Hamas-Beamte erhalten kein Geld


.Vor der „Islamic Bank“ in Gaza hat sich kürzlich ein aussergewöhnliches Bild geboten: Lange Schlangen hatten sich vor den Türen des Finanzinstituts gebildet. Rund 45.000 Beamte der Hamas wollten ihr Gehalt abholen – in der Regel sind das zwischen 1.000 und 4.500 Schekel (rund 215 und 960 Euro). Sie warten bereits seit mehr als drei Monaten auf ihr Geld. Jedoch lag nur ein Bruchteil dessen, was sie von der Hamas-Fatah-Einheitsregierung in Ramallah erwartet hatten, tatsächlich auf ihren Konten.

Ihr Geld kam direkt von der Hamas – ein deutliches Zeichen der Krise in der gemeinsamen Regierung mit der Fatah. Im Hinblick auf die aktuelle Situation des Palästinenser-Bündnisses, in dem immer grössere Lücken klaffen, ist es möglich, dass in Kürze wieder Raketen in Richtung Israel fliegen werden. Vor diesem Hintergrund sind die Aussichten der Verhandlungen über ein Abkommen für den Wiederaufbau des Gazastreifens äusserst dürftig.

Die Frage nach der Entlohnung stand auch im Mittelpunkt der jüngsten Gespräche zwischen der Hamas und den palästinensischen Vertretern der Einheitsregierung. „Wie können Menschen ohne Lohn leben? Nehmen Sie Staatsanleihen in die Hand und bezahlen Sie die Arbeiter“, forderte Khalid Mashal, der politische Führer der Hamas, von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Dazu habe er keine Möglichkeit, entgegnete Abbas. Hintergrund sei der Boykott von Zahlungen an Hamas-Beamte durch palästinensische Banken.

Tatsächlich gibt es keine Lösung für das Gehalts-Problem. Die Palästinensische Autonomiebehörde zahlt zwar die Löhne ihrer Mitarbeiter – das sind rund 150.000 Personen im sogenannten Westjordanland und im Gaza-Streifen (meist Lehrer, Gesundheitspersonal und Polizeibeamte). Die Hamas-Regierung im Gazastreifen wiederum führt rund 45.000 Personen auf ihren Gehaltslisten.

Die Frage nach dem Gehalt ist jedoch nur eines der vielen Probleme, die zwischen den Palästinenserparteien Hamas und der Fatah nicht geklärt sind. Zu den grösseren Problemen zählen beispielsweise die Friedensverhandlungen mit Israel. Für die radikal-islamische Hamas ist der „Widerstand die stärkste Waffe“. Und die will sie nicht aus der Hand geben. (ih)



Kategorien:Nahost

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