
Nach dem Skandal um den amerikanischen Geheimdienst NSA in Deutschland und der Aufregung um das offenbar abgehörte Handy von Bundeskanzlerin Merkel verkündete der ehemalige Direktor des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, Danny Yatom, dass das Weisse Haus auch Anrufe aus Israel abhört. Am Donnerstag berichtete die britische Tageszeitung „The Guardian“, dass die NSA die Telefongespräche von 35 internationalen Spitzenpolitikern überwachen liess. Deshalb ist Yatom der Ansicht: „Wenn die Amerikaner denken, es gäbe einen Grund uns auszuhorchen, dann tun sie es.“
Das Weisse Haus sei laut Yatom besonders daran interessiert zu erfahren, was die israelische Führung zu regionalen Themen sage, an denen auch Amerika beteiligt ist. Beispiele hierfür seien Israels Gespräche mit der Palästinenserbehörde oder die Verhandlungen über den Iran und seine Atomwaffen.
„US-Präsident Barack Obama und seine Mitarbeiter wollen wissen, was Israel wirklich denkt, so dass sie bei kritischen Themen rechtzeitig entgegen wirken können“, erklärte der frühere Mossad-Chef gegenüber israelischen Medien. Laut Yatom hört Amerika bereits seit Jahren die Regierungen befreundeter Staaten ab: „Israelische Telefone werden nicht erst seit Netanjahus Regierungszeit belauscht“.
Mit einem kritischen Blick auf die USA liess er ausserdem verlauten: „Die Amerikaner sehen sich selbst – zu Recht – als eine Supermacht. Aber sie liegen falsch damit, wenn sie denken, sie könnten deshalb machen, was sie wollten. Wenn bewiesen werden sollte, dass die Anschuldigungen wegen der Lauschangriffe wahr sind, haben die Amerikaner keine andere Wahl mehr, als sich für ihre Taten zu entschuldigen. Aber ich bin mir sicher: Sie werden danach trotzdem nicht damit aufhören.“
Yatom diente von 1963 bis 1996 in der Spezialeinheit Sayeret Matkal und war am Ende deren stellvertretender Kommandeur. Bevor er 1996 an die Spitze des Mossad wechselte, war er Chef des Zentralkommandos der Israelischen Streitkräfte. Am 24. Februar 1998 reichte Jatom sein Rücktrittsgesuch als Mossad-Direktor ein, nachdem eine Regierungskommission die Arbeit des Geheimdienstes bei einer missglückten Abhöraktion in Bern scharf kritisiert hatte.
(JNS und Agenturen)
Kategorien:Sicherheit
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