Thorazitat des Tages – Thora-Parascha


ThoraUnsere Weisen lehrten uns, dass man es bevorzugen sollte zu sterben, als einen Menschen zu beschämen.

Thora-Parascha
„Toldot – Geschlechter“
Wochenabschnitt: 1. Mose 25,19 bis 28,9
Haftara-Prophetenlesung: Maleachi 1,1-2,7

Toldot-Psalm 36
Weg der Frevler

Über die Zwillinge Esaw und Jakob lesen wir im Wochenabschnitt Toldot: „Und die Knaben wuchsen, und es ward Esaw ein jagdkundiger Mann, ein Mann des Feldes, aber Jakob ein sich ganz hingebender Mann, der in Zelten wohnt“ (Bereschit 25,27). Jakob gilt als ein frommer Mann, und unsere Weisen haben Esaw oft als einen Frevler (hebr.: Rascha) bezeichnet (siehe z. B. Raschi zu Bereschit 30,22; 32,7). Da Psalm 36 die Welt des Rascha beschreibt, liegt der Grund für die Zuordnung dieses Psalms zu Toldot auf der Hand.
 
In einer Erklärung zum Vers: „Und Esaw kam vom Felde und war matt“ (Bereschit 25,29) zählt Rabbi Jochanan (in Baba Batra 16 b) ein langes Sündenregister auf; Raschi begnügt sich mit der Feststellung: „Er war abgemattet vom Morden.“ Sogar an die Tötung seines Bruders Jakob hatte Esaw gedacht (Bereschit 27,41).
 
Nach Meinung des Psalmisten hängen die Taten des Frevlers mit einem Fehlen von Gottesfurcht zusammen. M. Mendelssohn übersetzt Vers 2: „Das Laster predigt selbst dem Frevler, (so denk ich mir im Herzen:) Furcht Gottes sei vor deinem Auge nie!“ Schon unser Stammvater Abraham bemerkte einmal: „Gar keine Furcht Gottes ist an diesem Orte, und man wird mich wegen meiner Frau töten“ (Bereschit 20,11. Siehe  dazu  meine Ausführungen in:  „Tora-Gedanken“, S. 12 f).
 
Psalm 36 kennzeichnet das Verhalten eines Frevlers wie folgt: „Die Worte seines Mundes sind Unheil und Trug, er unterlässt, verständig zu sein, Gutes zu tun. Unheil sinnt er auf seinem Lager, stellt sich auf einen Weg, der nicht gut, verwirft das Böse nicht“ (Verse 4 und 5). Der Psalmist ist überzeugt, dass der  sichtbare Erfolg der Frevler nicht von Dauer sein wird: „ Dort fallen die Übeltäter, werden gestürzt und können nicht wieder aufstehen“ (Vers 13). (Von: Prof. Dr. Yizhak Ahren)

Sidra toldot

Warum ich? Lama se anochi? 

Wir haben Riwka, die zweite Erzmutter, als eine selbstsichere junge Frau kennengelernt. In der Sidra Chaje Sara, trifft Awrahams Knecht sie, auf der Suche nach einer Frau für Jizchak, beim Brunnen. Riwka hilft dem Knecht seine Tiere zu tränken. Als sie merkt, dass das Interesse des Knechtes ihr gilt und er sie sofort nach Kena’an mitnehmen will, stimmt sie ohne Zögern zu. Nach dem Zusammensein mit Jizchak im Zelt seiner Mutter Sara [1], schwindet Riwkas Selbstsicherheit jedoch zusehends. Sie wird nicht schwanger. Das ist für Riwka, sowie für jede Frau in dieser Situation, nicht einfach. Sie leidet, ist verzweifelt und streitet sich mit ihrem Mann, der prompt in Aktion tritt. Jizchak bittet zu Gott und Riwka kommt in andere Umstände. Die Freude dauert nur kurz. Mit jedem Monat nehmen Unruhe und Schmerzen in ihrem Bauch zu. Wir wissen, dass Riwka Zwillinge trägt, sie aber weiss das nicht. Wir verstehen ihre Sorge. Als die Föten sich wieder einmal herumtoben in ihrem Bauch, stösst sie einen Schrei aus: „lama se anochi“. Diese Worte sind, weil ziemlich unverständlich, schwer übersetzbar. Die interpretierte Übersetzung lautet: „wozu lebe ich noch?“  Angst und Schmerzen machen Riwka unverständlich. Sie fühlt sich unheimlich und befürchtet, dass etwas mit ihrer Schwangerschaft nicht stimmt. Anstatt tatenlos abzuwarten, entscheidet sich Riwka, die Quelle alles Lebendigen zu befragen, ja Ihn sogar aufzufordern, ihr bitte Auskunft zu geben, was denn mit ihrer Schwangerschaft nicht stimme. Das ist eine bemerkenswerte Tat. Schmerzen, Angst und innere Unruhe müssen nicht einfach still und heldenhaft ertragen werden. Wir können, gleich wie Riwka, darauf losgehen und von der Person, die vernünftigerweise etwas zu der Situation in der wir uns befinden sagen kann, Informationen fordern. Auch Gott befragen kann in bestimmten Fällen, wenn man zumindest eine Beziehung mit Ihm hat, einen Ausweg bieten. Die Tatkraft von Riwka kann uns ein Beispiel sein.

Schabat Schalom,
Rabbiner Reuven Bar Ephraim, JLG Zürich

[1] Bereschit [1.BM] 24.



Kategorien:Gesellschaft

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