Einem Enthüllungsbuch zufolge sollen israelische Mossad-Agenten für gezielte Tötungen im Iran verantwortlich sein. Auch Atomwissenschaftler seien unter den Opfern. In Israel sorgt das neue Enthüllungsbuch der Journalisten Dan Raviv und Yossi Melman für Aufregung. Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad sollen ihren Recherchen zufolge für Morde an iranischen Atomwissenschaftlern verantwortlich sein. Der Mossad setze im Iran eine verdeckte Einheit namens Kidon (Hebräisch für Bajonett) ein, schreiben Raviv und Melman in „Spies Against Armageddon: Inside Israel’s Secret Wars“. Raviv ist CBS-News-Korrespondent, Melman ein bekannter israelischer Reporter.
Die Killer seien israelische Agenten, die aus arabischen Ländern oder dem Iran stammten. Es handele sich nicht um vor Ort angeheuerte iranische Kollaborateure, schreiben die Autoren. Die speziell ausgebildeten Agenten bewegten sich mit gefälschten Dokumenten frei im Land des Erzfeinds.
Es sei das Markenzeichen der Agenten, mit „sorgfältigen Erschiessungen“ und Haftbomben schnell zuschlagen zu können, sagten die Autoren am Wochenende. Solche Aufträge würden nicht an externe Killer „ausgelagert“, sondern vom Mossad selbst umgesetzt und müssten vom Regierungschef genehmigt werden, sagte Raviv.
Die Anschläge auf iranische Atomwissenschaftler seien Teil eines „geheimen Krieges“, den Israel gegen die Entwicklung einer iranischen Atombombe führe. Israel stehe auch hinter den jüngsten Cyber-Attacken auf iranische Atomanlagen.
Im Mai war im Iran ein angeblicher Mossad-Agent im Iran verurteilt und hingerichtet worden. Jamal Fasihi wurde gehängt, weil er 2010 den Atomwissenschaftler Massud Ali-Mohammadi ermordet haben soll. Insgesamt wurden im Jahr 2010 zwei Forscher bei Attentaten getötet. Im Januar 2012 starb bei einem tödlichen Bombenanschlag der iranische Wissenschaftler Mostafa Ahmadi Roshan. Die iranische Führung machte Israel und die USA verantwortlich.
Israel und die USA werfen dem Iran vor, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms an der Entwicklung von Kernwaffen zu arbeiten. Der Iran weist das zurück und beschuldigt jetzt Deutschland, in die Anschläge auf Atomwissenschafter aus der Islamischen Republik verwickelt zu sein. Neben den USA, Israel und Grossbritannien hätten auch Geheimdienste aus Deutschland und Frankreich bei den Attentaten die Hände im Spiel gehabt.
Mit diesen Worten zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Irna am Freitag Geheimdienstminister Heidar Moslehi. Ein Sprecher der deutsche Regierung erklärte, „derartige abstruse Vorwürfe“ würden nicht kommentiert.
Seit 2010 wurden mindestens vier iranische Forscher mit Verbindung zum Atomprogramm bei Anschlägen getötet. Die Führung in Teheran beschuldigte als Drahtzieher vornehmlich die USA und Israel.
Während die Vereinigten Staaten die Vorwürfe zurückwiesen, schwieg Israel dazu. Der Iran wird beschuldigt, unter dem Deckmantel der Energieerzeugung an Atomwaffen zu arbeiten. Die Führung in Teheran bestreitet dies und verweist auf ihr Recht auf Nutzung der zivilen Atomtechnik.
Dass Moslehi nun Vorwürfe gegen Deutschland und Frankreich erhob, ist für Oliver Thränert vom Zentrum für Sicherheitsstudien in Zürich ein Zeichen, dass der Minister jeglichen Kompromiss in den Verhandlungen mit den sechs Weltmächten im Atomstreit ablehnt.
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