Eine ultraorthodoxe Publikation in Israel macht die Gesichter weiblichen Holocaust-Opfer auf einem historischen Bild unkenntlich. Jüdische Bloggerinnen in den USA protestieren heftig.
Das Bild von Mitte Mai ist weltbekannt und steht für die Vernichtung der europäischen Juden durch Hitler-Deutschland: Jüdische Kämpfer und Zivilisten ergeben sich der Übermacht von Einheiten unter der Führung des SS-Generals Jürgen Stroop. Rechts im Bild ist vor SS-Männern ein kleiner Junge mit erhobenen Händen zu sehen, links von ihm zwei Frauen. Eine davon ist namentlich bekannt und steht im Zentrum des Bildes: Matilda Goldfinger. Ihre neben ihr sichtbare Tochter Henka wurde unmittelbar nach der Aufnahme des Bildes von den Deutschen ermordet.
Diese Fotografie sorgt nun für Aufregung. Wie zuerst vom Online-Portal «Ynet» gemeldet, hat die israelische ultraortodoxe Publikation «Bakehillah» («In der Gemeinschaft») die Gesichter der Frauen digital verwischt und unkenntlich gemacht. Der verantwortliche Redakteur von Bakehillah erklärte «Ynet», dies sei geschehen, um die Anstandsgefühle der Leserschaft nicht zu verletzen.
Die Bloggerin Renee Gert Zand betrachtet die Retusche des historischen Fotos jedoch als Angriff auf die Würde der abgebildeten Frauen. Zand gehört zu den Betreiberinnen des Blogs «The Sisterhood» auf der Website der jüdischen Wochenzeitung «Forward» in New York. Sie fragt empört, wie die Erinnerung an die getötete Frau geehrt werden könne, wenn «Bakehillah» deren Bild implizit als unanständige Versuchung männlicher Leser behandelt. Und, so die zornige Bloggerin weiter: «Werdet Ihr diese grauenhafte Praxis fortsetzen, bis ihr Frauen total aus der dokumentierten, jüdischen Geschichte gelöscht habt?»
Zand weisst darauf hin, dass ultraorthodoxe Publikationen in letzter Zeit bereits Hillary Clinton aus Fotografien herausretuschiert haben und Frauen kaum noch auf Werbeplakaten in Jerusalem zu sehen seien, einer Hochburg der Ultraorthodoxen.
Kategorien:Gesellschaft


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