Thorazitat des Tages – Thora-Parascha


König David sagte: „Niemals soll mich treten der Fuss der Hochmut“  (Psalme Davids, Psalm 36, Vers 12)

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Schabbat „Schoftim – Richter“
Wochenabschnitt: 5. Mose 16,8 – 21,9
Haftara-Prophetenlesung: Jesaja 51,12 – 52,12

Schoftim – Psalm 17
Gerechtigkeit

Sowohl im Wochenabschnitt Schoftim als auch im zugeordneten Psalm 17 steht das hebräische Wort „Zedek“ mehrfach.  Der Begriff Zedek weist mehr als eine Bedeutung auf. In den meisten Verdeutschungen der Bibel steht: „Gerechtigkeit, aber einige Übersetzer haben sich manchmal für ein anderes Wort entschieden.“ 

Schon im ersten Vers von Schoftim kommt Zedek vor: „Richter und Beamte sollst du dir setzen in all deinen Toren, die der Ewige, dein Gott, dir gibt, nach deinen Stämmen, und sie sollen das Volk richten, ein gerechtes Gericht“ (Dewarim 16, 18). Rabbiner  Hertz erklärt, was ein gerechtes Gericht (Mischpat Zedek) ausmacht: „Die Richter müssen sowohl zu diesem Amt befugt als auch unparteiisch sein und dürfen ihre Stellung nicht gesellschaftlichen- oder Familienrücksichten verdanken.“
 
Der dritte Vers von Schoftim lautet: „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit erstrebe, damit du lebest und das Land in Besitz nehmest, welches der Ewige, dein Gott, dir gibt“ (Dewarim 16, 20). Die Verdoppelung des Wortes Zedek haben die Weisen unterschiedlich interpretiert (siehe „Tora Temima“ zu diesem Vers).
 
Den Anfang von Psalm 17 übersetzt M. Mendelssohn: „Gebet Davids. Erhöre Ewiger! Die Gerechtigkeit! Merk auf mein Schreien! Vernimm mein Gebet aus Lippen ohne Falsch!“ Nach A. Chacham erklärt der Psalmist, er habe keine Sünden begangen, die eine Erhörung seines Gebets verhindern. Der Psalm endet: „Ich, durch Gerechtigkeit will ich dein Antlitz schauen / will beim Erwachen schwelgen deines Anblicks“ (Vers 15). Die Interpreten sind sich nicht einig, ob dieser Vers sich auf diese unsere Welt oder auf die Auferstehung der Toten bezieht. Klar ist, dass der Psalmist von einem Lohn für das Streben nach Gerechtigkeit spricht.
 
Von Zedek ist „Zedaka“ (z. B. Bereschit 18, 19) abgeleitet. Mit Recht hat Rabbiner J. Sacks bemerkt: „Zedaka lässt sich nur sehr schwierig übersetzen, weil es in einem Wort zwei normalerweise gegensätzliche Begriffe miteinander verbindet, nämlich Nächstenliebe und Gerechtigkeit.“ (Von: Prof. Dr. Yizhak Ahren)likrat_schabbat

Grün ist jüdisch

„Betrachte das Werk Gottes! Wer kann gerade machen, was er krümmt?“[1] Mit diesem Vers entwickelten die Talmud Rabbinen eine ‚grüne‘ Auffassung über die Menschen und deren Aufgabe in der Welt. „Als der Heilige, gepriesen sei Er, den ersten Menschen geschaffen hat, zeigte Er ihm alle Bäume des Gartens Eden und sagte: „sehe wie schön alle meine Geschöpfe sind und alles was ich geschaffen habe. Für dich habe ich es geschaffen. Gib Acht, dass du meine Welt nicht zerstörst, denn es wird niemanden nach dir geben, der es reparieren kann.“[2] 

In der dieswöchigen Sidra Schoftim geht es weiter: „Wenn du lange Zeit vor einer Stadt liegen musst, wider die du streitest um sie einzunehmen, sollst du ihre Bäume nicht verderben indem du die Axt daran legst. Du kannst davon essen, darum sollst du sie nicht abhauen.“  Es geht dabei nicht nur um das Fällen der Bäume, sondern auch um das Verbot ihnen Wasser vorzuenthalten. Auf der einen Seite ist die Rede von einer Kriegssituation, auf der andern von einem allgemeinen Gebot die Natur zu beschützen, da ihre Zerstörung die Zerstörung Gottes Schöpfung bedeuten würde. Die Begründung Bäume nicht zu fällen ist bemerkenswert: „Ist denn ein solcher Baum des Feldes ein Mensch, dass er von dir mit in die Belagerung einbezogen wird?“[3] Abgesehen von der Vernichtung der Welt, ist das Fällen eines Baumes unehrlich, da er sich ja nicht wehren kann.

Ist es nicht grossartig, in unseren Zweiundeinhalbtausend Jahren alten Texten – das Erbgut eines grossen Teiles der Weltbevölkerung – über Umweltschutz zu lernen? Dass die Menschheit sich aber erst am Ende des 20. Jahrhundert mit dem ersten Kyoto Vertrag an das Schützen und Erhalten der Erde verbindet, ist umso auffallender. Heute sind Abfallmanagement, ‚grünes‘ Holz, Sparlampen, Hybridautos und Wiederverwendung nicht wegzudenkende Begriffe in unserem Alltag. Es geht hierbei nicht um neutönerisches Getue, sondern um den jüdischen Wert, Gottes Welt, in der wir zu Gast sind, zu hegen und zu pflegen. ‚Grün‘ ist jüdisch!

Schabat Schalom,
 Rabbiner Reuven Bar Ephraim,  JLG Zürich

[1] Kohelet [Prediger] 7, 13
[2] Midrasch Kohelet Rabati 7, 28.
[3] Dewarim [5. BM] 20, 19.

Paraschat Haschawua:  schoftim.3.j.pdf; schoftim.haftara.pdf



Kategorien:Gesellschaft

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