Thorazitat des Tages – Thora-Parascha


tora-t„Meine Augen sind immer auf Gott gerichtet“ (Psalm 25 Vers 15)

Thora-Parascha

Schabbat „Chukkat – Satzung“
Wochenabschnitt: 4. Mose 19,1 – 22,1
Haftara-Prophetenlesung: Richter 11, 1-33

Chukat – Psalm 95
Sünden unserer Väter

In Psalm 95 finden wir mahnende Worte: „Härtet nicht euer Herz wie zu Meriwa, wie am Tage von Massa in der Wüste. Da mich versuchten eure Väter, mich prüften, obschon sie sahen mein Werk. Vierzig Jahre war ich überdrüssig des Geschlechts, und ich sprach: ein Volk irren Herzens sind sie, und sie erkannten nicht meine Wege“ (Verse 8 – 10). Hier spricht der Psalmist im Namen Gottes; Rabbiner I. Jacobson bezeichnet solche Psalmen als „dramatische Psalmen“.

Die Frage drängt sich auf: Auf welche Begebenheiten in der Wüstenwanderung spielt der Psalmist an? Einige Kommentatoren (Radak, Hirsch, Chacham) verweisen auf folgenden Vers, in dem die im Psalm erwähnten Ortsnamen Meriwa und Massa auch vorkommen: „Und er nannte den Namen des Ortes Massa (Versuchung) und Meriwa (Zank) wegen des Zankens der Kinder Israel, und weil sie den Ewigen versuchten, indem sie sprachen: Ist wohl der Ewige in unserer Mitte oder nicht?“ (Schemot 17,7). Wie wir erkennen, lässt sich Psalm 95 mit dem Wochenabschnitt Beschalach verbinden; diesem wurde jedoch Psalm 66 zugeordnet. Welche Verbindung besteht mit dem Wochenabschnitt Chukat? Auch hier ist von Zank im Zusammenhang von Wassermangel die Rede: „Das ist das Hader-Wasser (Me Meriwa), wo die Kinder Israel haderten mit dem Ewigen, und durch welches er verherrlicht wurde“ (Bamidbar 20,13. Siehe Rabbiner  Hertz zu diesem Vers).
 
Den mahnenden Hinweis auf Sünden unserer Väter kann man auf eine weitere Episode im Wochenabschnitt Chukat beziehen: „Da sprach das Volk wider Gott und wider Mosche: Wozu habt ihr uns aus Mizraim herausgeführt, in der Wüste zu sterben? Denn wir haben kein Brot und kein Wasser, und uns ekelt vor dem elenden Brote“ (Bamidbar 21,5). Hier erwiesen sie sich als undankbare Menschen (Talmud, Awoda Sara 5 a). Ihre Undankbarkeit wurde in angemessener Weise bestraft (siehe Raschi zu Vers 6), und  sie bekannten: „Wir haben gesündigt, indem wir gegen Gott und dich gesprochen haben“ (Bamidbar 21,7). Von unseren Vätern  können wir lernen, dass Sünder um Verzeihung bitten sollen. (Von: Prof. Dr. Yizhak Ahren

Sidra Chukat

„Singt für den EWIGEN ein neues Lied…“
„Damals sang Israel dieses Lied: Brunnen, steig auf, singt von ihm, dem Brunnen, den Fürsten gruben, den die Edlen des Volks bohrten mit einem Zepter, mit ihren Stäben.“[1]
Sidra Chukat umfasst eine Sammlung von Ereignissen während dem Wüsten Abenteuer des Volkes Israel, wobei die Emotionen nach allen Seiten fliegen. Wir lesen über ihre Angst um genügend Essen und Trinken und um die Kriege mit den einheimischen Völkern. Wir spüren die Trauer um den Tod von Miriam und Aharon. Das Volk ist entsetzt über die unglaublich harte Strafe, die Mosche von Gott auferlegt wird: er darf ja in das versprochene Land nicht hineingehen. Und selbstverständlich vervollständigt das tagtägliche Klagen und Jammern des Volkes gegenüber Gott und Mosche diese Gefühlspalette. Diese Reklamationen lösen auch dieses Mal wieder eine Strafe heraus: Gott schickt Schlangen, die einen Haufen Israeliten töten.
Und nun, inmitten all dieser Emotionen, finden wir das Brunnen-Lied. Mitten in diesem emotionellen Chaos singen!? Das Volk hatte Angst, war traurig, hatte Hunger, Durst und war unzufrieden. Trotzdem singen!?
Doch schon. Ich kann es mir recht gut vorstellen. Singen und Musik ganz im Allgemeinen, hat eine beruhigende und unterstützende Wirkung. Es kann Emotionen manipulieren, das heisst, in eine bestimmte Richtung lenken. Auch beim Gemeinde-Gebet können die Lieder mehr auslösen als ‚nur‘ die Worte der Gebete. Das Zusammensingen ist für mich eine Art Meditation. Die talmudischen Rabbinen wussten es. Sie meinten, der Gesang spiele eine wichtige Rolle im Gebet. Durch den Gesang erlange man Freude im Herzen und genau dieser Zustand sei ideal beim Dienen Gottes [2]. Der im 18. Jahrhundert aufgekommene Chassidismus gründet unter anderem eben gerade auf dieser Freude am Singen. Gott mit Tanz und Gesang zu ehren, ist für uns westliche (lies steife) Aschkenasim gar nicht so einfach. Wir stellen Tanzen und Singen schnell dem ‚ausser Rand und Band geraten‘ gleich. Wir sehen das Gemeinde Gebet mehr als etwas feierliches, wobei man sich benehmen (lies einhalten) soll. Musik ist uns schon wichtig, sie soll aber eher im Hintergrund bleiben. Ich behaupte dagegen, dass das Gebet ohne Worte, das heisst, nur mit jababam, daidaidai, oder lailailai, das ‚Nigunnen‘ (Summen), das dem Herzen entspriesst, ganz genau ‚Awoda Schebalew‘ (der Name unseres Sidurs) bedeutet: Der Gottesdienst im Herzen.
„Singt für den Ewigen ein neues Lied – Schiru Ladonai schir chadasch…..“

Schabat Schalom,
Rabbiner Reuven Bar Ephraim,   JLG Zürich

[1] Bemidbar [4.BM] 21, 17-18.
[2] Babylonischer Talmud Arachin 11a



Kategorien:Gesellschaft

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