Russische Wissenschaftler haben Gewebeproben des 2004 verstorbenen PLO-Chefs ebenfalls untersucht. Im Gegensatz zu ihren Schweizer Kollegen verwerfen sie die Vergiftungs-These. (Wie wir bereits vor Wochen berichteten)
Es gebe keine Beweise dafür, dass Palästinenserführer Jassir Arafat 2004 durch eine Vergiftung mit dem radioaktiven Isotop Polonium 210 getötet wurde. Dies geht aus dem am Freitag durchgesickerten Bericht russischer Forscher hervor, die Gewebeproben Arafats untersuchten.
Dies hatten auch Schweizer Forscher getan, und ihr Bericht, der am Mittwochabend veröffentlicht wurde, legte Polonium als Todesursache nahe: Ihrer Meinung nach würden die Ergebnisse dezent darauf hinweisen, dass Arafats Tod „die Folge einer Vergiftung mit Polonium“ gewesen sei, wenn auch die Forensiker der Universität Lausanne bereits einräumten, dass sie sich aber nicht wirklich sicher sind und sich die Vergiftung nicht zweifelsfrei beweisen lasse.
Einen ganz anderen Ton schlagen die russischen Wissenschaftler an: „Es gibt keine ausreichenden Beweise um die Theorie zu stützen, dass Polonium 210 eine akute Strahlenkrankheit ausgelöst hat, die letztlich zum Tode führte“, zitierte ein palästinensischer Ermittler aus dem Bericht.
François Bochud, Chef der Strahlenphysik am Institut für Radiophysik der Uni-Klinik von Lausanne (CHUV) sagte am Donnerstag, es habe sich nicht mit letzter Sicherheit feststellen lassen, dass er daran auch gestorben sei. Für Gewissheit würden noch viel mehr Informationen gebraucht, sagte Bochud weiter. Die Analysen seien besonders schwierig gewesen, da acht Jahre zwischen dem Tod Arafats und dem Beginn der Untersuchungen nach der Exhumierung Arafats im vergangenen November gelegen hätten.
Arafat wurde erst acht Jahre nach seinem Tod exhumiert, von seinem Gewebe war kaum noch etwas übrig, und Polonium lagert sich kaum in Kochen ab. Es zerfällt sehr schnell. Fachleute halten die Testergebnisse deshalb für fragwürdig. Die Konzentrationen an Polonium könnten demnach nicht auf eine Jahre zurückliegende Vergiftung zurückgeführt werden, sondern müssten zu einem späteren Zeitpunkt aufgetragen worden sein. Die Resultate einer französischen Forschergruppe stehen noch aus.
Ungeachtet den Selbstzweifeln der Schweizer und der klaren überzeugenden Ausschliessens einer Vergiftung mit Polonium von Arafat, unterstützen (fast) alle westlichen Medien die Meinungsmacherei des arabischen Senders „Al-Dschasira“ In den Palästinensergebieten ist man überzeugt davon, dass Israel Arafat vergiftet hat. Diese Spekulationen wies Israels Aussenamtssprecher Yigal Palmor am Freitag erneut als unseriös zurück: „Die Palästinenser sollten damit aufhören, alle diese grundlosen Anschuldigungen vorzubringen, ohne den geringsten Beweis. Diese Theorie hat mehr Löcher als ein Schweizer Käse. Genug ist genug. Wir haben nicht das Geringste damit zu tun, und damit hat es sich.“
Scharons früherer Berater Raanan Gissin sagte: „Es ist immer am leichtesten, Israel zu beschuldigen.“ Er sprach von einem möglichen innerpalästinensischen Machtkampf als Hintergrund für Arafats Tod. Sollte Arafat tatsächlich ermordet worden sein, müsste ihm das Gift von jemandem aus seinem engsten Umfeld verabreicht worden sein. Das israelische Militär hatte Arafat in den letzten zweieinhalb Jahren seines Lebens in seiner Residenz in Ramallah festgesetzt. Während Arafat heute von den Palästinensern als eine Art Volksheiliger verehrt wird, hatte er zu Lebzeiten unter seinen Gefolgsleuten zahlreiche Feinde und Neider, die als potenzielle Täter in Frage kommen.
(JNS und Agenturen)
Kategorien:Nahost
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