MACCABIA 2013 – Ein Geldesel für Israel


Organisation der Maccabia 2013

Organisation der Maccabia 2013 Amir Peled (l.) und weitere Verantwortliche am Maccabi World Union Plenum 2012

Die grösste jüdische Sportveranstaltung der Welt verkommt zu Amerikaner-Spielen. Europa kann sich die 
Teilnahme kaum mehr leisten. Ist das wirklich die Maccabia? Schneller, höher, stärker. So lautet das Motto der Olympischen Spiele. Und jenes der Maccabia? «Schneller, grösser, teurer» würde passen. 5000 Franken kostet für einen Schweizer Sportler die Teilnahme an der 19. Maccabia, die vom 17. bis 30. Juli in Israel ausgetragen wird. Ob er dabei als Einzelsportler am mehrtägigen Tennisturnier mitspielt oder nur den Halbmarathon läuft oder Teammitglied einer Fussballmannschaft ist, macht keinen Unterschied.

Die tachles-Redaktion will es genau wissen und schreibt die Maccabia-Organisation via Facebook an: Gerne würde ich am Halbmarathon teilnehmen. Ich möchte die Reise privat planen und wohne bei meiner Familie in Israel. Auch auf die Eröffnungs- und die Schlusszeremonie kann ich verzichten. Könnten Sie mir einen fairen Preis machen? Die Antwort überrascht nicht: «Zwar können wir Ihren Frust über die hohen Kosten verstehen, doch vergessen Sie nicht: Die Maccabia ist mehr als nur Sport, Essen und Wohnen. Es ist ein einmaliges Erlebnis. Wir hoffen, Sie finden einen Weg an die Maccabiah!»

5000 Franken für 21,1 Kilometer Laufen in der Abendhitze von Ramat Gan? Zum Vergleich: Die Teilnahme am prestigeträchtigen New-York-Marathon kostet 350 Franken. «Der Gigantismus passt mir gar nicht», nervt sich Ronny Bachenheimer, Präsident von Makkabi Schweiz. «Zumal die Wahrheit ganz anders aussieht als die Organisation für die Spiele wirbt. In Israel interessiert sich heutzutage kein Mensch mehr für die Maccabia. Die Spiele finden grossmehrheitlich abgeschieden und ohne Zuschauer statt. Der Maccabi-Hype ist längst vorbei.»

Minidelegation aus der Schweiz
Die Schweiz reist mit einer Minidelegation von 18 Sportlern nach Tel Aviv (tachles berichtete). Bachenheimer: «Unser Motto heisst ‹klein, aber fein›. Wir hoffen auf Medaillen im Rudern, Fechten und Golf.» Für eine Fussballmannschaft etwa fehlt das Geld. «Wir können die Teilnehmer nicht mehr mit dem Erlebnis einer Israelreise motivieren. Das ist vielleicht anders als bei den Amerikanern, die oft anlässlich der Maccabia zum ersten Mal nach Israel reisen.»

Kein Geld für die Maccabia – ein Problem, das nicht nur die Schweiz kennt. Auch in Deutschland herrscht Empörung über die hohen Gebühren. «Der Teilnahmebetrag ist zu hoch», findet Ella Rujder, Verbandssekretärin von Makkabi Deutschland. Nur dank jährlichen Fördergeldern von fünf Millionen Euro vom Staat kann Makkabi Deutschland eine Delegation nach Israel senden.

Österreich kann sich längst keine Maccabia-Mannschaften mehr leisten. «Die Zeiten sind vorüber», erklärt Paul Harber, Präsident von Hakoah Wien. «Nur 15 Einzelsportler fliegen hin. Früher waren wir im Basketball und im Fussball dabei. Aber heute ist auch alles viel professioneller. Ich denke nicht, dass das der ursprünglichen Idee entspricht.»

An der diesjährigen Maccabia werden über 9000 Sportlerinnen und Sportler aus mehr als 60 Ländern teilnehmen. So viel wie nie zuvor. Die grösste Delegation stellt das Gastgeberland mit 2500 Athleten, gefolgt von den USA mit 1100 Athleten. Maccabi USA verlangt dabei pro Teilnehmer 5000 bis 8000 Dollar, welche die Teilnehmer mittels Spendenaktionen selber sammeln müssen. «Das ist horrend», kritisiert Bachenheimer. «Mittlerweile sind das nur noch Israeli- und Amerikaner-Spiele. Die Maccabia ist ein Geldesel für Israel.»

Halbmarathon zum Spezialpreis
Amir Peled, Vorsitzender der Maccabia, weist die Vorwürfe zurück. «Die Maccabia ist immer noch dieselbe Veranstaltung wie früher, nur grösser. Dieses Jahr nehmen wiederum Länder teil, die noch nie dabei waren. Kuba, Nicaragua, Japan. Die Leute kommen wegen der Maccabia nach Israel. Fantastisch!», meint Peled gegenüber tachles. «Dass die Schweiz mit einer kleineren Delegation erscheint, ist bedauerlich. Das liegt wohl an der Finanzkrise in Europa.» Doch wie rechtfertigt Peled die Teilnahmekosten von 5000 Franken für die Teilnahme am Halbmarathon? «Senden Sie mir ein E-Mail und ich mache Ihnen einen Spezialpreis.» Maccabi-Schweiz-Präsident Bachenheimer will sich gegen die Entwicklung der Maccabia wehren. «In Tel Aviv werde ich mit den anderen europäischen Delegationsleitern zusammensitzen. Wir wollen uns gemeinsam starkmachen, denn wir sitzen alle im gleichen Boot.» Für die europäischen Spiele in zwei Jahren verspricht er indes wieder eine grössere Schweizer Delegation. Wo die Maccabia dann stattfindet, ist allerdings noch offen. Die Austragung ist allen Verbänden zu teuer. (Benny Epstein, ta)



Kategorien:Sport

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