Unsere Weisen lehrten uns: Wer sich schnell geniert, dem fällt das Sündigen schwer.
Thora-Parascha
Schabbat „Wa’Jeze – Und er zog aus“
Lesung: 1. Mose 28,10 – 32,2
Prophetenlesung: : Hosea 12,13 – 14,10; Joel 2, 26-27
Wajeze-Psalm 3
Mit Gottes HilfeAuf der Suche nach einem Verbindungspunkt zwischen dem Wochenabschnitt Wajeze und Psalm 3 sind uns in beiden Texten Verse aufgefallen, aus denen hervorgeht, dass Gott einem Menschen hilft, der bedrängt und bedroht wird.
In Wajeze erfahren wir von einem Traum Jakobs und später von einem Traum seines Onkels und Schwiegervaters Laban. Jakob hat der Ewige mitgeteilt: „Und siehe, ich bin mit dir und werde dich behüten, wo du auch immer gehest, und dich zurück führen in dieses Land; denn ich werde dich nicht verlassen, bis dass ich getan, was ich geredet habe zu dir“ (Bereschit 28,15). Rabbiner Hertz kommentiert: „Deshalb brauchte Jakob keine Furcht vor den Drohungen Esaws zu haben.“ Geholfen hat Gott Jakob, als er vor Laban floh: „Da kam Gott zu Laban dem Aramiten, im Traum der Nacht und sprach zu ihm: Hüte dich, dass du nicht redest mit Jakob, weder Gutes noch Böses“ (Bereschit 31,24). Laban erzählte Jakob von Gottes Anweisung, an die er sich gehalten hat (Bereschit 31, 29).
Psalm drei schildert die Lage eines Menschen, der verfolgt wird: „Ewiger, wie viel sind meine Feinde, viele, die gegen mich aufstehen. Viele sprechen von meiner Seele: Keine Hilfe ist für ihn bei Gott!“ (Verse 2 und 3) Der Psalmist ist zuversichtlich: „ Du aber Ewiger bist ein Schild für mich; setzest mich zu Ehren; hebst mein Haupt empor“ (Vers 4). Vers 6 lautet: „Ich habe mich niedergelegt, bin gleich eingeschlafen, bin erwacht, weil Gott mich stützen will!“ Rabbiner Hirsch kommentiert: „In der einfachen Tatsache, dass er sich niedergelegt, geschlafen und wieder erwacht sei, findet er die Bürgschaft, dass Gott ihn noch nicht verloren gebe und jubelt damit allen in Schuld und Leid Versunkenen den nimmer zu raubenden Trost und Lebensmut ins Herz: Wen Gott zu einem neuen Tag erwachen lässt, dem sichert Gott damit Seinen Beistand zu immer noch wiederzugewinnende Lebensreinheit und Lebensheiterkeit.“
Im Achtzehngebet nennen wir den Ewigen: „König, Helfer, Retter und Schild“ (Ende des ersten Segensspruchs). (Von: Prof. Dr. Yizhak Ahren)
Sidra wajeze
Die Reise
Ja’akow verlässt sein Elternhaus. Sein Bruder Esaw ist wütend auf ihn, er hat ihn mit dem Tod bedroht. Ja’akow macht sich auf den Weg, um sein Leben zu retten. Er hat eine lange Reise vor sich, die ihn aber nicht nur an ferne Orte sondern auch in sein Inneres bringt. Es wird eine schwere Reise. Er muss mit dem Lug und Betrug fertig werden, mit dem er die Beziehung zu seinen Mitmenschen, insbesondere zu seinem Bruder, Vater und später seinem Onkel belastet. Ja’akow steht nicht gerade Modell für das Betragen eines Engels, hingegen aber schon für das eines Menschen. Das Gedicht von der Hand des amerikanischen Rabbiners Alvin I. Fine trifft auf Menschen wie ‚Du und ich‘ zu und eben auch auf Ja’akow.
„Die Geburt ist ein Anfang und der Tod ein Ziel;
Und das Leben ist eine Reise.
Von der Kindheit zur Reife, von Jugend bis ins hohe Alter.
Von Unschuld nach Bewusstsein, von Unwissenheit zum Wissen;
Von Dummheit zu Unterscheidungsvermögen und dann vielleicht zu Weisheit.
Von Schwäche zu Stärke und zu oft wieder zurück.
Von Gesundheit zu Krankheit, und so beten wir, wieder zu Gesundheit.
Von Beleidigung zu Vergebung,
Von der Einsamkeit zu Liebe,
Von Freude zu Dankbarkeit Von Schmerz zu Mitleid.
Und von Trauer zu Verständnis – von Angst nach Vertrauen;
Von Niederlage zu Niederlage zu Niederlage – bis, nach hinten oder nach vorne schauend:
Wir sehen, dass der Sieg nicht an einem gewissen hohen Platz auf dem Weg liegt,
Aber bei der Vollendung der Reise, von Stufe zu Stufe, ein geweihter Wallfahrt.
Die Geburt ist ein Anfang und der Tod ein Ziel;
Aber das Leben ist eine Reise, ein geweihter Wallfahrt,
Ins ewige Leben.“
Die Reise – und ich meine damit hauptsächlich die Reise in das Innere – zwischen Geburt und Tod ist schwer. Sie führt uns über duftende Alpenwiesen, dem rauschenden Meer und beleuchteten Strassen entlang, durch dunkle Wälder, in überrumpelnde Städte und zauberhaft liebliche Umgebungen. Manchmal marschieren wir geplant, stolz und entschlossen, manchmal aber humpeln wir verunsichert, umherirrend, verloren, blutend umher. Die Reise wird zum grossen Teil durch Andere bestimmt, für denselben grossen Teil aber auch durch uns selber. Wir können steuern, lenken und bestimmen. Einsicht, Reue, Einkehr und Vergebung sind in unseren Händen.
Schabat Schalom,
Rabbiner Reuven Bar Ephraim, JLG Zürich
Paraschat Haschawua: wajeze.1.j.pdf; wajeze.haftara.1.j.pdf
Kategorien:Gesellschaft
Europa ist antisemitisch. Eine Studie belegt es. Wieder einmal.
Thorazitat – Parascha
Thorazitat – Parascha
Elfte Lange Nacht der Religionen in Berlin
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