Murdoch kritisiert „Presse in jüdischem Besitz“


Medienmogul Rupert Murdoch ist für sein lockeres Mundwerk bekannt. Nun hat er auf Twitter eine neue Kontroverse ausgelöst: Die „Presse in jüdischem Besitz“ sei im Gaza-Konflikt wieder einmal antiisraelisch eingestellt. Kritiker werfen dem Australier vor, antisemitische Klischees zu bedienen.

Unternehmer Murdoch: „Warum ist die Presse in jüdischem Besitz gegen Israel?“

 „Die Juden kontrollieren die Medien“ – Dieser Vorwurf gehört zu den gängigsten antisemitischen Stereotypen. Und er wird offenbar auch von Rupert Murdoch, einem der mächtigsten Medienmoguln der Welt, geteilt: Am Samstagabend twitterte der 81-Jährige angesichts der Berichterstattung über den aktuellen Konflikt zwischen Israel und der Hamas: „Warum ist die Presse in jüdischem Besitz durchweg in jeder Krise gegen Israel?“ 

Viele Twitter-User reagierten empört auf Murdochs Kommentar. Einige warfen ihm vor, antisemitische Klischees zu bedienen, andere widersprachen seiner Einschätzungen, dass die Medien antiisraelisch berichteten. Dabei liess der Australier gänzlich offen, auf welche Zeitungen seine Kritik abhob.

Fakt ist: Die Zahl der tagesaktuell berichtenden US-Medien mit jüdischen Besitzern lässt sich an einer Hand abzählen. Da ist die „New York Times“, die der jüdischen Familie Sulzberger gehört. Doch der aktuelle Eigner Arthur Ochs Sulzberger, Jr. wurde getauft und christlich erzogen. Alle anderen grossen TV-Sender und Zeitungen in den Vereinigten Staaten gehören entweder grossen Konzernen oder nicht-jüdischen Familien. In einem früheren Tweet hatte er CNN und der Nachrichtenagentur AP Voreingenommenheit gegenüber Israel vorgeworfen. Konkrete Beispiele, an denen sich sein Ärger entzündete, blieb er jedoch schuldig.

Murdochs Kritik wirkt auch deshalb bizarr, weil ihm selbst unzählige Medien in aller Welt gehören, zum Beispiel die TV-Sender Fox News und Sky sowie die Blätter „Wall Street Journal“, „New York Post“ und die britische „Times“.

Wenige Stunden später entschuldigte sich Murdoch halbherzig: Sein Tweet sei harsch kritisiert worden. Er könne zwar nicht erkennen weshalb, dennoch entschuldige er sich freimütig.

Der CNN-Medienjournalist Howard Kurtz nannte Murdochs Verurteilung „besorgniserregend“. „Er unterstellt jüdischen Amerikanern, eine geheime Agenda zu verfolgen, bei der ihre Religion schwerer wiegt als ihre Hingabe zum Journalismus.“ Vielleicht habe bei seinem Kommentar aber auch nur Murdochs eigene Vorstellung von Journalismus durchgeschlagen. Schliesslich sei seit Jahren bekannt, dass der Unternehmer die politische Ausrichtung seiner Sender und Zeitungen vorgebe. Offenbar setze er voraus, dass es ihm andere Eigentümer gleichtun.



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