Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft


Juliane_Wetzel

Juliane Wetzel forscht an der TU Berlin.
Foto: dpa

Am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin befasst sich Juliane Wetzel mit latenter und offener Judenfeindlichkeit in Deutschland. Die gibt es mitnichten nur bei Neonazis.

Frau Wetzel, 2013 gedenkt man besonders in Berlin der Machtübernahme der Nazis 1933 und der Judenverfolgung. Offenbar hilft das nicht gegen Antisemitismus.

Das ist ein bekanntes Phänomen. Gerade wenn, wie in diesem Jahr, in Ausstellungen oder medial an den Holocaust erinnert wird, dann gibt es in einem Teil der Bevölkerung eine Abwehrreaktion darauf, man will dieses Thema verdrängen. Dann kommt es zu Übergriffen, Schmierereien oder zu antisemitischen Kommentaren im Internet.

Wer sind das, die Antisemiten?

Das ist unterschiedlich. Der Angriff auf einen Rabbi im letzten Jahr in Berlin hatte mutmasslich einen migrantischen Hintergrund, da spielt der Nahostkonflikt eine Rolle. Schändungen jüdischer Friedhöfe gehen oft auf Neonazis zurück. Antisemitismus gibt es auch in der Linken, wenn etwa Israels militärisches Vorgehen in den Palästinensergebieten mit dem Holocaust gleichgesetzt wird. Und dann gibt es den verbreiteten Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft, wo antijüdische Stereotype gepflegt werden.

Wie gross ist dieses Potenzial?

Seit rund 30 Jahren ergeben Forschungen, dass etwa 20 Prozent der Deutschen gefestigte antisemitische Einstellungen besitzen. Je älter die Menschen, umso höher sind die Werte. Während der Debatte um die Beschneidung zeigte sich bei einer grossen liberalen Wochenzeitung, dass rund 30 Prozent der anonymen Leserkommentare problematische Inhalte vertraten.

Geht es um Kritik an israelischer Politik wie bei Günter Grass, liegt der Anteil antijüdischer Kommentare noch höher. Dann nutzt man solch ein Thema als Plattform für antisemitische Kommentare nach dem Motto: Das wird man ja wohl in Deutschland noch sagen dürfen.

Sie haben den Antisemitismusbericht für die Bundesregierung mit erstellt. Ihre Empfehlungen?

Verlässlich finanzierte Bildung ist bei diesem Thema wichtig, da gibt es Defizite. Es müssen für neue Generationen neue Methoden zur Vermittlung des Themas erarbeitet werden, die nicht zu einem „Übersättigungsgefühl“ führen und die auf Moralisierung verzichten. Ich fürchte aber, es wird auch künftig, wie in anderen Ländern auch, immer einen Bodensatz von Menschen mit judenfeindlichen Einstellungen geben. (Das Gespräch führte Thomas Rogalla, BZ)

Berlin: Antisemitische Vorfälle an letzten Wochenende

Am frühen Sonntagmorgen rief ein Mann bei der Berliner Polizei an und sagte, er wäre vor einer Diskothek von unbekannten beleidigt und geschlagen worden, weil er Jude sei.

Laut einer Meldung der DPA, trug der Mann ein T-Shirt mit einem pro-israelischen Aufdruck. Zudem hätten die mutmasslichen Täter in einem Gespräch mitbekommen können, dass er Jude sei. Beides hätte die Täter möglicherweise provoziert.

Der Mann wurde bei dem Angriff leicht verletzt. Die Täter flohen vor dem Eintreffen der Polizei vom Tatort. Der Staatsschutz ermittelt in der Sache.

Wie die israelische Zeitung Yisrael Hayom meldet, soll es am Wochenende auch bei einem Konzert in Berlin zu einem antisemitischen Übergriff auf eine Gruppe Israelis gekommen sein.

Zu dem Vorfall kam es, nachdem eine Gruppe von acht Israelis im 02-Stadium die erste Reihe der Sitzplätze belegt hatte. Eine nachfolgende Gruppe deutscher Fans hätte daraufhin versucht, die Israelis von ihren Plätzen zu vertreiben.

Nachdem die Israelis es sich verbaten, mit Gewalt von ihren Plätzen geschoben zu werden, hätten die Deutschen antisemitische Parolen skandiert berichtet die Zeitung.

Mit Rufen wie “dreckige Juden” und “haut ab nach Israel”, seien sie mit Gewalt auf den Boden geschubst worden, berichteten die Israelis. Als sie trotzdem nicht die Plätze freimachten, hätten etwa 50 Deutsche angefangen “haut ab, haut ab, geht, geht” zu brüllen.



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1 Antwort

  1. Und um hier keine Schlagseite zu kriegen (die Tippfehler bitte ich mir nachzusehen) sind hier zunächst mal die Kinderrechte, die Jungenrechte, zu nennen.

    Der Punkt beim Beschneidungsgesetz ist, daß hier Jungenrechte gegen Judenrechte eingetautscht wurden und hier Juden nicht dazu bereit sind, elementare Menschenrechte zu akzeptieren, im Gegenteil: Derzeit wird gerade mal wieder in Afrika die nächste Massenbeschneidungsorgie inszeniert, wobei die Leute, die die „Vorteile der Beschneidung“ herbeilügen, mit denen identisch sind, die hier die Beschneidung verharmlosen.

    Es handelt sich um eine barbarische Verstümmelung, es handelt sich, ich hänge mich immer wieder an der Metzitzah auf, um ein offenkundiges Kinderschändungsdelikt.

    Und es wird jede Kritik daran mit juristischem Druck weggebügelt.

    Der letzte Fall, wo in Israel bei einer Beschneidung ein Drittel eines Penis amputiert wurde, ist keine Woche her. Aber ein Rabbi Ehrenberg erklärt im Fernsehen, es gebe keine Komplikationen, Rabbi Ehrenberg hat coram publico und erweislich gelogen.

    Natürlich löst der sexuelle Mißbrauch von Kindern (vor Jahren wurde in der US amerikanischen Debatte offen darüber geredet, ob Beschneider beim Beschneiden von Kindern ejakulieren) hier Abscheu und Protest aus.

    Der ist dann natürlich wieder einmal Antisemitismus – daß das ganze auf Kosten von Menschenrechten geht, wird übersehen.

    Es wird gerade in der Beschneidungsdebatte darauf Wert gelegt, mit Deutschenbashing Haß zu erzeugen und offenkundig versucht, auszuloten, wie weit man die Deutsche Bevölkerung provozieren kann ohne daß es zu offenen Konflikten kommt.

    Für mich ist Par. 130 StGB (Volksverhetzung) kein Paragraph, der nur Juden als Opfer und nur Deutsche als Täter haben kann.

    Im Augenblick frage ich mich, ob hier gegen Jungen Volksverhetzung getrieben wird, und bei der Arbeit von Frau Wetzel ist aus meiner Sicht zu prüfen, ob hier Deutsche einseitig diskriminiert werden und ob hier möglicherweise der Straftatbestand der Volksverhetzung zumindest berührt sein könnte.

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  2. Definiere „gefestigte antisemitische Einstellung“. Übliche Definition: „Der Antisemit ist davon überzeugt, daß Wasser naß ist.“

    Umfrage: Ist Wasser naß? Mehrheit antwortet: Ja. => Mehrheit ist antisemitisch.

    Derartige Umfragen und Studien laufen hier im Wochenabstand.

    Sorry, ich habe es als Deutscher nötig, mich unter akademischhem Deckmantel diffamieren und beleidigen zu lassen.

    Wir Deutschen fühlen uns in Deutschland wohl. Wenn Juden den ganzen Tag rumjammern, sie fühlten sich in Deutschland nicht wohl, weil es so viele Deutsche da gebe, weiß ich ein ganz einfaches Mittel: Niemand ist gezwungen, in Deutschland zu leben.

    Ich erinnere nur an die Beschneidungsdebatte, die uns hier zugemutet wurde.

    Jüdische Lobbies haben solange Druck gemacht, bis Par. 1631d BGB beschlossen und damit unsere Verfassung gebrochen wurde.

    Deutlicher konnte man nicht unterstreichen, daß es nicht möglich ist, ein gemeinsames Fundament für ein Zusammenleben von Juden und Deutschen abzustimmen.

    Und daß hier ein andauerndes philosemitisches Getrommel, die Juden seien alle gut, die Deutschhen seien alle schlecht, die Lage nicht verbessert, sollte klar sein.

    Man hat uns in Deutschland mit dem Beschneidungserlaubnisgesetz beleidigt, man hat unser Grundgesetz geschändet. Und war das Grundgesetz der heute lebenden Deutschen. ich bin 18 Jahre nach Kriegsende geboren, ich kann nichts für Hitler, ich kann nichts gegen Hitler und es gibt hier weder Sippenhaft noch Kollektivschuld noch Erbsünde.

    Aber Menschen, die heute leben, haben in dem Staat, in dem ich auf die Verfassung meinen Fahneneid (genauer: Gelöbnis) geleistet habe, die Verfassung geschändet.

    Die Schuldigen leben. Und sind zur Rechenschaft zu ziehen. Und das werde ich nicht vergeben und das werde ich nicht vergessen. Man hat mir als Deutschem in meinem eigenen Land gesagt: „Du bist hier unerwünscht, deine Verfassung ist nichts wert.“

    Das hat mich verletzt, das hat mich gedemütigt, das hat mich entehrt.

    Ich habe den Schuldigen im Leben nichts getan, sie haben mich trotzdem in meinem eigenen Land zum Menschen zweiter Klasse degradiert.

    Das kann und werde ich weder vergeben noch vergessen.

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