Thorazitat des Tages – Parascha


ThoraUnsere Weisen lehrten uns: Das Wort eines Menschen gleicht einer Biene. Zum einen gibt sie Honig; und zum anderen besitzt sie einen Stachel, mit dem sie einer Person unangenehmen Schmerz zufügen kann.

Thora-Parascha

Sidra: „TOLDOT – Schabbat Machar Chodesch“
Lesungen: 1. Mose 26,13 – 27,27
Haftara: Schmuel I 20,18 – 42

Toldot-Psalm 36
Weg der Frevler

Über die Zwillinge Esaw und Jakob lesen wir im Wochenabschnitt Toldot: „Und die Knaben wuchsen, und es ward Esaw ein jagdkundiger Mann, ein Mann des Feldes, aber Jakob ein sich ganz hingebender Mann, der in Zelten wohnt“ (Bereschit 25,27). Jakob gilt als ein frommer Mann, und unsere Weisen haben Esaw oft als einen Frevler (hebr.: Rascha) bezeichnet (siehe z. B. Raschi zu Bereschit 30,22; 32,7). Da Psalm 36 die Welt des Rascha beschreibt, liegt der Grund für die Zuordnung dieses Psalms zu Toldot auf der Hand.

In einer Erklärung zum Vers: „Und Esaw kam vom Felde und war matt“ (Bereschit 25,29) zählt Rabbi Jochanan (in Baba Batra 16 b) ein langes Sündenregister auf; Raschi begnügt sich mit der Feststellung: „Er war abgemattet vom Morden.“ Sogar an die Tötung seines Bruders Jakob hatte Esaw gedacht (Bereschit 27,41).

Nach Meinung des Psalmisten hängen die Taten des Frevlers mit einem Fehlen von Gottesfurcht zusammen. M. Mendelssohn übersetzt Vers 2: „Das Laster predigt selbst dem Frevler, (so denk ich mir im Herzen:) Furcht Gottes sei vor deinem Auge nie!“ Schon unser Stammvater Abraham bemerkte einmal: „Gar keine Furcht Gottes ist an diesem Orte, und man wird mich wegen meiner Frau töten“ (Bereschit 20,11. Siehe  dazu  meine Ausführungen in:  „Tora-Gedanken“, S. 12 f).

Psalm 36 kennzeichnet das Verhalten eines Frevlers wie folgt: „Die Worte seines Mundes sind Unheil und Trug, er unterlässt, verständig zu sein, Gutes zu tun. Unheil sinnt er auf seinem Lager, stellt sich auf einen Weg, der nicht gut, verwirft das Böse nicht“ (Verse 4 und 5). Der Psalmist ist überzeugt, dass der  sichtbare Erfolg der Frevler nicht von Dauer sein wird: „ Dort fallen die Übeltäter, werden gestürzt und können nicht wieder aufstehen“ (Vers 13). (Von: Prof. Dr. Yizhak Ahren)

Sidra Toldot

Es braucht Jizchakiden

Mit Jizchak, Sohn von Awraham, Vater von Ja’akow, könnte ich befreundet sein. Im Gegensatz zu seinem Vater, ist er weder ein Kriegsherr, noch geht er über Leichen um seine Ideale zu verwirklichen. Auch  manipuliert er seine Gegner nicht, wie Ja’akow das in seinen jungen Jahren mit List und Tücke getan hat. Jizchak wird uns in der Tora als eine zurückgezogene Person, die seine Überzeugungen nicht von den Dächern schreit, präsentiert. Er betreibt Landwirtschaft, gräbt Wasserquellen, versucht in Frieden mit den Philistern zu leben, ist bereit ihm entgegengestreckte Hände zu greifen und Kompromisse zu schliessen.

Wir können Jizchak als eine tolerante und offene Persönlichkeit bezeichnen. Meiner Meinung nach würde er in einer modernen demokratischen Gesellschaft zwar für seine Überzeugungen stehen, die von anderen jedoch bestimmt respektieren. Ich kann mir gut vorstellen, wie Jizchak die freie Meinungsäusserung und Gleichwertigkeit der Menschen verteidigen würde.  Seine Haltung steht senkrecht auf die der Mehrheit der weltlichen Regierungsleiter, für die es nur absolute Loyalität gibt: Wer nicht mein Freund ist, ist mein Feind. Diese Strategie gründet auf der Überzeugung, dass Macht Güte letztendlich übertrumpft.

Die Situation in der Welt ist eine voller Kriege, Unterdrückung und Aggression gegenüber Menschen mit anderen Überzeugungen. In einer Welt, in der Gewalt und Misbrauch gegenüber Frauen und Kinder strukturell ausgeübt werden kann und von Regierungen mehr oder weniger stillschweigend toleriert wird, kann man der zynischen Meinung zugetan sein, dass tolerante, vernünftige und offene Menschen keine Chance gegenüber der Gewalt irrationaler Fanatiker haben.

In der Umgebung von ‘Jizchak-Menschen’ fühle ich mich gut. Einer politischen Partei von ‘Jizchakiden’ würde ich mich anschliessen. Obwohl ein Opfer des Fanatismus und der Gewalt seines Vaters (der ihn um ein Haar an Gott opferte), übernimmt Jizchak dieses Verhalten seines Vaters nicht. Trotz der Feindschaft der Philister steht er offen für den Frieden mit ihnen. Jizchak lässt die Philister einsehen, dass Frieden sich letztendlich lohnt. Ich wünsche mir in der Welt und im Besonderen in Israel eine Oberhand der Jizchakiden.

Mit einer Paraphrase einer berühmten Aussage von Golda Meir bete ich: „Möge die Liebe für die eigenen Kinder stärker sein, als die Rache gegenüber dem Erzfeind“.

Schabat Schalom,
Rabbiner Ruven Bar Ephraim, JLG Zürich



Kategorien:Gesellschaft

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