Wie steht es um das Verhältnis zwischen den USA und Israel? Jetzt wird Israels Verteidigungsminister bei seinem Washington-Besuch glatt ignoriert. In Tel Aviv spricht man offen von „schwerster Krise seit Jahrzehnten“.
Israels Verteidigungsminister Mosche Jaalon war während seines Aufenthalts in Washington noch überzeugt, dass die Beziehungen mit den USA im Lot seien. Denn sein amerikanisches Pendant Chuck Hagel ihn nicht vor laufenden Kameras mit einer Ehrengarde und einer freundlichen Umarmung begrüsst. Also beteuerte Jaalon, man habe alle Streitereien der Vergangenheit überwunden.
Das dem nicht so ist zeigte sich kurz nach seiner Abreise, denn die Amerikaner teilten den israelischen Medien mit, dass fast niemand in Washington bereit gewesen war, Jaalon zu empfangen. Vizepräsident Joe Biden, Aussenminister John Kerry und die Nationale Sicherheitsberaterin Susan Rice hätten Anfragen für ein Treffen „kategorisch abgelehnt“, betonten die Amerikaner – eine noch nie da gewesene Brüskierung eines israelischen Verteidigungsministers. Und so schätzt Finanzminister Yair Lapid: „Es gibt eine Krise mit den USA, und wir sollten sie wie eine Krise behandeln.“
Unstimmigkeiten sind zwischen Jerusalem und Washington nichts Neues. Die im Allgemeinen engen Verbündeten haben tiefe Meinungsverschiedenheiten, sei es über den Umgang mit Irans Atomprogramm oder über den Siedlungsbau. „Die Weltanschauungen von US-Präsident Barack Obama und Israels Premier Benjamin Netanjahu. sind grundsätzlich verschieden“, sagte Israels ehemaliger Botschafter in Washington, Danny Ayalon.
So haben sich die Differenzen seit dem Amtsantritt Obamas immer mehr ausgeweitet. Die Streitpunkte konnten bist jetzt letztendlich stets wieder beseitigt werden. Doch jetzt jedoch hat das Misstrauen einen neuen Höhepunkt erreicht. „Dies ist definitiv die schwerste Krise seit Jahrzehnten“, sagt Ayalon.
Für amerikanische Diplomaten hat es mehrere Gründe: „Jaalons Kommentare haben uns schockiert. Es sollte niemand wundern, dass man ihn nicht empfangen wollte“. Jaalon hatte Kerrys Versuch, Friedensverhandlungen mit den Palästinensern voranzutreiben, lächerlich gemacht. Kerry sei „obsessiv“ und von „messianischem Eifer“ getrieben, sagte Jaalon im Januar. Israels „einzige Rettung“ sei, dass „Kerry einen Friedensnobelpreis kriegt und uns endlich in Ruhe lässt“.
Fakt ist, dass die US-Regierung nicht mit folgerichtiger Kritik umgehen kann. Erst recht damit nicht, dass Israel offen Washingtons Nahost-Politik kritisierte und die Atomverhandlungen mit dem Iran als Ausdruck von Schwäche bezeichneten. Auch die Wahl des neuen israelischen Botschafters in Washington fiel bei Obama in Missgefallen, weil der offen mit den Republikanern sympathisiere.
Auch das Netanjahu gleich nach seiner Ansprache vor den Vereinten Nationen ausgerechnet mit dem US-Milliardär Sheldon Adelson zu Mittag speiste, der den Republikanern Millionen spendet, um Obama zu entmachten, habe weiteren Differenzen verursacht. Nichts sei gefährlicher, als „im innenpolitischen Streit in den USA Partei zu ergreifen“, meint Ayalon. Dann riskiere man das Bündnis.
Abgesehen vom verletzten Stolz Obamas ist die Kooperation zwischen Behörden, Militärs oder Wirtschaft weiterhin ausgezeichnet: „So etwas ändert sich nicht über Nacht.“ Doch gebe es „zwischen den Führungen keine Intimität, kein Vertrauen mehr. Und keine geheimen Kanäle, über die man sich austauschen kann“, sagt Ayalon.
Aus diesem Grund kommuniziere man inzwischen mithilfe der Medien: „Langfristig vergiftet so etwas die bilateralen Beziehungen.“ Genau das aber „kann Israel sich nicht erlauben“, so ein Diplomat. „Niemand in der Welt erhält von den USA mehr Geld als wir. Unsere Sicherheit hängt von dieser Hilfe ab. Es gibt dafür keine Alternative.“ Jedoch hat die Geschichte mehr als einmal gezeigt, dass das jüdische Volk in Zeiten von Bedrängnis und extremer Ablehnung durch sogenannte Verbündete es immer wieder vermochten zu einer starken Kraft zusammen zu wachsen.
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