Thorazitat des Tages – Parascha


ThoraUnsere Weisen lehrten uns: „Gott gibt und Gott nimmt.“

Thora-Parascha

Sidra: „Wajera“
Lesungen: 1. Mose 19,30 – 21,21
Haftara: Jirmeja 32,26 – 41

Wajera-Psalm 11
Prüfung des Gerechten

Der Midrasch (Bereschit Rabba 54,3) deckt einen Zusammenhang zwischen dem Wochenabschnitt Wajera und Psalm 11 auf. In der Tora steht: „Und es war nach diesen Begebenheiten, und es prüfte Gott den Abraham und sprach zu ihm: Abraham! Und er sprach: Hier bin ich. Und er sprach: Nimm doch deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, den Yizhak, und gehe hin in das Land Morija und bringe ihn dort zum Opfer auf einem der Berge, den ich dir ansagen werde“ (Bereschit  22,1 – 2). In Psalm 11 heisst es: „Gott prüft den Gerechten, den Gesetzlosen aber und den Freund der Gewalt hasst sein Wesen“ (Vers 5). Nach dem Midrasch spricht der Psalmist hier von der Prüfung Abrahams.

Die Geschichte der Bindung Yizhaks wirft etliche Fragen auf, von denen hier nur zwei angeführt werden sollen. Gott wusste natürlich, dass Abraham seinen Test bestehen würde – warum hat er ihm dann die Prüfung auferlegt? Eine Antwort gibt uns die folgende Mischna: „In zehn Prüfungen wurde Abraham erprobt, und er bestand sie alle; um bekannt zu machen, wie gross unseres Vaters Abraham Liebe zu Gott war“ (Awot 5,4). „Denn nun weiss ich, dass du gottesfürchtig bist,  denn du hast mir nicht verweigert deinen Sohn, deinen einzigen“ (Bereschit 22,12). Warum ist in diesem Vers von   Gottesfurcht die Rede und nicht von der Liebe zu Gott? Abravanel erklärt, dass die Ehrfurcht im Gedanken an die Erhabenheit Gottes auf dieselbe Sache hinausläuft wie die Gottesliebe (siehe auch Rabbiner J. Z. Mecklenburgs Kommentar zu diesen Vers).

Es gibt einen weiteren Berührungspunkt zwischen Wajera und Psalm 11: Hier wie dort ist von einer Bestrafung der Frevler durch Gott die Rede. In der Tora lesen wir: „Und der Ewige liess regnen auf Sodom und Amora Schwefel und Feuer vom Ewigen vom Himmel. Und zerstörte die Städte und den ganzen Umkreis und alle Einwohner der Städte und das Gewächs des Erdbodens“ (Bereschit 19, 24 – 25). Im Psalm heisst es: „Er regnet auf die Frevler Schlingen, Feuer und Schwefel, und Glutwind ist ihres Bechers Teil“ (Vers 6). (Von: Prof. Dr. Yizhak Ahren)

Sidra wajera

— An einem schönen Tag, als Rabbi Levy Jizchak von Berditchev das Badehaus besuchte, wurde sein Mantel gestohlen. Nach Hause gekommen, fragte seine Frau nach dem Mantel. Der Rebbe: „Jemand hat meinen irrtümlicherweise für seinen Mantel angesehen“. Die Frau: „Wo ist denn seiner?“ Der Rebbe: „Den hat er vergessen zu hinterlassen“.–

Die Doppelmoral Awrahams

Er hat es wieder fertig gebracht. Zum zweiten Mal gibt Awraham seine Frau Sara als seine Schwester aus. Auch dieses Mal ist ihm seine Sicherheit wichtiger als ihr Wohl. Das erste Mal, als Awraham und Sara wegen einer Hungersnot nach Ägypten zogen und der Pharao von ihrer Schönheit hörte (Bereschit 12, 10-20), konnte er Sara davon überzeugen, dass die halbe Lüge, sie sei seine Schwester – Awraham und Sara hatten denselben Vater – (Bereschit 20, 12), ihnen zum Guten kommen wird. Und tatsächlich überlud Pharao Awraham mit Geschenken. Dieses Mal aber, in der dieswöchigen Sidra Wajera, bespricht er die Lage nicht einmal mehr mit Sara, sondern stellt sie dem König von Grar, Awimelech, sofort als seine Schwester vor. Awraham begründet die in unseren Augen feige Tat mit den Worten: „Weil ich dachte, es gibt keine Furcht Gottes an diesem Orte, werden sie mich wegen meines Weibes töten.“  (Bereschit 20, 11). Awraham hat seiner Frau und dem König Awimelech grosses Unrecht getan.

Wir können uns vorstellen, wie Sara zumute gewesen sein muss, als Awraham, seit Jahrzehnten schon ihr Mann, sie den Dienern des Königs auslieferte, und ihr wahrscheinlich klar und deutlich vor Augen stand, was ihr Los im Harem sein wird. Ihre Liebe zu Awraham hatte einen Riss erlitten. Wenn Sara Awraham später beauftragen wird, Hagar und Jischma’el in die Wüste, in den sicheren Tod, zu schicken (Bereschit 21, 9-10), bezahlte sie ihm seine feige Untreue wohl heim.
Das Unrecht gegen den König bestand, ausser der Lüge über seine Beziehung zu Sara, daraus, dass Awraham ein ziemlich harsches Urteil über Awimelech fällte – er habe keine Gottesfurcht  – ohne sich dessen zuvor zu vergewissern. Awrahams Misstrauen gegenüber dem König, wird sich als unberechtigt erweisen.

Es ist für uns schwierig nachzuvollziehen, wie der selbe Mann, der mit Gott, der vorhatte Sodom und Gomorra zu vernichten, über das Schicksal ihrer Einwohner verhandelt (18, 23-32), Gott dabei im Grunde eine Lehre über Gerechtigkeit erteilt, diese dann aber selber mit Füssen tritt.
In Pirke Awot, ‚Sprüche der Väter‘, bekommen wir einen weisen Rat, mit dem wir das Dilemma bezüglich Awrahams Verhalten aufheben können: „Beurteile jeden Menschen nach seiner günstigsten Seite“ (1,6; Sidur Gottesdienst im Herzen, S. 147).

Schabat Schalom
Rabbiner Ruven Bar Ephraim, JLG Zürich



Kategorien:Gesellschaft

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