Eine Ausbildung, die man nicht kaufen kann


.Israel wird immer wieder als eines der Länder mit dem besten Bildungsstandard gelistet. Laut der Publikation „Bildung auf einen Blick 2013“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gibt es nur in Kanada mehr Universitätsabschlüsse pro Person. Den zweiten Platz teilen sich Japan und Israel, die USA belegt Rang drei. Dieselbe Untersuchung kommt jedoch auch zu dem Ergebnis, dass die durchschnittliche Investition pro Schüler in Israel zu den niedrigsten in der Welt gehört. Nur Mexiko, Chile, Ungarn, die Slowakei, die Tschechische Republik und Polen geben weniger aus.

Wenn es um Ausgaben für Ausbildung geht, ist Israel nicht wie andere Länder. Durchschnittlich gibt Israel täglich weniger als zehn Euro pro Kindergartenkind aus. Das sind etwa 3500 Euro pro Jahr, der OECD-Durchschnitt liegt bei über 6000 Euro. Die Investitionen pro Grundschüler liegen bei etwa 5300 Euro, im Gegensatz zu 8800 Euro im OECD-Durchschnitt. In einen Grundschüler in der Schweiz werden durchschnittlich 14.000 Euro investiert, in den USA knapp 12.000. Es ist sogar so, dass, während die Investitionen in Bildung im Westen im Vergleich zu den Gesamtausgaben eines Staates steigen, der Trend in Israel in die entgegengesetzte Richtung läuft. Israel gibt immer weniger für Bildung aus und dafür gibt es gute Gründe.

In Israel ist die Verteidigung mit einem Budget von 51,5 Milliarden Schekel (über 10 Milliarden Euro) immer noch der grösste Posten im Staatshaushalt. Der zweitgrösste Posten war im Jahr 2013 die Bildung mit 41,8 Milliarden Schekel (etwa 8 Milliarden Euro).

Die niedrigen Investitionen in Bildung bedeuten auch, dass die Gehälter der Lehrer in Israel weit unter OECD-Durchschnitt liegen. Ein Lehrer in Israel verdient durchschnittlich nur 70 Prozent des Gehaltes von Lehrern in anderen entwickelten Ländern. Streiks der israelischen Lehrer sind vor jedem neuen Schuljahr schon fast Normalität.

Trotz all dessen ist die Zahl der eingeschriebenen Schüler an israelischen Schulen immer noch höher als im OECD-Durchschnitt. Auch mit überfüllten Klassenzimmern und fehlenden Ressourcen ist die Rate der Schulabbrecher in Israel sehr gering. Hier bleiben mehr Kinder in den Schulen als in anderen entwickelten Ländern.

Wie kann man nun die exzellenten Ergebnisse der israelischen Bildung erklären, die trotz fehlender Ressourcen, jahrzehntelangem Krieg, Terror, Boykotten, überfüllten Klassenzimmern, niedrigen Lehrergehältern und regelmässigen Streiks immer wieder aufleuchten?

Vielleicht ist es ein starkes Gefühl nationaler Identität, das Kinder in Schulen hält. Oder könnte es die langjährige Beteiligung von Eltern in öffentlichen Schulen sein, die regelmässig Klassenzimmer renovieren, für Klimaanlagen oder Computer zusammenlegen und ehrenamtlich an Klassenfahrten teilnehmen? Auch die hohen Erwartungen jüdischer Mütter sollten nicht unerwähnt bleiben, die sich wünschen, dass ihre Kinder Ärzte oder Anwälte werden. Am meisten hat die Situation jedoch damit zu tun, das von Gott erwählte Volk zu sein. Die damit einhergehende Tradition des Bibelstudiums ist eine Ausbildung, die unbezahlbar ist und ungeahnte Früchte trägt. (ih)



Kategorien:Gesellschaft

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