Einerseits ist man in Israel zufrieden, dass im Gaza-Konflikt die Waffen schweigen. Andererseits steht man der jüngsten Waffenruhe sehr skeptisch gegenüber. In Israel vertraut man der radikalen Hamasführung im Gazastreifen nicht. Dass die Hamas und der Islamische Dschihad bereit sind, über einen Waffenstillstand zu reden, hat nach israelischer Ansicht nur einen Grund: Sie wollen keine Niederlage zugeben.
Der Waffenstillstand hat die Hamas vor einer Niederlage gerettet. Das spüren besonders jene israelische Soldaten, die an der Front kämpften. Im palästinensischen Rundfunk prahlen jetzt die verschiedenen Hamasführer, dass sie dank ihrer mutigen Kämpfer Israel besiegt hätten.
Die israelischen Soldaten, die an den Kämpfen im Gazastreifen teilgenommen haben und in den vergangenen 48 Stunden zurückgekehrt sind, sprechen von einer vergebenen Chance. „Auf der einen Seite sind wir natürlich froh, nach Hause zu gehen, aber andererseits haben wir auch das Gefühl, etwas verpasst zu haben“, erklärte beispielsweise der israelische Reserveoffizier Roi Schevach, der mit seinen Soldaten für die Vernichtung der Terror-Tunnel mitverantwortlich war. „Wir empfinden, als seien wir auf einer Party gewesen, bei der die Atmosphäre immer heisser wird. Plötzlich wird uns das Ende mitgeteilt und gesagt: Geht nach Hause!“
Viele Offiziere und Soldaten betonten gegenüber Medien, dass Israel den Kampf gegen die Terroristen im Gazastreifen zu früh beendet habe. „Wir hätten ein für alle Mal die Hamas und ihre Terrorgruppen vernichten sollen“, meinte ein 22-jähriger Golani-Soldat: „Was wir jetzt nicht geschafft haben, wird uns in der Zukunft wieder überraschen.“
Ein anderer Soldat betonte, dass trotz der Verluste die Moral der israelischen Soldaten sehr hoch gewesen sei und alle verstanden hätten, dass dieser Krieg gerecht sei. „Mein Gefühl ist, dass wir in 18 Monaten wieder in diese idiotische Kampfrunde eintreten müssen, weil die Terroristen im Gazastreifen uns einfach keinen Frieden gönnen“, sagte Yuval aus Tel Aviv, der für drei Wochen im Süden war. „Ich habe drei Kinder zu Hause und weiss, dass meine Frau sich wahnsinnig nach mir sehnt, und ich mich auch nach ihr. Aber in diesem Fall hätten wir die Hamas so schlagen sollen, dass sie es sich hundert Mal überlegt, ob sie uns erneut angreift.“
Dasselbe betonen auch etliche Politiker, die von Versäumnissen im Gazastreifen reden. „Wir glauben, dass wir diesen Krieg beendet haben, ohne dass dieser Krieg wirklich ein Ende hat“, sagte im israelischen Rundfunk der israelische Knessetabgeordnete der linksorientierten Arbeiterpartei, Arel Margalit. „Unsere Feinde führen einen Zermürbungskrieg, in dem keine klare Entscheidung getroffen wurde.“ Ob Israel dadurch ein, zwei oder noch mehr Jahre Ruhe gewonnen hat, wird die Zeit zeigen. Aber im Volk ist man skeptisch.
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