Der israelische Sozialphilosoph Avischai Margalit erhält den diesjährigen Dr. Leopold Lucas-Preis der Universität Tübingen. Damit würdigt die Evangelisch-Theologische Fakultät die Suche des jüdischen Akademikers nach „einer grundlegenden Politik- und Gesellschaftsorientierung jenseits aller ideologischen, ethischen und religiösen Fundamentalismen“.
Margalit wurde 1939 in Afula geboren und wuchs in Jerusalem auf. Nach dem Studium der Philosophie und Wirtschaftswissenschaften in Jerusalem leistete er seinen Wehrdienst in der Nahal-Fallschirmjäger-Einheit ab, die im Sechs-Tage-Krieg am 7. Juni 1967 an der Eroberung von Ost-Jerusalem beteiligt war. Er engagiert sich vielfältig in dem Teil der israelischen Friedensbewegung, die sich im israelisch-palästinensischen Konflikt energisch für die Zwei-Staaten-Lösung einsetzt. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2008 hatte Margalit die renommierte Shulman-Professur für Philosophie an der Hebräischen Universität von Jerusalem inne und ist seitdem George F. Kennan-Professor am „Institute for Advanced Study“ in Princeton.
Im Zentrum seiner Überlegungen zur praktischen Philosophie steht die Konzeption einer „anständigen“ Gesellschaft. Charakteristisch ist es nach Margalits Urteil, dass ihre schwächeren Mitglieder durch die sozialen Institutionen nicht systematisch erniedrigt, gedemütigt oder entwürdigt werden. Den Ansatz hat er in unterschiedlichen Publikationen an aktuellen Konfliktbeispielen durchgespielt.
Der Dr. Leopold-Lucas-Preis würdigt alljährlich hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Theologie, der Geistesgeschichte, der Geschichtsforschung und der Philosophie. Er ehrt insbesondere Persönlichkeiten, die zur Förderung der Beziehungen zwischen Menschen und Völkern wesentlich beigetragen und sich durch Veröffentlichungen um die Verbreitung des Toleranzgedankens verdient gemacht haben. Die Auszeichnung wurde 1972 von dem am 9. Juli 1998 verstorbenen Generalkonsul Franz D. Lucas, ehemals Ehrensenator der Universität Tübingen, zum 100. Geburtstag seines in Theresienstadt umgekommen Vaters, des jüdischen Gelehrten und Rabbiners Dr. Leopold Lucas, gestiftet.
Die Evangelisch-Theologische Fakultät vergibt den Preis alljährlich im Namen der Universität Tübingen. Er ist mit 50.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet am 24. Mai im Festsaal der Hochschule statt.
Kategorien:Wissenschaft
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