
Noch in der Nacht demonstrierten Sympathisanten von Rabbi Yehuda Glick mit grossen Israel-Fahnen am Tatort.
Nach dem Mordversuch an Rabbiner Yehuda Glick (50) in der Nacht zum Donnerstag haben die israelischen Sicherheitsbehörden entschieden, den Tempelberg heute und morgen für alle Besucher, Muslime und Nicht-Muslime, zu schliessen. Der mutmassliche Attentäter, Muataz Hijazi (32), starb bei einem Schusswechsel mit israelischen Spezialkräften. Er war wegen Terror-Aktivitäten vorbestraft und soll Mitglied des Islamischen Dschihad sein. Glick liegt nach einer Notoperation in kritischem Zustand auf der Intensivstation einer Jerusalemer Klinik.
Glick ist einer der prominentesten jüdischen Tempelberg-Aktivisten in Israel. Sein Ziel: Auch Juden sollen uneingeschränkt auf dem Gelände beten dürfen, wo einst der jüdische Tempel stand. Bislang beanspruchen die Muslime das Gelände für sich. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte kürzlich dazu aufgerufen, die Al Aksa-Moschee „mit allen Mitteln“ gegen „jüdische Siedler“ zu verteidigen. Damit legitimierte er Gewalttäter. Yehuda Glick war in den vergangenen Monaten mehrfach bedroht worden.
Der Knesset-Abgeordnete Moshe Feiglin wurde Augenzeuge des Attentats, das sich nach Ende der Veranstaltung „Israels Rückkehr auf den Tempelberg“ ereignete. Glick hatte im Begin-Zentrum vor Politikern gesprochen. Zum Anschlag kam es, als der Rabbi gegen 22.30 Uhr auf dem Weg zu seinem Auto war. Feiglin schilderte den Hergang so: „Der mutmassliche Killer wandte sich Glick zu und fragte ihn mit schwerem arabischen Akzent, ob er Yehuda Glick wäre. Als der das bejahte, feuerte er aus nächster Nähe mehrere Schüsse auf ihn ab.“ Glick wurde in Brust, Nacken, Magen und in die Hand getroffen. Eine Notoperation rettete ihm das Leben, aber er schwebt weiterhin in Lebensgefahr.
Der schwarz gekleidete Mann flüchtete auf seinem Motorrad. Polizeisprecher Micky Rosenfeld berichtete, dass Spezialkräfte nach dem Täter fahndeten. Sie spürten den Mann in Ost-Jerusalem im Stadtteil Abu Tor auf und umstellten das Gebäude. Als er die Polizisten bemerkte, habe er das Feuer auf sie eröffnet, so Rosenfeld. Die Polizisten schossen zurück, der Mann wurde getötet. Derzeit untersuchen die Ermittler, ob der Dschihadist für weitere ungeklärte Terror-Straftaten in Frage kommt.
Verteidigungsminister Moshe Ya’alon erneuerte in einer Stellungnahme seine Vorwürfe gegen die Palästinenserführung: Der Mordversuch an Yehuda Glick sei eine Folge des Hasses, der gegen Juden und den Staat Israel geschürt werde: „Abbas verbreitet Lügen und versprüht Gift gegen das Recht der Juden, in ihrem Land zu beten. Das Ergebnis ist Terror.“
Israels Ministerpräsident Netanjahu gerät durch den Anschlag politisch unter Druck. Kritiker werfen ihm vor, er sei mit Bauplänen für neue Wohngebiete und Auseinandersetzungen mit den USA beschäftigt, anstatt sich um Ruhe und Sicherheit in Jerusalem zu bemühen. Handelsminister Naftali Bennett erklärte: „Sicherheit entsteht nicht durch Worte, sondern durch Taten.“ Mit dem Mordanschlag sei „eine rote Linie aus Blut“ überschritten worden.
In ganz Jerusalem wurden heute die Sicherheitsmassnahmen verstärkt. Rund um den Tempelberg wurden starke Polizeieinheiten zusammen gezogen. Palästinenserpräsident Abbas machte selbstherrlich Israel für die Spannungen in Jerusalem verantwortlich. Die Schliessung des Tempelberges bezeichnete er als „Kriegserklärung“. (ih)
Kategorien:Sicherheit
Mossad plante die Überwachung russischer Oligarchen in Italien
Belege für Einsatz iranischer Drohnen in Ukraine
Was Israel aus Russlands-Krieg gegen die Ukraine lernen können
Sicherheitsrisiko Türkei – Iranische Attentäter warteten im Hotel
Hinterlasse einen Kommentar