Israel ist ärmstes OECD-Land


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Die OECD befürchtet, dass Kinder in Zukunft noch stärker von Armut gefährdet sind als Erwachsene.
Foto: Vitamin O / Flickr | CC-BY-NC 2.0

Israel ist das ärmste Mitgliedsland der „Organisation für wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung“ (OECD). Das zeigt eine vor kurzem veröffentlichte Studie der Organisation. Ausserdem haben sich die Einkommensunterschiede in Israel seit dem Jahr 2007 deutlich erhöht.

Die Armutsrate im Land beträgt 21 Prozent. Der OECD-Durchschnitt liegt derzeit bei 11,1 Prozent. Im Jahr 1995 lag die Armutsrate bei 13,5 Prozent, zeigt die Studie.

Israel befindet sich ausserdem an fünfter Stelle aller Mitgliedsländer, was die Einkommensunterschiede betrifft. Nur in Chile, Mexiko, der Türkei und USA geht die Schere zwischen armer und reicher Bevölkerung weiter auseinander. Im Durchschnitt verdienten im Jahr 2010 die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung in den OECD-Ländern 9,5-mal mehr als die ärmsten 10 Prozent. Drei Jahre zuvor sei es nur 9-mal so viel gewesen, heisst es in der Studie.

In den meisten Mitgliedsländern hat sich die Armut demnach durch die Finanzkrise verstärkt. Von 2007 bis 2010 sei die Armutsrate bei Kindern von 13 auf 14 Prozent gestiegen, bei den Jugendlichen von 12 auf 14 Prozent. Unter den Erwachsenen fiel die Rate von 15 auf 12 Prozent. Die Kinderarmut sei seit 2007 in 16 OECD-Ländern gestiegen, besonders in der Türkei, Spanien, Belgien, Slowenien und Ungarn. Das bestätige den Trend, dass anstatt der Erwachsenen nun Kinder und Jugendliche zur Gruppe mit der höchsten Gefährdung für Armut gehörten, folgern die Analysten.

Die Zahlen zeigten, wie wichtig es sei, die Verwundbarsten der Gesellschaft zu schützen, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. Bemühungen, Arbeitsplätze zu schaffen und wirtschaftliches Wachstum zu fördern, müssten Fairness, Effizienz und Einschliesslichkeit garantieren. Gurría forderte Reformen in den Steuersystemen der Länder, damit jeder Abgaben in gerechter Höhe leiste und gleichzeitig die Unterstützung erhalte, die er benötige.

Gemäss den Erhebungen leben ca. 14.1% der Schweizer Bevölkerung an der Armutsgrenze und ca. 8% unter der Armutsgrenze. Davon sind in erster Linie kinderreiche Familien, alleinerziehende Elternteile, Arbeitslose, selbstständig Erwerbende sowie schlecht ausgebildete oder ältere Menschen betroffen. Die regionalen Unterschiede sind ebenfalls gross: Im italienischsprachigen Kanton Tessin beispielsweise gibt es doppelt so viele Familien mit kleinem Einkommen wie im Kanton Zürich.

Gemäss einer Untersuchung der UNO-Kinderorganisation UNICEF leben ca. 8% der Schweizer Kinder in Armut. Arbeit zu haben bedeutet auch in der Schweiz nicht automatisch, dass man genügend Geld hat. Gemäss den Erhebungen des Bundesamtes für Statistik BFS gehören in der Altersgruppe 20 – 59 Jahre ca. 5% zu den so genannten ‚Working Poor‘, also zur Gruppe der Menschen, die zwar eine Stelle haben, jedoch unter der Armutsgrenze leben.

Die Einrichtung eines Sozialstaates habe in vielen Ländern die Auswirkungen der Finanzkrise abgemildert, analysiert die OECD. Eine weitere Kürzung von Sozialspenden in den Mitgliedsländern könne jedoch zu grösserer Ungleichheit und mehr Armut führen, warnt die Organisation.



Kategorien:Wirtschaft

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