Unsere Weisen lehrten uns:„Ein wütender Mensch gleicht einem Götzenanbeter!“
Thora-Parascha
Sidra: Ba Midbar – In der Wüste
Lesungen: 4. Mose 1,1 – 4,20
Haftara: Hosea 2, 1-22
Bamidbar – Psalm 122
Gang zum HeiligtumIm zweiten Kapitel des Buches Bamidbar wird die Anordnung des Lagers in der Wüste vorgeschrieben. Das Lager hatte die Form eines Vierecks; auf jeder Seite wohnten jeweils drei Stämme. Graphische Darstellungen des Lagers findet man im Kommentar von Rabbiner Hertz, im Heft von Kitov zu Bamidbar sowie im Buch von Leibowitz; allerdings stellt man bei einem Vergleich der drei Lagerpläne fest, dass die Zeichner sich nicht einig sind, welche Stämme nebeneinander gewohnt haben!
Unbestritten ist, dass die zwölf Stämme um das gemeinsame Zentrum des Stiftszeltes lagerten: „Jeder bei seinem Panier, bei den Abzeichen ihres Vaterhauses sollen lagern die Kinder Israels; im Abstand rings um das Stiftszelt sollen sie lagern“ (Bamidbar 2,2). Wie gross sollte der Abstand sein? Raschi erklärt: „In einer Entfernung von einer Meile (= 2000 Ellen)…, damit sie am Schabbat zum Stiftszelt kommen können.“ Natürlich hat es eine symbolische Bedeutung, dass das Heiligtum genau in der Mitte des Lagers situiert war: Die Wichtigkeit der Tora – die Tafeln des Bundes befanden sich im Stiftszelt – wurde durch den Platz im Zentrum signalisiert.
Von einem Gang zum Heiligtum in Jerusalem spricht der zugeordnete Psalm 122. Der Besuch im Haus Gottes ist nicht als eine lästige Pflicht anzusehen: „Ich freute mich, als man zu mir sprach: Lass uns in des Ewigen Haus gehen“ (Vers 1). Vers 4 und Vers 5 lauten: „Denn dort zogen Stämme, Stämme Gottes hinauf zum Zeugnis für Israel, dem Namen Gott zu huldigen. Denn dorthin standen Stühle für den Rechtsspruch, Stühle für das Haus Davids.“ Rabbiner Hirsch kommentiert: „Die Gottesstämme zogen an den Stühlen der Justiz und an den Stühlen des Königtums vorüber zu dem Gotteszeugnis hinan, für dessen Geltendmachung auch diese Stühle gestellt waren.“
In Psalm 122 wird die Stadt Jerusalem mehrfach erwähnt (Verse 2, 3 und 6). Nach Rabbiner Hirsch liegt in dem Zeugnis, das seinen Mittelpunkt bildete, Jerusalems Bedeutung! (Von: Prof. Dr. Yizhak Ahren)
Der Wüste entwachsen
Diese Woche fangen wir das 4. Buch Mosche an zu lesen. Das im Eröffnungssatz erwähnte: ‚In der Wüste‘, Bemidbar, liefert dem Buch seinen Namen. Bemidbar [4.BM] wird im Talmud, der mündlichen Lehre, Chumasch Hapekudim1, ‚das Buch des Zählens‘2 genannt, steht aber auch unter dem griechischen Namen Numeri, ‚Zahlen‘, bekannt. Die Namen drücken den Charakter des Buches aus. Das Volk wird mehrmals in unterschiedlichen Gruppen gezählt. Wir lesen in Bemidbar Aufzählungen der Anzahl Männer, Frauen, Priester, Leviten, Soldaten und Köpfe pro Stamm, sowie auch die Erlebnisse und Ereignisse der Kinder Israel während ihrer achtunddreissig Jahre dauernder Wanderung in der Wüste. Wir hören über die Essgewohnheiten, das Zusammenstossen mit feindlichen Völkern, die Aufstände gegen Mosche und Aharon, über Epidemien und Heilungen und dem Tod Mosches Geschwister, Miriam und Aharon.
Die wüsten Wüstengeschichten in Bemidbar bringen Licht in Mosches Vorhaben: Er wird Ordnung und Struktur in die Horde bringen, das Volk zivilisieren, ihm Gesetz und Kultus bringen. Von Hapekudim, wie Bemidbar ja auch genannt wird, kommt das Wort Pekuda, ‚Weisung‘. Mosche will den aus der Sklaverei befreiten verwilderten Israeliten einen kultivierten Lebensstil zuweisen.
Dieses Wochenende, sieben Wochen nach Pessach, feiern wir Schawuot, im Talmud auch Azeret, ‚Ende‘ genannt. Schawuot ist das Ende der Omerzeit, eine im Land Israel vom Wetter und somit vom Gelingen der Ernte her unstabile Zeit. Mit Schawuot feiern wir zugleich den Empfang der Tora, die das Ende der gesetzlosen Zeitperiode in der Wüste einläutet. Es markiert den Anfang der Entwicklung von wüstem zu moralischem Betragen, eine Schaffung, die bis in die Göttliche Ewigkeit reicht.
Schabbat schalom,
Rabbiner Reuven Bar Ephraim, JLG Zürich
1 Chumasch, kommt von Chamesch ‚Fünf‘. Die ganze Tora wird auch Chamischa Chumschej Tora ‚fünf Fünftel der Tora‘, genannt. Jedes einzelne Buch wird auch Chumasch genannt; also Chumasch Bereschit, Chumasch Schemot, usw.
2 Schemot [2.BM] wird auch Sefer Jeziat Mizrajim, das Buch des Auszuges aus Ägypten genannt, was man im griechischen Exodus, zurückzufinden ist. Wajikra [3.BM] heisst auch Torat Kohanim, die Hinweise der Priester, vergleiche Leviticus. Dewarim [5.BM] heisst laut den Rabbinern Mischnej Tora, oder Zweites Gesetz, was eine genaue Übersetzung ist von Deuteronomium.
Kategorien:Gesellschaft
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