Biontech-Impfung offenbar sehr effektiv – Neue Lockerungen beschlossen


Clowns in Krankenhäusern dürfen Quatsch machen – doch der jüdische Karneval fällt aus.

Wie gut schützt eine Impfung Menschen vor Corona und sind Geimpfte im Falle einer Infektion auch weniger ansteckend? Letzteres untersuchte das Team um Idan Yelin vom Institute of Technology in Israel an Laborbefunden von insgesamt knapp 5800 Infizierten.

Etwa die Hälfte der Teilnehmer hatte eine Impfdosis Tozinameran, also den Biontech/Pfizer-Impfstoff erhalten, die anderen waren ungeimpft. Bei jenen 1140 Menschen, deren Impfung bereits 12 bis 28 Tage zurücklag, war die per PCR-Untersuchung ermittelte Viruslast um den Faktor vier geringer als bei den Ungeimpften. Die Daten wurden vor Kurzem auf dem Preprint-Server medRxiv veröffentlicht, berichtet jetzt die Pharmazeutische Zeitung. Die Studie muss aber noch begutachtet werden.

Erst vor Kurzem hatten Daten des israelischen Gesundheitsministeriums gezeigt, dass dieser Impfstoff offenbar sehr wirksam ist: Demnach infizierten sich nur 317 von 715.425 Personen, die beide Impfdosen erhalten hatten. Das entspricht 0,04 Prozent. 16 mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Für Professor Dr. Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing gibt das Resultat „Anlass zur Hoffnung“. „Der Impfstoff BNT162b2 führt nicht nur zu einem Individualschutz des Geimpften hinsichtlich einer Covid-19-Erkrankung, sondern es ist davon auszugehen, dass bei einer ausreichenden Durchimpfung der Bevölkerung auch ein gewisser Bevölkerungsschutz im Sinne einer Vakzin-basierten Herdenimmunität realistisch entstehen kann.“ zitiert ihn die pharmazeutische Zeitung weiter. Unklar sei etwa, ob die bei den Geimpften nachgewiesenen Viren überhaupt infektiös waren und wie viel Rückschlüsse die geringere Viruslast der Geimpften tatsächlich auf deren Infektiosität zuliessen.

Dies ist auch für Dr. Marco Binder vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg der Punkt, um den epidemiologischen Nutzung einer Massenimpfung abschätzen zu können: Die möglicherweise geringere Ansteckungsfähigkeit sei zwar „grundsätzlich ein erfreulicher Befund“, fraglich bleibe aber etwa, inwiefern sich „eine vierfache Verringerung tatsächlich auf die Infektiosität der betroffenen Personen auswirkt“. Zudem gelte es zu klären, wie sich die zweite Impfdosis auf die Viruslast von Infizierten auswirke. „Die Beantwortung dieser Fragen wird Zeit benötigen, aber sie wird unabdingbar sein, um die Auswirkung von Impfkampagnen auf die epidemiologische Lage zuverlässig einschätzen und vorhersagen zu können.“

Israel öffnet Schulen und Bereiche der Kultur

Das Corona-Kabinett in Israel hat weitere Lockerungen auf den Weg gebracht. Das Gremium verständigte sich am Montagabend im Grundsatz auf neue Öffnungsschritte aus einen Lockdown. Es darf aber nicht öffentlich gefeiert werden. Während man im vergangenen Jahr Purim noch verhalten feierte, ist der jüdische Karneval in diesem Jahr komplett abgesagt. Sämtliche Partys und Umzüge sind wegen der Corona-Pandemie verboten, teilte die Regierung mit.

Das Purimfest, das an die Rettung der Juden in Persien erinnert, beginnt in diesem Jahr am Donnerstagabend, dem 25. Februar. Es wird gewöhnlich mit ausgelassenen Feiern, Verkleidungen und kleinen Geschenken zelebriert. Auch der Strassenkarneval ist in Israel beliebt und wird mit sogenannten »Adlojadas«, den Paraden aus Festwagen, in mehreren Städten begangen. Doch obwohl allmählich Beschränkungen nach einem mehr als vierwöchigen Lockdown aufgehoben werden, darf nicht öffentlich gefeiert werden.

Ab diesem Sonntag dürfen Märkte, Läden, Einkaufszentren, Museen, Büchereien und Gotteshäuser wieder öffnen. Niemand braucht hier ein Impfzertifikat vorzuzeigen. Für Sportstudios, Hotels, Schwimmbäder und Kulturveranstaltungen jedoch braucht man den »grünen Gesundheitspass«, der zeigt, dass die Person immunisiert ist. Derzeit arbeiten das Bildungs- und Gesundheitsministerium an einem Schnelltest-Programm an Schulen. So sollen Schüler der Klassen fünf und sechs sowie elf und zwölf in Orten mit niedrigen Infektionszahlen ab Sonntag wieder in die Schule gehen dürfen.

Umstritten ist momentan die Öffnung dieser Schulen. Während das Bildungsministerium sowie Eltern- und Lehrerverbände sich für die Aufnahme des Betriebes einsetzen, äussern einige Gesundheitsexperten Sorge aufgrund der steigenden Zahl von Covid-19-Fällen bei Kindern. »Die Situation ist inakzeptabel für Kinder und Eltern. Sie zahlen einen sehr hohen Preis« so Bildungsminister Yoav Gallant. »Es gibt keinen Grund, auch nur einen einzigen Schüler in den Gegenden mit niedriger Infektionsrate zu Hause zu lassen.«

Premierminister Benjamin Netanjahu hat vor, die Wirtschaft in zwei Phasen zu öffnen, kündigte er an. Gleichsam ruft er alle Israelis auf, sich immunisieren zu lassen. »Wer über 50 ist, riskiert sein Leben.«

Datenanalysen in dem Land hatten dem Biontech/Pfizer-Impfstoff zuletzt eine hohe Wirksamkeit gegen das Coronavirus bescheinigt. In Israel erhielten nach offiziellen Angaben bislang knapp vier Millionen Menschen eine erste Impfung. Dies entspricht etwa 43 Prozent der Gesamtbevölkerung. Rund 30 Prozent der israelischen Bevölkerung ist jünger als 16 Jahre, diese Gruppe wird vorerst nicht geimpft.

Wie das Gesundheitsministerium am Dienstag weiter mitteilte, bekamen zudem etwa 2,6 Millionen Menschen eine Zweitimpfung. Die Impfkampagne hatte am 19. Dezember begonnen und zuletzt etwas an Schwung verloren

Die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden betrug 5138, von allen gemachten Tests fielen 7,5 Prozent positiv aus. Bei den Neuinfektionen war in den vergangenen Tagen ein Rückgang zu sehen. Aber zum Vergleich: In Deutschland leben etwa neun Mal so viele Menschen. Hier wurden zuletzt 3856 neue Fälle registriert.

Unterdessen wurde bekannt, dass ein ungeborenes Baby wahrscheinlich an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben ist. Es ist der erste Fall dieser Art in Israel und einer der wenigen weltweit. Die 29-jährige Schwangere hatte sich mit dem Virus infiziert und über milde Symptome geklagt, die drei Tage anhielten. Als sie merkte, dass sich ihr Baby nicht mehr bewegte, suchte sie einen Arzt auf. Der stellte den Tod des Ungeborenen fest.

(JNS & Agenturen; Foto: Flash90)



Kategorien:Gesellschaft

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