Etwa eine halbe Million Juden werden sich in der kommenden Woche an den Gebeten zum jüdischen Neujahrsfest Rosh Hashana beteiligen. Aber 70 Prozent der europäischen Juden werden an den hohen Feiertagen keine Synagoge besuchen. Das hat eine Umfrage unter mehr als 800 europäischen jüdischen Gemeinden ergeben. Über 40 Prozent der europäischen Juden geben an, nicht offen jüdisch zu leben. Sie vermeiden alles, das die ihre Religion verraten könnte.
Vor dem jüdischen Neujahrsfest und den hohen Feiertagen wollten das Rabbiner Zentrum Europa (RCE) zusammen mit dem Euopean Jewish Association (EJA) überprüfen, wie viele Juden planen, an Rosch Haschana eine Synagoge zu besuchen. Sie untersuchten auch, inwieweit sich die europäischen Juden Institutionen der jüdischen Gemeinden zugehörig fühlen und wie aktiv sie in den Gemeinden mitwirken.
In Europa wird das Judentum immer weniger offen gelebt. Drei Viertel der jüdischen Kinder in Europa sind nicht an jüdischen Schulen angemeldet. Eine andere Untersuchung zeigt, dass 80 Prozent der Juden in Europa „Misch-Ehen“ eingehen. Rabbi Menachem Margolin, Generaldirektor der EJA und RCE, war nach eigenen Angaben über das Ausmass der Ehen mit Nicht-Juden schockiert, fügte aber hinzu, dass er nicht überrascht sei. „Dies ist der Grund, warum die Zahl der Juden seit dem Holocaust nicht wieder gewachsen ist, und das, obwohl bereits 70 Jahre vergangen sind,“ erläuterte der Rabbi. „Für jeden Juden, der geboren wird, wird ein Jude assimiliert“.
Laut Rabbi Margolin sind der Anstieg der rechtsextremen politischen Gruppen auf dem ganzen Kontinent und die dramatische Expansion des Islam die grössten Herausforderungen für das europäische Judentum. Die Zahl der antisemitischen Angriffe steige, sowie die Belästigung von Einzelpersonen, Gemeindeschaften und jüdischen Einrichtungen. Zudem gebe es mehr Demonstrationen gegen Israel und mehr Politiker, die leidenschaftliche Reden gegen Israel und die Juden schwingen.
Rabbi Margolin sieht keine Lösung darin, nach Israel auszuwandern: „Wir müssen unsere Gemeinden hier stärken, wir müssen allen Juden die Sicherheit bieten, die es ihnen ermöglicht ohne Angst hier zu leben“. Der Rabbi nimmt die Europäische Union in die Pflicht. Die Regierungen müssten mehr gegen Antisemitismus tun. (ih)
Kategorien:Gesellschaft
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