Iran will sein Engagement in Syrien offenbar ausweiten. Auf mehreren iranischen Webseiten wurde eine Syrien-Kampagne ausgerufen. Unter einer Handynummer sollen sich Freiwillige melden, um in Syrien in den Krieg zu ziehen. Der öffentliche Appell ging von einer Webseite aus, die Grossajatollah Ali Chamenei nahesteht.
Der Krieg in Syrien sei kein sunnitisch-schiitischer Konflikt, sondern ein Kampf zwischen den „Gegnern und Unterstützern der Zionisten“, heisst es in dem Aufruf. So bezeichnet das iranische Regime Israel.
Syrien ist zur heftig umkämpften Front im israelisch-iranischen Schattenkrieg geworden. Erst am Wochenende hatte Israel innerhalb von 48 Stunden zweimal Syrien massiv bombardiert. Ein hochrangiger israelischer Verteidigungsbeamter sagte anschliessend, der Angriff habe eigentlich gar nicht Syrien gegolten, sondern Iran und dessen Verbündeten, der libanesischen Hisbollah.
Auf dem iranischen Kampfaufruf für Syrien ist auch das Hisbollah-Logo abgebildet. Ihre Kämpfer sind schon länger in Syrien aktiv und haben ihr Engagement zuletzt deutlich ausgeweitet.
Der Syrien-Aufruf appelliert auch an religiöse Gefühle, um die Iraner zu mobilisieren. Man müsse schiitische Heiligtümer verteidigen. Radikale unter den Assad-Gegnern haben wiederholt Übergriffe auf Schiiten verübt. Grossajatollah Ali Chamenei persönlich hat sich zu den Vorgängen geäussert und diese scharf verurteilt. Ob sich bisher tatsächlich Freiwillige auf den Aufruf hin gemeldet haben, ist nicht bekannt.
Das iranische Regime unternimmt um Assad an der Macht zu halten. Seit Beginn der Aufstände hat Iran seine Unterstützung systematisch ausgeweitet, wie eine neue Studie des US-Forschungszentrums Institute for the Study of War dokumentiert.
- Top-Militärberater: Irans Elitekräfte beraten Syriens Militär. Auch aus dem Innen- und Staatssicherheitsministerium hat Teheran Berater entsandt. Syrischen Rebellen gelang es, den erfahrenen iranischen Elitegeneral Hassan Schateri zu töten, der davor jahrelang für Teheran im Irak und im Libanon tätig war.
- Milizen-Ausbildung: Iran schult proiranische Milizen in Syrien und offenbar auch in Trainingslagern im eigenen Land. So will sich Teheran versichern, dass es im Falle eines Sturzes von Baschar al-Assad weiterhin zuverlässige Verbündete hat und Einfluss behält. Eine ähnliche Strategie verfolgte Teheran auch im Libanon und im Irak während des Bürgerkriegs – mit Erfolg.
- Waffen: Nach US-Einschätzungen landen täglich Flüge aus Iran in Syrien mit Militärausrüstung. Ein Grossteil der Überlandrouten von Iran über den Irak nach Syrien sind inzwischen von den Aufständischen unterbrochen.
- Überwachungstechnik: Syrien bekommt aus Iran Drohnen. Zudem erhält es nach Einschätzungen der USA Störtechnik, um die Kommunikation von Aktivisten und Aufständischen zu überwachen und zu unterbrechen.
Für Teheran ist Syrien unter Baschar al-Assad quasi Umschlagplatz, um israelfeindliche Gruppen aufzurüsten. Nahezu alle illegalen iranischen Waffenlieferungen für die palästinensische Hamas oder die libanesische Hisbollah liefen bisher über Syrien, so ein Uno-Bericht.
Israel muss seinerseits die Gunst der Stunde nutzen, die sich mit dem Chaos in Syrien bietet, um Iran zu schwächen, indem es die Nachschubrouten mit seinen Verbündeten stört. Die Luftschläge am Wochenende sowie im Januar sollen einer iranischen Waffenlieferung an die libanesische Hisbollah gegolten haben. Die Hisbollah ist Irans verlängerter Arm – und ein Druckmittel im Streit mit Israel über das Atomprogramm. Wiederholt hat die Organisation klargemacht, dass Israel im Falle eines Angriffs auf Iran damit rechnen müsse, mit Raketen beschossen zu werden. Schafft es Israel, die Nachschublieferungen Irans an die Hisbollah abzuschneiden, könnte es im Falle eines Angriffs auf iranische Atomanlagen glimpflich davonkommen.
Assad äusserte sich während eines Treffens mit dem iranischen Aussenminister Ali Akbar Salehi zu den israelischen Angriffen. Er betonte laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“, „das syrische Volk und seine mutige Armee, die bedeutende Siege in ihrem Kampf gegen die Terroristen und ungläubige Banden verzeichnen konnte, sind vollständig in der Lage, mit Israels Abenteuerlust umzugehen“. Salehi merkte an, es sei an der Zeit, „den israelischen Besatzer von Angriffen auf die Völker in der Region abzuhalten“.
Kategorien:Nahost

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