Der gegenwärtig interessanteste Punkt der Welt heisst Diraiham und liegt östlich der Millionenstadt Aleppo in der syrischen Wüste. Alle Satelliten, die den Nahen Osten im Blick haben, richten gegenwärtig ihre Kameras auf eine Anlage, die die syrische Regierung als „Wissenschaftliches Forschungszentrum“ bezeichnet, womit der Zweck der Anlage absichtsvoll verschleiert wird. Es ist das Chemiewaffenzentrum Syriens. In den Depots lagern Senfgas, Tabun und Sarin.

Während die Welt angstvoll auf den Ausbruch des Atomkonflikts zwischen Israel und dem Iran schaut, ist eine militärische Intervention, falls das Assad-Regime Chemiewaffen bereitstellt oder gar abfeuert, nicht mehr auszuschliessen: Zu gross ist sonst die Gefahr, dass das Teufelszeug in die Hände von Dschihadisten und apokalyptischen Machthabern gerät. Man muss hoffen, dass es zwischen Amerikanern und Russen Absprachen gegen den Chemiewaffen-Ernstfall gibt. Aber sicher ist das nicht.
Ende August soll die syrische Armee Trägersysteme für Giftgas im Einsatz durch Panzer und Kampfjets getestet haben. Geliefert wurde das Material noch aus der Sowjetunion, die seit dem Ersten Weltkrieg damit experimentierte und die Rote Armee zur Kriegsführung mit chemischen Waffen befähigte. Ein anderer Freund und Kunde der Sowjets, der irakische Diktator Saddam Hussein hat, als er seine kurdischen Untertanen unterwerfen wollte, die Wirkung getestet – mit gespenstischem Erfolg. Warum aber hat er sie dann, als es 1990/91 im zweiten Golfkrieg um die Existenz ging, nicht eingesetzt? Die beste Erklärung lautet, dass der amerikanische Aussenminister James Baker den starken Mann von Bagdad wissen liess, Amerika würde nuklear antworten. Auch während des Kalten Krieges galt es als ausgemacht, dass die Nato-Antwort auf Chemiewaffen von nuklearer Art sein würde.
Was bedeutet das für die Lage im Nahen Osten? Der syrische Bürgerkrieg kann jederzeit zur weltweiten Bedrohung werden, wenn die Chemiewaffen ausser Kontrolle geraten. Die Aufständischen lassen zwar wissen, dass sie die Chemiewaffen auf ihrem Vormarsch links liegen lassen wollen. Aber was das Regime plant, wenn es um Sein oder Nichtsein geht, ist offen, und was geschieht, wenn es zerfällt, ebenfalls. Aus Israel verlautete schon vor Wochen, dass es Einsatzpläne gibt, um die Chemiewaffen ausser Reichweite von al-Qaida und Co. zu nehmen – notfalls mit militärischen Mitteln. (Michael Stürmer)
Der Autor ist Historiker und Chefkorrespondent der „Welt“-Gruppe
Kategorien:Nahost
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Von meinem allzu kurzen Aufenthalt in dem in Paris durchgeführten Workshop von translate [1] ist mir die Aussage im Gedächtnis geblieben, dass, zumal das Französische keine globale oder weltweite Sprache ist, das Problem der Übersetzung, das heißt des postnationalen Lebens, nicht in dieser Sprache gestellt oder behandelt werden kann. Eine weltweite Sprache wäre nach den imperialen Sprachen eine Sprache, die die Verschiedenheit bestehender Kulturen in sich selbst übersetzen würde, um sie sich anzueignen, sie zu verdauen und aufzulösen. Die Weltsprache, das Englische, würde nach Art der imperialen Sprachen in Bezug auf die vormals kolonisierten Völker funktionieren, und es wären Letztere, die in der Eroberung ihrer Unabhängigkeit und der Entwicklung von Autonomie im Gegenzug im Englischen, der Sprache des Empire, den kritischen Raum konstruierten, in dem sich die Altermondialität entfalten lässt. Gewiss; und es handelt sich daher um einen doppelt disqualifizierten Gesichtspunkt, minoritär im Minoritären, aus dem ich versuchen werde, die paar Punkte aufzugreifen, die ich im Workshop angeschnitten habe.
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