Israel diskutiert über einen „jüdischen Kanzler in Deutschland“


JewishcandidateDeutschland ist bereit für einen jüdischen Kanzler. Dieser Meinung ist der britische Journalist und Autor David Crossland. In seinem Politik-Thriller „Der jüdische Kandidat“ greift er dieses Thema auf. In Israel sorgt der Roman für heftige Diskussionen. Es geht um eine Neo-Nazi-Verschwörung, bei der der erste jüdische Kanzler-Kandidat Rudolf Gutman ermordet werden soll. Erzählt wird der temporeiche Thriller aus der Sicht eines Londoner Zeitungs-Reporters, der zufällig auf die Verschwörung stösst.

„Der jüdische Kandidat“ spielt im heutigen Deutschland und konzentriert sich auf die Welle rechter Gewalt seit der Wiedervereinigung 1990 und das Scheitern der Regierung, diese Gewalt einzudämmen. Damit greift Crossland in seinem Roman zwei aktuelle Themen auf: Einerseits geht gerade der Bundestags-Wahlkampf in die heisse Phase. Andererseits haben in München kürzlich die Prozesse der Überlebenden des „Nationalsozialistischer Untergrunds“ (NSU) begonnen.

„Ich fing 2007 mit dem Schreiben an, als noch niemand von der NSU gehört hatte“, sagt Crossland. „Ich hatte über Neo-Nazi-Gewalt berichtet und war erstaunt, wie leicht die Behörden und die Öffentlichkeit das nahmen – trotz Warnungen, dass einige Orte im Osten nicht sicher für Menschen waren, die nicht deutsch aussehen.“

Die Parallelen zwischen dem echten NSU und dem fiktiven Neo-Nazi-Attentäter im Roman sind auffallend, aber rein zufällig. Der Roman, der im Vorfeld der Bundestagswahl spielt, enthält Beschreibungen von geheimen Neo-Nazi-Versammlungen und ihre Verbindungen zu den Sicherheitskräften. Der Roman wirft ausserdem die Frage auf, ob Deutschland eines Tages einen jüdischen Regierungschef haben könnte. „Aber momentan ist das unwahrscheinlich aufgrund der fehlenden jüdischen Politiker“, sagt Crossland. 670.000 Juden lebten in Deutschland vor dem Nazi-Regime und dem Holocaust. 1990 war ein spärlicher Rest von rund 29.000 übrig. Mittlerweile ist die Zahl der jüdischen Bevölkerung auf über 200.000 gestiegen.



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1 Antwort

  1. Eben habe ich mir das Bild mal angesehen. Deutschland bestehe also nur aus Neonazis, die ein mörderisches Spiel treiben, wenn wir keinen jüdischen Kanzlerkandidaten aufstellen?

    Sie erlauben, daß ich das nicht mal mehr als Beleidigung abtue, einen Menschen, der einen solchen Schwachsinn absondert, halte ich für psychisch krank.

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  2. Darf ich als Deutscher diskret darauf hinweisen, daß Deutschland ein souveränes Land ist und wir unseren Bundeskanzler nach den Regeln unserer Verfassung wählen? Ich danke für die Aufmerksamkeit. Wenn ich auf http://de.statista.com/statistik/daten/studie/1232/umfrage/anzahl-der-juden-in-deutschland-seit-dem-jahr-2003/ bezug nehmen darf: Wir haben in Deutschland also zwischen 100 Tausend und 110 Tausend Juden. Das sind bei 80 Mio. Einnwohnern etwa 0,14 Prozent der Bevölkerung. Also eine völlig bedeutungslose Gruppe.

    Angesichts der Tatsache, daß diese 0,14 Prozent der Gruppe soviel Einfluß hat, daß sie mit dem Jungenverstümmelungsgesetz Par. 1631d BGB die Regierung dazu bringen konnte, unsere Verfassung in den Wind zu schießen, denke ich mal, daß ein Mensch der als Kanzler gleich sagt: „ich bin Jude und ich werde jüdische Interessen in Deutschland voranbringen) nicht einmal den Hauch einer Chance haben dürfte.

    Nicht einmal den Ansatz eines Hauchs.

    Zumal sich so ein Mensch auch noch zum Nahostkonflikt positionieren müsste. Und da bemühe ich jetzt nicht die Statistik, aber die Zahl der hier lebenden (und auch eingebürgerten und damit voll wahlberechtigen) Muslime dürfte an die Zahl der wahlberechtigten Israelis gehen.

    Im Beschneidungskonflikt sind die Muslime in Deutschland von den jüdischen Lobbies schlicht totgebrüllt worden.

    Aber an der Wahlurne?

    Es wird im Grunde in Deutschland nicht auf die Religion geachtet. „Im Grunde“. Wir haben in Deutschland einen evangelischen Bundespräsidenten und eine evangelische Bundeskanzlerin.

    Das mag für Juden nicht nachvollziehbar sein, aber seit dem dreißigjährigen Krieg ist in Deutschland der „Proporz“ ein unangetastetes und ungeschriebenes Gesetz, das heiliger ist als es die 10 Gebote je sein können. Wir haben im evangelisch-katholischen Konflikt in Deutschland einen Bürgerkrieg gehabt, der dreimal so lang gedauert hat wie die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert zusammengenommen und der Deutschland fast völlig zerstört hat.

    Und die heutige „Waffenruhe“ zwischen den Konfessionen greift heute auch kein normaler Mensch mehr an.

    Einen evangelischen Präsidenten und eine evangelische Kanzerlin zu haben, wird hier zumindest „zur Kenntnis genommen“. Und als „bemerkenswert“ aufgefaßt.

    Und nach dem 12. Dezember 2012, den ich persönlich als Faustschlag ins Gesicht empfunden habe, und ich denke auch, daß die Geschichte noch nicht durch ist, bei erster Gelegenheit landet das Gesetz beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, denke ich, daß eine Gruppe von 0.14 Prozent der Bevölkerung auch einen Umfang von 0,14 Prozent der Bevölkerung hat.

    Die Überlegung, wir könnten also einen Juden, der dann auch noch die Interessen der Juden in besonderem Maße vertritt, als Kanzer wählen, ist geradezu absurd.

    Einen Agnostiker, der irgendwo im HInterzimmer Jude ist, vielleicht. Sowas hatten wir im übrigen auch schon, Helmut Schmidt ist ein Mensch, der sich über religiöse Fragen nicht bis extremst zurückhaltend äußert und der einen jüdischen Großvater hat.

    Das ist kein Ding.

    Aber sonst?

    Ich will es mal so zusammenfassen: Mir entbirgt sich der Sinn der Diskussion überhaupt nicht.

    0,14 Prozent der Bevölkerung sind 0,14 Prozent der Bevölkerung und da ist die rein statistische Chance dieses Teils den Kanzler zu stellen – eben 0,14 Prozent oder, um das mal für mathematische Laien verständlich zu machen: Eher klein.

    Und allein nach dem Gesetz vom 12. Dezember 2012 ist es schon verblüffend, welchen Einfluß 0,14 Prozent der Bevölkerung haben

    Um die allfällige Frage zu beantworten: Ich bin 18 Jahre nach Kriegsende geboren, lehne Sippenhaft, Erbsünde, Kollektivschuld und ähnliche Dinge ab, zu diesen Kategorien habe ich keinen Zugang. Insofern ist Auschwitz für mich ein geschichtliches Ereignis, aus dem die Menschheit (nicht nur die Deutschen) lernen muß – angesichts des Par. 1631d BGB habe ich mehr als große Zweifel, ob sie bereit ist, das zu tun. Im Gegenteil, man hat genau die Teile unserer Verfassung im Wesensgehalt zerstört, die eine Wiederholung der Hitlerkatastrophe vermeiden sollen. Man hat in Deutschland das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit zerstört, man hat den Wert des Neugeborenen als Grundrechtsträger zerstört, man hat die Einklagbarkeit von Grundrechten, letztlich das Rechtsstaatsprinzip zerstört.

    Es war für mich ein Faustschlag ins Gesicht.

    Wir sind hier jüdischen Lobbies nicht entgegen gekommen, wir haben für jüdische Lobbies unsere fundamentalsten Werte aufgegeben.

    Und nun möchten Leute einen jüdischen Kanzler?

    Liebe Leser, wissen Sie was: Im Grundgesetz finden Sie etwa folgende Formulierung (aus dem Gedächtnis zitiert): „Der Bundeskanzler wird vom Bundestag ohne Aussprache auf Vorschlag des Bundespräsidenten gewählt.“ Und, liebe Leser, ich denke, wir tun gut daran, dies zur Kenntnis zu nehmen, und dem Bundespräsidenten bei der nächsten Kanzlerwahl das Vorschlagsrecht zu belassen und ebenso zur Kenntnis zu nehmen, daß der Bundestag den Kanzler wählt.

    Und als Bürger eines souveränen Staates danke ich sehr für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich ganz besonders darüber, daß Sie geruhen wollen, die Inneren Angelegenheiten der Bundesrepulblik Deutschland doch mal der Bundesrepublik Deutschland zu überlassen.

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