das Kennzeichen des Fluchtwagens notieren. Laut der belgischen Innenministerin Joelle Milquet müssen die Opfer – nach ihren Worten zwei Frauen und ein Mann – noch identifiziert werden. „Wir wissen bisher nicht, ob es sich um Touristen handelt oder um Angestellte des Museums.“
Auf die Frage von Journalisten, ob es sich um ein antisemitisches Attentat handele, sagte die Ministerin: „Es gibt eine starke Vermutung.“ Aber es sei Sache der Ermittler, dies festzustellen. Milquet kündigte einen verstärkten Schutz für jüdische Einrichtungen in Belgien an. Nach den Worten des Brüsseler Bürgermeisters Yvan Mayeur gibt es eine Spur zu dem mutmasslichen Täter. Zu Details nahm er keine Stellung.
Der Unbekannte kam nach Angaben des Radiosenders RTBF am Nachmittag mit einem Rucksack in das Museum, schoss um sich und flüchtete dann mit einem Auto. Augenzeugen hätten das Nummernschild erkannt. Die Polizei riegelte das Areal um das Museum ab.
Das Museum hatte vor neun Jahren seine Pforten geöffnet. Es hat eine bedeutende Sammlung mit Objekten der jüdischen Tradition. Aussenminister Didier Reynders hielt sich zum Zeitpunkt der Tat nach eigenen Angaben etwa 100 Meter entfernt in einem Lokal auf. In den Brüsseler Innenstadt waren viele Menschen unterwegs. Auf dem nahe gelegenen Sablon-Platz lief das Brüsseler Jazzmarathon-Festival weiter.
„Der Mörder ist vorsätzlich in ein jüdisches Museum gegangen“, teilte Joel Rubinfeld, Präsident der Belgischen Liga gegen den Antisemitismus der Nachrichtenagentur AFP mit. Er bestätigte zugleich die Opferzahl. „Das musste leider geschehen“, beklagte Rubinfeld. Es sei zuletzt immer leichter möglich gewesen, antisemitische Parolen zu äussern. Die Tat sei „das Ergebnis eines Klimas, das Hass verbreitet“.
Jüdische Organisationen in Belgien gingen kurz nach der Tat von einer antisemitischen Motiv aus. Der Rat der Juden in Belgien gab an, es handle sich «wahrscheinlich um einen Terrorakt». Der Tageszeitung „La Libre“ teilte die Organisation aber mit, es habe zuletzt keine Drohungen gegen das Museum gegeben.
Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe direkt hinter der Eingangstür im Innern des Museums die Leichen einer jungen Frau und eines Manns liegen sehen. Der Kopf der Frau sei blutüberströmt gewesen.
Ministerpräsident Elio Di Rupo äusserte sich „sehr schockiert“. Aussenminister Didier Reynders, der sich am Tatort befand, zeigte sich im Kurzbotschaftendienst Twitter „schockiert von den Morden“. „In Gedanken bin ich bei den Opfern, die ich dort gesehen habe, und bei ihren Familien“, schrieb er.
Auch Innenministerin Joelle Milquet eilte zum Tatort, der von der Polizei weiträumig abgeriegelt wurde. „La Libre“ berichtete, der Angreifer und ein weiterer Mann seien mit einem Audi zum Museum gekommen und geflüchtet. Die Polizei äusserte sich zunächst nicht, auch das Museum war telefonisch nicht erreichbar. In der Nähe des Tatorts im belebten Zentrum von Brüssel befinden sich ausser dem Museum vor allem zahlreiche Antiquitätenhändler.
(JNS und Agenturen)
Kategorien:Sicherheit
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