Israel fordert Rücknahme europäischer Resolution zur Beschneidung


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Beschneidung in der orthodoxen Synagoge Chabad Lubawitsch in Berlin
© Sean Gallup/Getty Images

Israel reagiert entsetzt auf einen Beschluss des Europarates. Der hatte die religiös motivierte Beschneidung von Jungen als Grund „besonderer Besorgnis“ bezeichnet.

Israel hat die sofortige Rücknahme einer europäischen Resolution zur Fragwürdigkeit von Beschneidungen gefordert. Die Parlamentarische Versammlung des Europarates hatte in dem Dokument die Beschneidung kleiner Jungen aus religiösen Gründen zusammen mit der genitalen Verstümmelung von Mädchen als Grund „besonderer Besorgnis“ bezeichnet. Die Mitgliedsstaaten des Europarates sollten deshalb das Bewusstsein für Risiken solcher Praktiken fördern und das Kindeswohl in den Mittelpunkt stellen.

Die Beschneidung bei Jungen sei „von Alter‘s her Teil der religiösen Traditionen zweier wichtiger Religionen, des Judentums und des Islams“, sagte der Sprecher des Aussenministeriums in Jerusalem, Jigal Palmor. Dies mit der „barbarischen“ Genitalverstümmelung von Mädchen zu vergleichen, sei bestenfalls Ausdruck einer „schockierenden“ Unwissenheit. „Diese Resolution wirft einen Schatten auf den Europarat und fördert Hass und rassistische Tendenzen in Europa“, wird Palmor von der Zeitung Haaretz zitiert. Der Europarat müsse diesen Text „unverzüglich zurücknehmen“. Das Ministerium wandte sich zugleich gegen „jeglichen Vergleich“ mit der „barbarischen Praxis“ sexueller Verstümmelungen von Mädchen.

In der Resolution hatte sich die Parlamentarierversammlung am Dienstagabend in Strassburg besorgt über „Verletzungen der physischen Integrität“ von Kindern geäussert. Die Versammlung forderte die Europaratsländer auf, eine „öffentliche Debatte“ auch unter den Religionsgemeinschaften über das Thema anzustossen. Ziel müsse es sein, ein „Gleichgewicht“ herzustellen zwischen den „Rechten und Interessen der Kinder“ sowie den „Rechten und der Religionsfreiheit von Eltern und Familien“.

In Deutschland ist die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen nach einer Neuregelung im vergangenen Jahr unter bestimmten Voraussetzungen weiter erlaubt. Das Oberlandesgericht Hamm hatte das Gesetz zu kulturell und religiös motivierten Beschneidungen vergangene Woche erst konkretisiert. Demnach müssen Eltern und Ärzte vorher mit den Kindern über den bevorstehenden Eingriff sprechen.

(JNS und Agneturen)



Kategorien:Politik

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1 Antwort

  1. Man sollte sich in Erinnerung rufen, dass die ganze unselige Diskussion von Deutschland ausgegangen ist!!!
    Sie nahm und nahm kein Ende und flammte auch in Deutschland immer mal wieder (mehr oder weniger heftig) auf. Dass, was jetzt die EU beschlossen hat, ist „nur“ die Fortführung der Diskussion im größeren Rahmen!!!

    Als ich es im letzten Jahr nicht mehr ertragen konnte, schrieb ich dazu in einem Artikel (hier nachzulesen: http://faehrtensuche.wordpress.com/2012/07/22/broder-bringt-es-auf-den-punkt/): „Traurig, dass die Deutschen ein Thema ins Rollen gebracht haben, das bei Weitem ihre Kompetenzen übersteigt und ihre Unsensibilität mehr als deutlich macht! Ich empfinde diese Debatte als Anmaßung und Bevormundung! Deutschland nimmt (wieder?) eine Vorreiterrolle ein. …“

    Ich ahnte nicht, dass das Thema „Beschneidung“ zum damaligen Zeitpunkt noch lange nicht zu Ende war! … Und immer noch nicht zu Ende ist! 😦

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