Thorazitat des Tages – Parascha


ThoraSchimon der Gerechte war einer der letzten Männer der Grossen Ratsversammlung. Er sagte: Drei Dinge sind es, auf denen die Welt beruht: Das Gesetz, der Gottesdienst, die Werke der Nächstenliebe.

Thora-Parascha

Sidra: Balak
Lesungen: 4.Mose 22,2 – 25,9
Haftara: Micha 5,6 – 6,8

Balak-Psalm 79
Gottes Zorn

Im Wochenabschnitt Balak sehen wir, welche Verhaltensweisen den Ewigen erzürnen. Die folgenden Verse handeln vom nichtjüdischen Seher Bileam, den der König von Moab, Balak, gebeten hatte, das Volk Israel zu verfluchen: „Und Bileam machte sich auf am Morgen und sattelte seine Eselin und ging mit den Fürsten Moabs. Da erglühte der Zorn Gottes, dass er ging; und ein Engel des Ewigen stellte sich in den Weg, ihn zu hindern, und er ritt auf seiner Eselin und seine beiden Knaben waren mit ihm“ (Bamidbar 22, 21 und 22). Warum wurde Gott zornig? Raschi erklärt: „Bileam sah, dass sein Vorhaben in Gottes Augen schlecht war, und dennoch war er begierig mitzugehen“.
 
In den folgenden Versen  geht es um einen klaren Fall von Unzucht und Götzendienst: „Und Israel verweilte in Schittim. Und das Volk fing an zu buhlen mit den Töchtern Moabs. Und sie luden das Volk zu den Opfermahlen ihrer Götter und das Volk ass und warf sich nieder vor ihren Göttern. Und Israel hing dem Baal Peor an; und der Zorn des Ewigen erglühte gegen Israel“ (Badmidbar 25, 1 – 3).
 
Wie schrecklich Gottes Zorn sein kann, führt uns Psalm 79 plastisch vor Augen: „Gott, Völker sind eingedrungen in Dein Erbe, haben verunreinigt Deinen heiligen Tempel, Jerusalem zum Trümmerhaufen gemacht. Sie haben die Leichen Deiner Knechte hingegeben zum Frasse dem Vogel des Himmels, das Fleisch Deiner Frommen dem Getier der Erde. Sie haben ihr Blut vergossen wie Wasser rings um Jerusalem, und niemand begräbt“ (Verse 1 – 3). Der Psalmist fragt: „Bis wohin Gott? Wirst du ewig zürnen, soll wie Feuer dein Eifer brennen?“ (Vers 5). Paradoxerweise führte Gottes Zorn zu einem Chilul Haschem (Entweihung des göttlichen Namens), und daher betet der Psalmist: „Stehe uns bei, Gott unseres Heils, um der Ehre Deines Namens willen, und rette uns, und vergib unsere Sünden um Deines Namens willen. Warum sollen die Völker sprechen: wo ist ihr Gott? Möge kund werden  an den Völkern vor unseren Augen die Rache für das vergossene Blut Deiner Knechte“ (Verse 9 und 10). (Von: Prof. Dr. Yizhak Ahren )

 Sidra balak

Mizwot

Im babylonischen Talmud (Babylonischer Talmud, Makot 23b-24a) zaubert Rabbi Simlai uns vor, wie man 612 von 613 Mizwot verschwinden lassen kann. Mosche überliefert uns 613 Mizwot, König David, so Simlai, reduzierte sie auf 11. Wie wissen wir das? In Psalm 15 – und die Psalmen sind ja laut der Tradition von König David geschrieben worden – ist nämlich die Rede von nur 11 Mizwot (Sidur Gottesdienst im Herzen, S. 74). Der nächste in der Reihe, Prophet Jeschaja, redet nur noch von sechs Mizwot (Jeschaja 33, 15). Ihm folgt Micha (Micha 6, 8), der nur noch von drei redet. Amos (Amos 5, 4) und Chawakuk (Chawakuk 2, 4) schlussendlich, erwähnen sage und schreibe nur noch eine Mizwa.

Selbstverständlich haben wir es hier nicht mit einer halachischen Revolution zu tun, sondern nur mit einer Legende. Es ist aber bemerkenswert, dass Rabbi Simlai sich ein Leben mit weniger als 613 Mizwot vorstellen kann. Neben dem zahlenmässigen Unterschied, geht auch um eine prinzipielle Differenz. Die Psalmen und Propheten-Mizwot kommen zum einen in Tora nicht vor, und beziehen sich zum andern ausnahmslos auf die zwischenmenschlichen Beziehungen, unter der Voraussetzung, das schon, der Treue an Gott.

Spätere Rabbinen versuchten Rabbi Simlai zu verstehen und so ‚regnete‘ es Erklärungen: Eine dieser Erklärungen lautet folgendermassen: „Es ist unmöglich alle Mizwot der Tora nachzuleben. So sind die dem Tempelritual gewidmeten Mizwot unausführbar. Mizwot, die nur für das Land Israel gelten, Mizwot ausschliesslich für Kohanim, Männer oder Frauen bestimmt, können schichtweg von allen eingehalten werden. Darüber hinaus, hielte man an allen Mizwot fest, ginge man von Schuld gebückt durch das Leben.“ Rabbi Simlais Minimalvariante, kurz zusammengefasst, kann jeder Mensch einhalten. 

In unserer dieswöchigen Haftara lesen wir die Micha Variante für drei Mizwot: „Er hat dir kundgetan, Mensch, was gut ist, und was der EWIGE von dir fordert: Nichts anderes, als [erste] Recht zu üben, Güte [zweite] zu lieben, und in Einsicht mit deinem Gott [dritte] zu gehen.“

Sollte doch machbar sein, oder? Wie traurig stimmen mich die täglichen Berichte über Terrorgewalt gegen unschuldige Leute und gegen Kinder in Indien, Syrien, Israel, Palästina und Afrika. Wie deprimierend sind die Berichte über Ausbeutung und Schändung von Grundrechten (Unterricht) und wie schockieren mich Berichte über tägliche Vergewaltigungen von jungen Mädchen und Frauen und Polizisten, die sich darüber ins Fäustchen lachen.  
 
Ich weigere mich jedoch halsstarrig und wider besseres Wissen, die Hoffnung aufzugeben. Wenn ein Mensch pro Tag – einer von 7 Milliarden – beschliesst, ab heute gemäss den ‚michanianischen‘ Mizwot zu leben, bin ich ein zufriedener Mensch.
 
Schabat Schalom,
iner Reuven Bar Ephraim, JLG Zürich

Paraschat Haschawua balak.1.j.pdf, balak.haftara.pdf



Kategorien:Gesellschaft

Schlagwörter:,

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..