Saudi-Arabien und Israel – ein Bündnis unversöhnlicher Feinde


7SaydIzrail285Die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und seinem nächsten Bündnispartner – den Vereinigten Staaten von Amerika – haben sich in der letzten Zeit so zugespitzt, dass das Königreich andere Bündnispartner suchen musste. Riad passt die von Washington betriebene Nahost-Politik nicht, insbesondere der Verzicht auf einen Einsatz in Syrien, die Annäherung mit dem Iran und die Position im palästinensisch-israelischen Konflikt. Als neuer aussenpolitischer Partner Saudi-Arabiens wird Israel genannt. Die ehemaligen unversöhnlichen Feinde mussten „das Kriegsbeil begraben“ und sich gegen Washington vereinen, das sich in der jüngsten Zeit immer mehr mit Teheran annähert.

Den Wunsch des Königreichs, seine Beziehungen zu den USA zu überdenken, bekundete im Herbst der Chef der saudischen Aufklärung Prinz Bandar bin Sultan. Zuallererst beschloss Riad, die Zusammenarbeit mit Washington bei der Ausbildung und Bewaffnung der syrischen Aufständischen einzustellen. Ausserdem hat Saudi-Arabien begonnen, einen Ersatz für die USA in der Eigenschaft als Hauptpartner in der Erdölsphäre und als Hauptlieferant von Waffen für die eigene Armee zu suchen. Das alles werde getan, um Barack Obama die eigene Unzufriedenheit mit der heutigen Aussenpolitik der USA zu demonstrieren, meint der Politikwissenschaftler Ali Gadschisade:

„Saudi-Arabien ist ein recht grosses, recht reiches und stabiles Land, das über viele Jahrzehnte ein Bündnispartner der USA in der Region war. Es spielt eine recht ernsthafte Rolle. Lange Jahre kaufte Saudi-Arabien Waffen bei den USA – nicht zu billigen Preisen, in grosser Menge. Saudi-Arabien versorgte die Vereinigten Staaten mit billigem Erdöl, es versorgte die amerikanischen Unternehmen mit vorteilhaften Aufträgen und Bestellungen. Die USA verdienten dank Saudi-Arabiens viel Geld. Saudi-Arabien forderte dafür die Gewährleistung seiner Sicherheit gegen offenkundige und potentielle Gegner. Darunter befanden sich der Irak und der Iran.“

Der Konflikt zwischen Riad und Washington ist lange herangereift. Der Monarchie missfiel offenkundig die amerikanische Taktik im Nahen Osten. Zuerst lehnten es die Vereinigten Staaten ab, Saudi-Arabien bei der Unterdrückung des Aufstands der Schiiten in Bahrain im Jahr 2011 zu unterstützen. Im Jahr 2013 unterstützte Washington die russische Syrien-Initiative und verzichtete auf einen Militäreinsatz in diesem Land. Die Saudis waren damals sogar bereit, dessen Finanzierung zu übernehmen. Das Königreich sei der Hauptgeldgeber der Opposition in der Syrien-Krise gewesen und habe alles unternommen, um Baschar al-Assad zu entmachten, teilten amerikanische Massenmedien mit.

Der letzte Tropfen für die Behörden der Monarchie wurde Washingtons Annäherung mit dem Iran, der der Hauptkonkurrent Riads in der Region ist. Die im September geführten Telefonate von US-Präsident Barack Obama mit dem Präsidenten des Irans Hassan Rohani und die danach folgende Verhandlungsrunde der „Sechs“ werteten die Behörden Saudi-Arabiens als eine Bedrohung der regionalen Sicherheit. In Riad begreift man: sollten die Iraner und die Amerikaner eine Paketvereinbarung abschliessen und alle gegenseitigen Beanstandungen regeln, würde das eine Legitimierung des Irans, die Aufhebung der gegen ihn verhängten Sanktionen und die Erlangung der Führungsrolle in der Region durch den Iran bedeuten. Kurz gesagt, die Situation in der Region verändere sich stürmisch, sagt der wissenschaftliche Leiter des Instituts für angewandte Orientkunde und Afrikanistik Said Gafurow:

„Einerseits befinden sich der Iran und Saudi-Arabien – die beiden regionalen Supermächte – in einer harten Auseinandersetzung. Aber andererseits verliert Saudi-Arabien allmählich seine wichtigsten Bündnispartner – die USA und die Nato insgesamt.“

Dank der britischen Zeitung „Sunday Times“ habe die ganze Welt die Nachricht über die im Entstehen begriffene antiiranische Allianz Saudi-Arabiens und seines unversöhnlichen Feindes – Israels  erörtert. Es sei die Information aufgetaucht, dass Riad bereit sei, Tel Aviv seine Militärflugplätze zur Verfügung zu stellen und einen ganzen Komplex von Dienstleistungen zu erweisen, sollte sich Israel zu einem Schlag gegen den Iran entschliessen, erzählt der Politikwissenschaftler Ali Gadschisade:

„Israel tritt momentan faktisch mit derselben Position auf wie auch Saudi-Arabien, nur sind es einfach andere Methoden.“

Die vermutliche Allianz Israels und Saudi-Arabiens ist angesichts der Tatsache besonders erstaunlich, da doch das Königreich einer der wenigen Staaten in der Welt ist, der es den Juden offiziell verbietet, sich auf seinem Territorium aufzuhalten. Die saudische staatliche Fluggesellschaft bemüht sich, den Israelis keine Tickets für ihre Flüge zu verkaufen. Diese Tickets werden ihnen als den Bürgern eines feindlichen Landes nicht verkauft. Aber es werden auch keine Juden aus anderen Staaten zum Flug zugelassen, sollten sich in ihrem Gepäck Gegenstände befinden, die auf ihre jüdische Herkunft hinweisen. (Xenia Melnikowa)



Kategorien:Sicherheit

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