
Mosche Arens
US-Präsident Barack Obama möchte das Regime Assad nicht stürzen. Er möchte sich auf keiner Seite des seit über zwei Jahren tobenden Bürgerkriegs einschalten, der bis jetzt über 100 000 Opfer gefordert und über zwei Millionen gezwungen hat, ihre Heime zu verlassen. Obama will nur eine Botschaft verkünden: Bashar Assad, benutze keine Giftgase!
In anderen Worten: Du kannst weiter Männer, Frauen und Kinder töten, so lange du gegen sie keine chemischen Waffen einsetzt. Artilleriegeschosse, Luftangriffe und ballistische Raketen sind gestattet, nicht aber chemische Waffen. Man glaubt kaum, dass dies wirklich die Botschaft ist, die Obama verkünden will, doch er scheint sich in der Falle einer Zusage verstrickt zu haben, die er vor einigen Monaten so nebenbei gemacht hat: Die Benutzung chemischer Waffen stelle eine «rote Linie» dar. Jetzt hat er das Gefühl, um jeden Preis sein Versprechen erfüllen zu müssen. Das macht aber kaum Sinn. Und wenn Obamas Absicht das Retten von Menschenleben ist, dann dürfte er das mit diesem Verhalten nicht erreichen. Das Resultat könnte vielmehr das Gegenteil sein.
Die Bilder von den Leichen von Kindern, die durch Assads Truppen bei Damaskus mit Giftgas getötet worden sind, sind schrecklich und werden noch lange in unserem Gedächtnis festsitzen. Sie erinnern uns an die 5000 Frauen, Männer und Kinder, die 1988 im kurdischen Dorf Halabja von der irakischen Armee vergast worden sind. Falls wir es vergessen haben: Arabische Armeen haben schon bei anderen Gelegenheiten chemische Waffen eingesetzt: die Ägypter zwischen 1973 und 1967 in Jemen und die irakische Armee gegen die Iraner in den Jahren 1980 bis 1988. In beiden Fällen hielt sich der internationale Protest in Grenzen. Vielleicht wäre dies die Zeit gewesen, in welcher die Welt hätte einschreiten und dem Einsatz dieser nicht konventionellen Waffen ein Ende bereiten können. Damals schien das aber für niemanden eine Rolle gespielt zu haben.
Die traurige Wahrheit bezüglich des syrischen Bürgerkriegs ist, dass beide Seiten im Konflikt Kräfte der Dunkelheit sind. Assad und sein Regime sind Metzger, die ihre Eigenschaften der Unmenschlichkeit und Herzlosigkeit im Laufe der Jahre unter Beweis gestellt haben. Zusammen mit der Terrororganisation Hizbollah und ihrem Patron in Iran sind sie Bestandteil der Achse des Bösen. Ihre Opponenten, die Rebellen, sind mit al-Qaida assoziiert und alliiert. Sie sind islamische Fanatiker, welche die Zerstörung Israels und des Westens anstreben. Ihre Fähigkeit, mörderische Attacken gegen Ziele ihrer Wahl zu verüben, haben sie bereits bewiesen. Die Gefahr, die sie bedeuten, sollten sie im syrischen Bürgerkrieg triumphieren, kann man sich leicht vorstellen. Wer möchte schon eine dieser Kräfte als Siegerin sehen?
Wäre es doch nur möglich, dem Blutvergiessen ein Ende zu bereiten, ohne deswegen einer der beiden Seiten helfen zu müssen. Das würde aber den Einsatz von Hunderttausenden von Truppen erforderlich machen, «Stiefel auf dem Boden», welche gegen beide Seiten im Konflikt kämpfen und sie entwaffnen würden. Nur wenige in der westlichen Welt sind imstande, dies zu tun. Und jene, die dazu fähig sind, wie die USA und Israel, sind aus ersichtlichen Gründen nicht gewillt, es zu tun.
So wird also das Töten Tag um Tag fortgesetzt, mit der Hilfe von Bomben aus der Luft, Artilleriegranaten, Raketen, Scharfschützen und chemischen Waffen, mit Ausrüstung und Waffen, die Iran, Russland und einige arabische Staaten zur Verfügung stellen. Die Kampfhandlungen schwappen nach Libanon über, vielleicht sogar nach Jordanien. Für den Augenblick scheinen sie nicht zu stoppen zu sein. Syriens direkte Nachbarn wie die Türkei und Israel, welche die militärische Kapazität besitzen, sich zu schützen, sind in Bereitschaft, um die Sicherheit ihrer Grenzen und Bürger zu gewährleisten. Es bleibt zu hoffen, dass eines Tages beide Seiten ihre Waffen erschöpft niederlegen werden.
Für den Moment ist es für Israel in dieser anscheinend hoffnungslosen Situation, in der Schlechte gegen Schlechte kämpfen, das Beste, sich nicht einzumischen und syrischen Boden nicht zu betreten.
von Moshe Arens, Likud-Mitglied, war früher Knesset- abgeordneter und Verteidigungsminister.
(JNS / tachles)
Kategorien:Sicherheit
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