Wir Israeli scheinen es auch dann gerne zu haben, überrascht zu werden, wenn es dafür keinen Grund gibt. Nur so lässt sich das Festival in den Medien erklären, das ausgebrochen ist, als der Aussenminister von Katar enthüllte, dass die Arabische Liga das Prinzip des Gebietsaustauschs im Rahmen der arabischen Friedensinitiative akzeptiert hat.
Die Initiative ist der wichtigste Triumph im unablässigen Bemühen Israels, als jüdischer und demokratischer Staat zu exisitieren, wie es in seiner Unabhängigkeitserklärung festgehalten ist – ein Triumph, der sich vor elf Jahren mit der Veröffentlichung der Initiative zutrug. Katar hatte den Triumph nur noch bestätigt.
Die Initiative beinhaltet die Anerkennung von Israels Existenzrecht als souveräne Einheit neben einem Palästinenserstaat durch die Mitglieder der Arabischen Liga. Die revolutionäre Verschiebung in der Haltung arabischer und muslimischer Staaten ist von der israelischen Öffentlichkeit übersehen worden. Das wiederum ist auf den Unwillen diverser israelischer Regierungen zurückzuführen, in der Initiative der Arabischen Liga eine adäquate Basis für Verhandlungen über eine definitive Regelung zu erblicken.
Die Wichtigkeit der Initiative der Liga geht über blosse Rhetorik hinaus. In der heikelsten Frage, den Flüchtlingen von 1948, bedeutet die Resolution der Liga eine konzeptuelle Wende, welche das israelische Verständnis für arabische Ansichten in der Sache herausfordert. Anstatt das «Recht auf Rückkehr» als individuelles Recht für jeden Araber zu interpretieren, der vor 1948 unter britischem Mandat im Lande Israel gelebt hat, wie es die Resolution 194 des Uno-Sicherheitsrats vorsieht, denkt die Initiative an ein kollektives Recht des durch die Palästinensische Behörde repräsentierten palästinensischen Volkes. In jedem Fall hält die Initiative fest, dass die Angelegenheit von Verhandlungen über die definitive Regelung und von Israels Zustimmung abhängt. Wie bezeichnend, dass Muammar Ghadhafi als eine der wenigen arabischen Persönlichkeiten gegen die Initiative war und davor warnte, dass sie «den arabischen Traum von der Rückkehr der Flüchtlinge in einen Staat all seiner Bürger beenden» würde.
Die Position der Palästinensischen Behörde hinsichtlich der Grenzen ist wohl bekannt. Ihre Ermächtigung, namens des palästinensischen Volkes zu verhandeln, bedeutet demnach, dass diese Grenzen sich der 1967er Linie mit Gebietsaustauschen annähern werden. Das war implizit in der Formulierung der Initiative 2002 enthalten; die Verlautbarung des Aussenministers von Katar ist also nichts Neues. Die Startpositionen für die Verhandlungen sind seit elf Jahren bekannt.
Die arabische Friedensinitiative kann als Fundament für Verhandlungen ebenso akzeptiert werden wie andere Rahmenvorstellungen, wie etwa die Clinton-Parameter, von Israel in der Vergangenheit angenommen worden sind. Eines ist klar: Um beide Säulen für die zionistische Vision zu bewahren – ein demokratisches und ein nationales Heimland für das jüdische Volk –, dürfen wir die Zukunft des Landes nicht Minderheiten überschreiben, die nicht unbedingt die passende Perspektive für die Vision und deren Säulen haben. Während wir über eine permanente Einigung verhandeln, müssen wir bestrebt sein, durch unabhängige, konstruktive und koordinierte Massnahmen, die den Weg zu einem demokratischen Staat Israel mit einer sicheren und klaren jüdischen Mehrheit ebnen, eine Realität von zwei Staaten zu kreieren.
Von Ami Ayalon, ehemaliger Leiter des Inland-Geheimdienstes Shabak.
Kategorien:Gesellschaft

Europa ist antisemitisch. Eine Studie belegt es. Wieder einmal.
Thorazitat – Parascha
Thorazitat – Parascha
Elfte Lange Nacht der Religionen in Berlin
Mir ist bis heute nicht klar, welchen Grund die Balfour Deklaration überhaupt hatte. Spontan denke ich an eine Parallele zu Lawrence von Arabien, wo England die Araber „als Verbündete“ *Hustenkrampf krieg* anwerben wollte – mit dem durchschaubaren Ziel, Kanonenfutter gegen das osmanische Großreich zu kriegen. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, die religiöse Süßlichkeit im British Empire des späten 19. Jhdt. und frühen 20 Jhdt. so zu verstehen, daß man damals den Zionismus für seine antiosmanische Sache gewinnen wollte.
Daß man damals, gewissermaßen als nicht ganz unwillkommener Nebeneffekt, dem in Europa verbreiteten Antisemitismus ein Ventil gab, liegt auf der Hand.
Man hat einen Staat in bewohntes Gebiet verpflanzt. (Für die Briten nichts ungewöhnliches, die haben im frühen 20. Jhdt. ganz Nordafrika bis nach Vorderasien mit den Franzosen am Reißbrett unter sich aufgeteilt.)
Wir haben also einen (der nicht gerade wenigen) Betriebsunfälle britischer Kolonialpolitik vor uns. Und weiter?
Eine „Zwei Staaten Lösung“ hatte man schon 1948. Unabhängig davon, wie ich zu dieser Staatengründung stehe, die „Zwei Staaten Lösung“ hat, wie wir alle wissen, nicht funktioniert.
Einen laizistischen Palästineserstaat, der Juden als Bürger akzeptiert, will man nicht.
Eine Zweistaatenlösung wurde schon mal vergeblich versucht.
Die jetzige „Lösung“ ist keine „Lösung“.
Auch sind wir hier wieder bei der Kernfrage: Sieht sich das Judentum als Religion? Oder als Volk?
Wieso braucht eine Religion einen eigenen Staat?
Nach dem heutigen Völkerrecht wird ein Staat aus einem Staats_volk_, einem Staats_gebiet_ und einer Staats_gewalt_ konstituiert.
Da sich die Juden bei jeder Gelegenheit als Religion verkaufen, zu der man sogar konvertieren kann, gibt es für einen „Staat der Juden“ schon mal das erste nicht: Das Staats_volk_.
Als nächstes stellt sich die Frage nach dem Staats_gebiet_, und ich sehe bisher niemandem, der dem Volk der Juden (das die Juden immer nicht sein wollen) ein Gebiet gegeben hätte.
Ja, zwischenzeitlich hat GB mal irgendwas in seinen Kolonien gemacht. Da haben sie viel gemacht, viel falsch, viel richtig.
Ich weiß nicht, ob ich diese Frage in Deutschland überhaupt stellen darf, oder ob auch das schon wieder strafbar ist. Aber ich bin mir nicht sicher, ob die Staatsgründung Israels 1948 eine in jeder Hinsicht glückliche Entscheidung war. Ob es ohne diese Staatsgründung hätte Frieden geben können, weiß ich nicht. Daß es nach dieser Staasgründung, ich lasse mich gerne korrigieren, seit 65 Jahren keinen einzigen Tag gegeben hat, an dem in Israel/Palästina Frieden – oder wenigstens Waffenstillstand – herrschte, gibt zu denken.
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