Thorazitat des Tages – Thora-Parascha


Das Wissen eines Menschen, dass alles was ihm widerfährt zu seinem Guten ist, gleicht so etwas wie dem Paradies, also dem Garten Eden!“

Thora-Parascha

„Ki Tissah – Wenn du zählst“ Shabbat Parah
Wochenabschnitt: 2. Mose 30,11 bis 34,35 & 4. Mose 19,1-22
Haftara-Prophetenlesung: Hesekiel 36,16-38

Ki Tissa-Psalm 75
Folgen von Zügellosigkeit

In Kapitel 32 des Buches Schemot finden wir einen Bericht über die Episode mit dem Tanz um das Goldene Kalb: „Und Mosche sah, dass das Volk zügellos geworden war, denn Aharon hatte es zügellos werden lassen, zum Verruf  bei ihren Widersachern“ (Vers 25).  Die Sünder hatten, wie Rabbiner Hertz erklärt, das zweite Gebot des Dekalogs verletzt; auch kam es zu Handlungen von Unzucht und Blutvergiessen (siehe Raschi zu Vers 6). Als Mosche das Kalb und die Reigentänze sah, zerschlug er die Tafeln des Zeugnisses; unsere Weisen sagten, der Ewige habe diese mutige Tat gebilligt (siehe Raschi zu Dewarim 34, 12). Die Gesetzesübertreter wurden nach Anweisung Gottes bestraft (Verse 27 ff.). 
 
In Psalm 75 ist ebenfalls von  Frevlern und vom himmlischen Gericht die Rede. Der Psalmist spricht im Namen des Ewigen: „Zur Frist, die ich mir setze, werde ich in Geradheit richten. Es vergeht die Erde und ihre Bewohner, ich richte ihre Säulen auf“ (Verse 3 und 4).  Nach dem Kommentar von A. Chacham besagen die zitierten Verse, dass die Menschen vor dem Wirken der göttlichen Herrlichkeit  keine Angst zu haben brauchen: Gott beabsichtige nicht, die Schöpfung zu zerstören; im Gegenteil, er will ihren Bestand sichern. 
 
Die Säulen des Gesetzes sowie die Tatsache, dass Gott als Richter auftritt, darf ein Mensch nie vergessen. Daher warnt der Psalmist: „Ich sagte zu den Heuchlern: heuchelt nicht, und zu den Gesetzlosen: erhebet nicht das Horn“ (Vers 5). Die Gesetzlosen sollen nicht anderen Schaden zufügen, wie dies ein Stier mit seinen Hörnern tun kann.
 
Die angekündigte Bestrafung der Gesetzlosen durch den Ewigen sollte jeden Menschen von Zügellosigkeit abschrecken: „Sondern Gott ist Richter, diesen erniedrigt, jenen erhöht er. Denn ein Kelch ist in der Hand des Ewigen,  und es schäumt der Wein, voll ist er des Mischtrankes, und er schüttet aus davon, seine Hefen nur schlürfen, trinken all die Frevler des Landes“ (Verse 8 und 9).

shabbat_shalomSehr viele Juden suchen nach dem vollkommenen Segen! Den Segen, den unsere Stammesväter Abraham, Itzchak und Jakob von Gott erhielten. So heisst es beispielsweise bei Abraham:

„… und Gott segnete ihn in allem!“ (1. Buch Moses, Kapitel 24, Satz 1)

Im Bezug auf Itzchak heisst es in der Thora, durch sein eigen gesprochenes Wort:

„… ich habe von allem …!“ (1. Buch Moses, Kapitel 27, Satz 33)

Und im Bezug auf Jakob steht mit seinen eigenen Worten:

„… ich habe alles …!“ (1. Buch Moses, Kapitel 33, Satz 11)

Infolgedessen bitten wir Gott im Birkat Hamason, also dem grossen Tischgebet, das Er uns sowie alles was uns gehört und auch jene, die uns am Herzen liegen, doch bitte in allem, von allem und an allem segnen solle.

Gott will für uns alle natürlich nur das Beste und noch viel mehr als wir uns es selbst wünschen, so wie einst König David sagte:

„Gott ist gnädig und barmherzig; langmütig und gross an Liebe“(Psalme Davids, Psalm 145, Vers 8)

Doch damit Er uns tatsächlich jede Sekunde in unserem Leben mit einem vollkommenen Segen beschenkt, müssen wir uns folgende Worte genau ansehen:

„Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte Er von all Seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, damit es weiter wirke.“ (1. Buch Moses, Kapitel 2, Satz 3)

Gott wies uns in der Thora mit den Worten: „damit es weiter wirke“ eindeutig darauf hin, dass wir selbst auch was tun müssen, um so ein wahrhaftiges Weiterwirken zu bewerkstelligen!

Nun stellt sich allerdings die Frage, was Gott genau von uns möchte!

Dieser ebenerwähnte Teilausschnitt aus der Thora bezieht sich auf den heiligen Schabbat. Demnach will Gott von uns, dass wir den heiligen Schabbat ehren und hüten, denn dadurch machen wir das, was Gott im Grunde genommen mit Seiner Erschaffung wollte: Damit es weiter wirke !

Damit die Welt also weiter existieren kann, bedarf es unseres Tuns! Indem wir uns an die Gesetze Gottes halten. Vor allem an die Gesetze des Schabbats! Denn dadurch erlangt man wahrhaftig einen vollkommenen Segen! So wie es heisst:

„Dem Schabbat entgegen – kommt lasst uns gehen, denn er ist die Quelle des Segens …“ (Schabbat-Lied Lecha Dodi, Vers 2)

Wenn ein Jude sich also wahrhaftig danach sehnt, dass Gott seine unbeschreibliche Liebe über ihn in Form eines vollkommenen Segens schüttet, dann muss man selbst danach trachten, den Schabbat zu ehren! Dasselbe gilt dann natürlich auch oder erst recht für alle anderen Ge- und Verbote der Thora!

Halten wir also fest:

Das Judentum hängt vom Tun ab! Im dem tut, was Gott selbst tut!

Wenn Gott am siebten Tag ruhte, dann müssen wir auch ruhen! Wenn Gott es uns befielt Tefillin zu legen, dann müssen wir die Tefillin legen usw.

Doch bei allem was ein Mensch tut, muss er den Willen haben, Ihn dadurch kennen und schätzen lernen zu wollen!

Um also wirklich verstehen zu können was Gott von jeden einzelnen von uns möchte, bedarf es zunächst das Lesen des Buches: „Im Garten des Glaubens“, denn es lehrt uns unmissverständlich, dass die Basis von allem der Glaube an Gott ist!

Und einer der grössten Glaubensbeweise eines Menschen ist das Einhalten und Hüten des heiligen Schabbats! Die Einhaltung des Schabbats verkörpert zweifellos Glaube pur!

Im Schulchan Aruch steht: Ein Mensch, der beispielsweise ein Glas Wasser trinkt, allerdings vorher nicht den dazugehörigen Segensspruch sagte, gilt als Dieb!

Solch ein Mensch bestiehlt also Gott! Weshalb!? Das lernen wir u.a. aus den Psalmen Davids. Dort heisst es nämlich zum einen:

„Dem Ewigen gehört die Welt samt ihrer Fülle, die Welt und alle die darin wohnen.“ (Psalme Davids, Psalm 24, Vers 1)

Und zum anderen heisst es:

„Der Himmel, ist der Himmel Gottes. Aber die Erde hat er den Menschen gegeben.“ (Psalme Davids, Psalm 115, Vers 16)

Dieser augenscheinliche Widerspruch erklärt, weshalb ein Jude, der ein Glas Wasser trinkt ohne vorher darüber den dazugehörigen Segensspruch zu sprechen, als ein Dieb gilt!

Denn zunächst gehört alles ausnahmslos Gott, so wie es heisst:

„Dem Ewigen gehört die Welt samt ihrer Fülle, die Welt und alle die darin wohnen.“ (Psalme Davids, Psalm 24, Vers 1)

Daher muss ein Mensch also etwas tun, um Gott, dem ja alles gehört, nicht zu bestehlen!

Was muss er aber tun!?

In dem Fall muss man beispielsweise den Segensspruch vor dem Wassertrinken sprechen! Und somit ist Gott zufrieden und deshalb heisst dann auch:

„Der Himmel ist der Himmel Gottes. Aber die Erde hat er den Menschen gegeben.“ (Psalme Davids, Psalm 115, Vers 16)

Infolgedessen gilt solch ein Mensch als gerecht und gut und nicht etwa als ein Dieb!

Man sieht also erneut, dass unsere Arbeit im Tun liegt! Im Tun was Gott von uns möchte!

Doch dabei darf man nicht ausser Acht lassen, dass man bereits als ein Dieb in den Augen Gottes gilt, wenn man nur ein Glas Wasser zu sich nimmt, ohne vorher den entsprechenden Segensspruch gesagt zu haben! Und dies gilt bei allen anderen Dingen im Leben erst recht so! Ein Mensch muss sich bei und um alles an Gott wenden!!!

Ein Mensch, der also etwas tut oder eine Mitzwa ausführt – aber dies ohne sich vorher an Gott zu wenden -also nur aus eigenem Verständnis heraus, gleicht einem ungläubigen Menschen! Denn er geht ja davon aus, er könne sein Leben alleine – d.h. ohne die Hilfe Gottes – in den Griff bekommen. Und eben darin liegt der grosse Fehler, den heutzutage sehr viele Menschen begehen. Ein Mensch, der wirklich an Gott glaubt weiss mit absoluter Sicherheit, dass er ohne die Hilfe Gottes nicht einmal in der Lage wäre, seinen kleinen Finger zu bewegen, geschweige denn ein Glas Wasser zu trinken!

König David hatte daran keine Zweifel und wandte sich immer flehend an Gott:

  • „Lass mich meinen Weg in Deiner Wahrheit finden“ (Psalm 25, Vers 5) – In Deiner und nicht etwa in meiner!
  • „Lass mich Deine Wege erkennen“ (Psalm 25, Vers 4)
  • „Deine Pfade lehre mich“ (Psalm 25, Vers 4)
  • „Leite mich durch Deinen Rat“ (Psalm 73, Vers 24)   
  • Und vieles, vieles mehr.
  • In diesem Sinne bleibt unterm Strich also die Erkenntnis, wir müssen uns durch das ausführen einer Mitzwa an Gott annähern wollen, – um Ihn also  dadurch kennen- und schätzen zu lernen – !

Vor allem steht dabei das Gebot des Schabbats, denn der Schabbat ist die Quelle des Segens!

Und eben um dieses wunderbare Geschenk, das Gott uns schenkte, den Schabbat, handelt ein Grossteil unserer Parascha die heisst:

„Ki Tissa, et Rosch benei Israel…“ (2. Buch Moses, Kapitel 30, Satz 12)

Auf Deutsch:

„Wenn du die Zahl der Kinder Israels…“

Daraus geht erneut hervor, was wir über den gesamten Artikel sagten:

Das Judentum liegt im Tun! Im Tun was Gott will! Und um das wahrhaftig zu bewerkstelligen, muss man an Ihn glauben.

Schabbat Schalom! Rabbi David Kraus



Kategorien:Gesellschaft

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