Israelische und palästinensische Unterhändler treffen sich heute zu einer weiteren Gesprächsrunde, um die festgefahrenen Friedensverhandlungen wieder in Gang zu bringen. Die USA als Initiatoren des Friedensprozesses streben an, dass die Gespräche auch nach Ablauf der bisherigen Frist am 29. April fortgesetzt werden. Das gab das US-Aussenministerium in Washington bekannt.
Der Friedensprozess war Ende März in eine tiefe Krise gestürzt, als die israelische Regierung ihre Zusage zurücknahm, weitere palästinensische Terroristen freizulassen, nachdem die Palästinenser Beitrittsgesuche zu 15 internationalen UN-Konventionen gestellt hatten. Das wiederum stellte einen Verstoss gegen die von John Kerry ausgehandelten Grundsätze dar, die als Voraussetzung für die Wiederaufnahme der Friedensgespräche gelten.
Die Haupt-Streitthemen zwischen Israelis und Palästinensern sind schon seit Jahrzehnten der Grenzverlauf, die Sicherheit der jüdischen Bevölkerung, das Schicksal palästinensischer Flüchtlinge und deren Nachkommen sowie die Zukunft Jerusalems, die beide Parteien als ihre Hauptstadt beanspruchen.
Die Fronten scheinen momentan verhärtet zu sein: Die Palästinenser haben bereits deutlich gemacht, dass sie ihre bereits eingereichten Beitrittsgesuche für 15 UN-Organisationen nicht zurücknehmen werden. Zudem droht die palästinensische Seite mit der Einstellung der Friedensverhandlungen, sollte Israel die restlichen palästinensischen Häftlinge nicht wie vereinbart freilassen.
Der palästinensischen Nachrichtenagentur Ma’an zufolge haben Vertreter Israels und Palästinas bereits am Sonntag in Abwesenheit des US-Sonderbeauftragten Martin Indyk dreistündige Gespräche geführt. Der Streit um die Friedensgespräche führt zu einer wachsenden Krise innerhalb der israelischen Regierungskoalition. Der national-religiöse Handelsminister Naftali Bennett (links im Bild) hat gedroht, aus der Regierung auszutreten, sollte Israel den Palästinensern noch weiter entgegen kommen. Es heisst, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sei deshalb mit Bennett in einen heftigen Streit geraten. Die Spannungen haben sich so sehr verschärft, dass ein geplantes Treffen zwischen Bennett und Netanjahu abgesagt worden ist.
Israels Minister für internationale Beziehungen, Yuval Steinitz, übte harsche Kritik an Bennett. „Wenn jemand dem Ministerpräsidenten jeden Montag und Donnerstag droht, dann ist dieses Verhalten für das ganze Land Israel absolut schädlich“, unterstrich Steinitz in einem Interview.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu macht die Palästinensische Autonomiebehörde von Präsident Mahmud Abbas mitverantwortlich für den Terroranschlag bei Hebron, bei dem in der Nacht zum Dienstag ein fünffacher Familienvater getötet wurde. „Die Autonomiebehörde verbreitet in ihren Medien weiterhin Hass gegen die Existenz des Staats Israel“, klagte der Regierungschef. Der Premierminister der im Gazastreifen regierenden Hamas, Ismael Haniyeh, freute sich in Gaza öffentlich über das Attentat. Der Anschlag habe dem Weg des Widerstands neues Leben gebracht.
Trotz intensiver Fahndungsmassnahmen fehlt von dem Todesschützen weiterhin jede Spur (Foto: Soldaten am Ort des Geschehens). Es sei unklar, ob der Mann mit seiner automatischen Waffe ein Einzeltäter war oder ob er Komplizen hatte, hiess es bei den Sicherheitsbehörden. Der Terrorist hatte in der Nähe von Hebron auf israelische Fahrzeuge geschossen, in denen mehrere Familien zur traditionellen Seder-Mahlzeit unterwegs waren.
Mittlerweile gaben die Behörden weitere Einzelheiten zu dem Vorfall bekannt. Bei dem Todesopfer handelt es sich um einen hohen Polizeioffizier: Baruch Mizrahi (47) aus Modi’in, den Leiter des Technologie-Dezernates der Polizei-Aufklärungseinheit. Er gehört zu einer religiösen Familie, mit der er in Kiryat Arba den Sederabend verbringen wollte.Vor seiner Polizeikarriere hatte Mizrahi 25 Jahre lang in der israelischen Armee gedient.
Seine Ehefrau Hadas hat bei dem Attentat einen Schuss in den Oberkörper erlitten, der eine Rippe zerschmetterte. Sie schildert die tragischen Minuten so: „Baruch sah den Terroristen. Er rief: Die schiessen, die schiessen! Dann gab er Gas. Ich fühlte einen Schmerz im Rücken. Ich rief den Kindern zu, dass sie die Sicherheitsgurte lösen und sich auf den Boden des Autos werfen sollten. Dann griff ich ins Lenkrad und brachte den Wagen mit der Handbremse zum Stehen. Ich nahm ein Tuch, um das Blut abzuwischen, und sah, dass Baruch tot war. Als dann die Soldaten kamen, bat ich sie, die Kinder in einen gepanzerten Wagen zu bringen. Ich wollte nicht, dass sie sehen, wie ihr Vater tot daliegt.“
Die Untersuchung ergab, dass der Terrorist mehrere Dutzend Schüsse abgegeben hatte. Keines der fünf Kinder im Alter zwischen drei und 13 Jahren, die in dem Wagen waren, wurde dank der schnellen Reaktion der Mutter verletzt. In einem anderen Wagen erlitt ein Neunjähriger leichte Verletzungen.
Hadas Mizrahi wurde am Dienstag trotz ihrer beiden Schusswunden vorübergehend aus dem Krankenhaus entlassen, um mit den Kindern über den Tod ihres Vaters zu reden. „Wir sind dankbar für das Wunder, dass die Kinder und ich überlebt haben“, erklärte die gläubige Frau gegenüber den israelischen Medien.
(JNS und Agenturen)
Kategorien:Nahost
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