Saudi-Arabien ist bereit, Israel seine Militärflugplätze zur Verfügung zu stellen und eine Reihe von Dienstleistungen zu gewähren, wenn Tel Aviv sich für einen Schlag gegen den Iran entscheidet. Diese unglaubwürdige Nachricht wurde in diesen Tagen von den Medien in der ganzen Welt verbreitet. Allerdings halten viele Experten ein solches Szenario nicht für unwahrscheinlich.
Die britische Zeitung „Daily Times“ schrieb unter Berufung auf nicht genannte Quellen über enge Kontakte israelischer Geheimdienste mit Saudi-Arabien angesichts einer Gewaltlösung des iranischen Atomproblems. Riad und Tel Aviv befürchten, dass ein eventuelles Abkommen zwischen dem Iran und der Sechsergruppe (fünf UN-Vetomächte und Deutschland) den Verzicht Teherans auf Atomwaffen-Entwicklung nicht garantieren wird.
Es wird angenommen, dass Saudi-Arabien dem Jüdischen Staat alles für einen Schlag gegen den Iran Nötige in Aussicht stellt – von Luftstützpunkten bis hin zu Drohnen und Rettungshubschraubern. Letztere könnten wahrscheinlich für die Suche nach israelischen Piloten erforderlich sein, deren Flugzeuge abgeschossen würden.
Israel macht auch sonst keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über die Atom-Verhandlungen in Genf sowie über die Verbesserung der amerikanisch-iranischen Beziehungen. Der israelische Premier Benjamin Netanjahu erklärte, er sei vom jüngsten IAEA-Bericht, der insgesamt die friedliche Ausrichtung des iranischen Atomprogramms bestätigt, nicht beeindruckt.
Informationen über angebliche saudisch-israelische Konsultationen zu einem gemeinsamen Militäreinsatz gegen den Iran spalteten die Expertengemeinde. Selbst das Format einer solchen Partnerschaft lasse sich schwer vorstellen, sagte Sergej Demidenko, Nahost-Experte vom Institut für strategische Einschätzungen:
„Natürlich bringt die iranische Drohung die beiden Staaten gewissermassen näher zusammen, doch es reicht bei weitem nicht aus, um eine strategische Militärallianz oder eine Allianz der Geheimdienste gegen den Iran zu schliessen.“
Auch eine erzwungene Union von Riad und Tel Aviv ist unmöglich, sagt der israelische Politologe Avigdor Eskin:
„Eine derartige Allianz hat es nie gegeben und wird es in der nächsten Zukunft kaum geben. Saudi-Arabien ist eine Wahhabiten-Hochburg. Und es sind vor allem solche Kräfte wie die Hamas, Saudi-Arabien, Wahhabiten, Muslimbrüder verschiedenster Sorten und die Opposition in Syrien, die sich der israelischen Existenz im Nahen Osten widersetzen. Wahr an der ganzen Sache ist, dass ein gewisser Informationsaustausch zwischen Israel und Saudi-Arabien zur iranischen Frage besteht.“
In Wirklichkeit ist die antiiranische Allianz von Riad und Tel Aviv gar nicht so naturwidrig, meint Nikolai Surkow, Dozent am Lehrstuhl für Orientkunde an der Moskauer Hochschule für internationale Beziehungen:
„Es ist schwer, so etwas eine Allianz zu nennen, vielmehr handelt es sich um eine Koordinierung der Bemühungen, denn es werden natürlich keine offiziellen Dokumente unterschrieben. Wenn man jedoch bedenkt, dass auch saudische Nachbarn im Iran eine Drohung sehen und die Möglichkeit für sie besteht, diese iranische Atomdrohung mit den Händen Israels zu neutralisieren, so fragt man sich: Warum nicht?“
Es ist nicht ausgeschlossen, dass Tel Aviv und Riad eine besondere Partie spielen, nimmt Imad Rizk, ein Politologe aus Beirut, an. „Im Endeffekt sehen wir, wie Saudi-Arabien ein Gegenspiel versucht, in dem es sich ganz offen auf die Seite des gesamtarabischen Feindes stellt“, schlussfolgert der libanesische Experte. Israel ist sehr daran interessiert, denn es will nicht nur gegen den Iran vorgehen, sondern auch seine Positionen in der Region festigen.
Wer die erste Geige spielen wird, ist bislang schwer zu sagen. Der Nahe Osten war schon immer ein Austragungsort für grosse politische Spiele und es gibt keine objektiven Gründe dafür, dass sich die Situation ändert. Nur wechseln die Akteure von Zeit zu Zeit die Rollen. Ein ähnlicher Prozess scheint dort auch heute im Gange zu sein. (Nikita Sorokin,)
Kategorien:Sicherheit
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