Während der Konfliktes zwischen Juden und Arabern eskaliert haben mehr als tausend Jerusalemer am Mittwoch gegen Gewalt und Rassismus demonstriert. Damit antworten sie auf die Gewalt in den Strassen und auf entsprechende Aufrufe in den sozialen Netzwerken.
Die Demonstration fand auf einem zentral gelegenen Platz in Jerusalem statt. Dort sollen etwa einhundert Personen in der Nacht zuvor drei Palästinenser angegriffen haben, einer von ihnen sei mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden.
Am Dienstagabend waren mehrere hundert jüdische Einwohner auf den Strassen unterwegs und forderten Rache für die drei ermordeten jüdischen Jugendlichen. Sie riefen unter anderem „Tod den Arabern“. Die Polizei schritt ein und drängte die Demonstranten zurück. Insgesamt verhaftete sie 50 Personen, die an Gewalttaten beteiligt waren.
An der Bekundung vom Mittwoch nahm auch der Oppositionsführer Isaak Herzog von der Arbeitspartei teil. „Juden und Araber werden in diesem Land für immer leben müssen. Darum müssen wir uns zusammen gegen jeden Versuch wehren, dieser zerbrechlichen Beziehung zu schaden“, sagte Herzog laut der Tageszeitung „Ha‘aretz“. „Die Extremisten auf beiden Seiten versuchen, uns in eine Spirale des Blutes zu ziehen. Aber die meisten jüdischen und arabischen Gesellschaften sind dagegen und wollen in Frieden leben.“
In einer Internetkampagne haben Tausende Menschen nach dem Mord an drei israelischen Jugendlichen den Ruf nach Vergeltung unterstützt. Die Facebook-Seite «Das Volk Israel fordert Rache» hatten nach Medienberichten bis zum Mittwochnachmittag rund 35 000 Menschen «gefällt mir» angeklickt. Mittlerweile ist die Seite nicht mehr zu erreichen.
Auf der Seite waren zahlreiche rassistische Fotos und Kommentare veröffentlich worden. Ein Bild zeigte beispielsweise zwei junge Frauen. Sie hielten ein Papier mit der Aufschrift: «Hass auf Araber ist kein Rassismus, sondern ein Wert.» Einige der abgebildeten Personen trugen israelischer Armeeuniformen und zeigten Waffen. Das Militär verurteilte die Kampagne nach Angaben der Zeitung «Haaretz» scharf. Der Aufruf, Unschuldigen zu schaden, sei nicht das, was man von einem israelischen Soldaten erwarte.
Justizministerin Zippi Livni verurteilte diese Kampagnen als „Hetze“ und kündigte an, juristisch gegen die Initiatoren und insbesondere auch gegen die Soldaten vorzugehen. Polizeisprecher Micky Rosenfeld sagte, man werde rassistische Äusserungen in sozialen Netzwerken juristisch verfolgen. «Wenn nötig, wird es Untersuchungen und auch Festnahmen geben», kündigte Rosenfeld an.
Rabbi Benny Lau, ein Menschenrechts-Aktivist, der ebenfalls an der Demonstration teilnahm, betonte: „Ich würde gerne den Namen des ermordeten Arabers kennen, auf die gleiche Weise, wie wir uns Ejal, Gil-Ad und Naftali und ihre Mütter gemerkt haben.“ Zu diesem Zeitpunkt war der Name des ermordeten Araber noch nicht bekannt. Inzwischen weiss man, dass es sich um den 16-jährigen Muhammad Abu Chdeir handelt.
Lau sagte weiter: „Ein Jude rächt sich nicht. Das ist nicht unsere Sprache. Wir wurden erzogen, von Gewalt abzusehen. Unsere gesamte DNA ist so. Wir sind stolz darauf. Und plötzlich findet man sich inmitten von Rassismus und Gewalt wieder.“
(JNS und Agenturen)
Kategorien:Gesellschaft

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