„Meine Augen sind immer auf Gott gerichtet“ (Psalm 25 Vers 15)
Thora-Parascha
Sidra: „Chaje Sara“
Lesungen: 1. Mose 24,15 -52
Haftara: Schoftim: 14,1 – 20
Chaje Sara – Psalm 45
Glückwünsche zur HochzeitPsalm 45, „ein Lied der Freundschaft“ (Vers 1), wurde zur Hochzeit eines israelitischen Königs verfasst. A. Chacham bemerkt, dass die Identität dieses Königs umstritten ist – diese Frage soll uns jetzt nicht interessieren. Wir suchen nach einer Verbindung zwischen dem Wochenabschnitt und dem zugeordneten Psalm: Hier wie dort ist von einem Brautpaar die Rede. Yizhak heiratet Rivka (Bereschit 24, 67). Sowohl in der Tora als auch im Psalm stehen Glückwünsche zur Vermählung.
Bevor Rivka das Elternhaus verließ, bekam sie gute Wünsche zu hören. Kritisch merkte der Amoräer Eivu an, dass man der Braut die üblichen Geschenke nicht gegeben hat (Bereschit Rabba, Abschnitt 9,13). Wie segneten sie Rivka? „Unsere Schwester! Werde du zu tausend Zehntausenden, und es erbe dein Same das Tor seiner Hasser“ (Bereschit 24,60). Raschi erklärt: „Du und deine Nachkommen sollen den Segen empfangen, welcher dem Abraham auf dem Berge Morija verheißen wurde: Ich will deine Nachkommen zahlreich werden lassen…(Bereschit 22,17). Möge es Gott gefallen, dass diese Nachkommen von dir und nicht von einer anderen Frau sein werden!“
Um Nachkommen geht es auch im Glückwunsch des Psalmisten an den israelitischen König: „An deiner Väter Stelle mögen deine Söhne treten, mögest du sie setzen zu Fürsten im ganzen Land“ (Vers 17). Rabbiner S. R. Hirsch erklärt: „Er wünscht ihm das wahre Glück der Ehe, das nicht nur in Kindern besteht, sondern in solchen Kindern, in denen die Eltern der Eltern fortleben. Mögest du die Freude haben, in deinen Kindern deine Eltern wieder aufleben zu sehen, und mögen sie so tüchtig werden, dass du an ihnen Mitarbeiter und Gehilfen in deiner Wirksamkeit für deines Volkes Wohlfahrt habest, und du sie als Fürsten verwenden könnest im ganzen Lande.“ (Von: Prof. Dr. Yizhak Ahren)
Sidra Chaje Sara
Wo haust die Schönheit?
Die menschliche Schönheit ist ein eher seltenes Thema im Tanach. In den Büchern Schir Haschirim (das Hohes Lied) und Esther ist sie jedoch literarischer Stoff. In Schir Haschirim, ein erotisches Liebeslied, spielt die Schönheit in der Anziehungskraft der Geliebten eine Hauptrolle. In der Geschichte Esther ist es genau ihre Schönheit, die den persischen König Achaschweros dazu brachte, sie zur Frau zu nehmen und eben in dieser Position, war Esther imstande die Juden im Königreich Persien vor Ausrottung zu retten.
Ausser in den erwähnten Büchern, wird ‚Schönheit‘ in der Tora, wie gesagt, selten thematisiert. Die dieswöchige Sidra ist einer dieser seltenen Fälle. Da Awraham eindeutig keine kena’anitische Schwiegertochter akzeptieren kann, schickt er seinen Knecht zu seinem Neffen Bethuel in Aram Naharajim, um von dort eine Braut für Jizchak heimzubringen. Der Knecht kommt mit Geschenken beladen ans Ziel, haltet bei einem Wasserbrunnen an und siehe: „da kam Riwka heraus […]. Das Mädchen war von sehr schönem Aussehen.“ (Bereschit 24, 15-16). Die Erzählung sagt uns nichts Weiteres über ihr Aussehen. Wir wissen zum Beispiel nicht, ob sie dunkel oder hell, gross oder klein, fest oder schlank, braun-, schwarz- oder rothaarig, blau-, grün- oder braunäugig ist.
Rabbiner Samson Raphael Hirsch (Deutschland, 20. Juni 1808 – 31. Dezember 1888) erklärt in seinem Kommentar zur Stelle, dass sich das ‚sehr schöne Aussehen‘ von Riwka nicht auf ihre körperliche, sondern vielmehr auf ihre geistliche Schönheit bezieht, denn sie kümmert sich um ihre Mitmenschen. So lesen wir, dass sie Wasser schöpft, die Kamele der Karawane tränkt, den Knecht zum Essen einladet und ihm und seinen Tieren
Unterkunft für die Nacht bietet.
In unserer heutigen (westlichen) Gesellschaft, wird, so wie ich es sehe, das Äusserliche unbestritten überwertet. Oft ist es ‚Schein‘ der zählt, anstatt das Wirken der Eigenschaften, Fähigkeiten und Talenten. Riwka steht in unserer Erzählung als ein Beispiel dafür, dass Nächstenliebe und Empathie die Schönheit eines Menschen bestimmen. Ich wage es sogar, eine weitere Behauptung zu machen: Dasein für den Nächsten – selbstverständlich innerhalb der Grenzen der eigenen Möglichkeiten – schenkt Freude und Zufriedenheit, die ihrerseits als innerliches Licht wiederum äusserliche Schönheit schenken.
Oder wie der Dichter des Buches Mischle (Prediker 31, 30) es sagt: „Charme ist Trug, [äusserliche] Schönheit nur ein Hauch“.
Schabat Schalom,
Rabbiner Ruven Bar Ephraim, JLG Zürich
Paraschat Haschawua: chaje.sara.2.j.pdf; chaje.sara.haftara.2j.5775.pdf
Kategorien:Gesellschaft
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