In Jerusalem hat sich eine Gruppe prominenter israelischer Archäologen mit antizionistischen Aktivisten zusammengeschlossen. Sie gehen gemeinsam gegen Pläne der Regierung vor, am Rande der Altstadt ein neues Besucherzentrum zu errichten. Der Bau des „Kedem Compund“ würde alte Relikte zerstören, argumentieren sie. Doch wer ihren Aufruf genau liest, stellt fest, das ihre Motivation eine ganz andere ist: Der Bau diene dazu, „die Judaisierung Jerusalems weiter voranzutreiben“, kritisiert die Gruppe. Dass Juden Anspruch auf ihre Hauptstadt erheben, ist den Aktivisten also ein Dorn im Auge.
Das fragliche Projekt soll am Givati-Parkplatz, in Sichtweite der Altstadtmauern, entstehen. Initiiert von einem privaten Auftraggeber wurde der „Kedem Compound“ bereits im Februar 2012 von den Jerusalemer Behörden genehmigt.
Der Direktor der Jerusalemer Altertumsbehörde, Yuval Baruch, lobte das Projekt: „Es ist eine der wichtigsten Baumassnahmen in Jerusalem in den vergangenen Jahren“, betonte Baruch. „Für ernsthafte Archäologen wäre es unerhört, auch nur ein schlechtes Wort über die Ausgrabungen zum geplanten Besucherzentrum zu verlieren.“
Die Archäologen der Gruppe „Emek Schaveh“ argumentieren dennoch dagegen: Jedes Bauwerk, das an diesem Platz errichtet würde, trage zur „Zerstörung und Beschädigung des antiken Jerusalem bei.“ Die Entscheidung der Jerusalemer Stadtverwaltung stärke Israels Festhalten an Ost-Jerusalem und mache eine klare Aussage darüber, wem Jerusalem und seine Vergangenheit gehöre, verkündeten die Aktivisten. Sie fürchten offenbar, dass im Besucherzentrum auf die Jahrtausende währende jüdische Präsenz in Jerusalem hingewiesen wird. Diese wird von muslimischen Organisationen bestritten, allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz. Zusätzlich zum politischen Aspekt des Projekts würde das geplante Gebäude die Landschaft der Altstadt und ihre historischen Mauern so stark verändern, dass der Schaden beispiellos sei. Ausserdem habe das geplante Besucherzentrum negative Auswirkungen auf die Häuser der arabischen Bewohner dieses Viertels, so die angeblich wissenschaftliche Stellungnahme.
Auf Basis ihrer Argumentation hat „Emek Schaveh“ eine Petition erstellt, die sich gegen den Bau des geplanten Zentrums ausspricht. Mehrere Archäologen aus Universitäten im ganzen Land haben sie bereits unterzeichnet. Die Altertumsforscher sehen das Besucherzentrum als einen gefährlichen Präzedenzfall: Es werde nicht lange dauern, bis weitere Bauten rund um die alten Stadtmauern genehmigt würden, was zusätzliche Gefahren für historische Überreste mit sich bringe und den Landschaftscharakter zerstöre.
Der öffentliche Widerstand zeigt offenbar Wirkung: Als Reaktion auf die Petition hat die Jerusalemer Altertumsbehörde angekündigt, in Kürze eine offizielle Stellungnahme zur geplanten Bebauung abzugeben. (ih)
Kategorien:Gesellschaft
Europa ist antisemitisch. Eine Studie belegt es. Wieder einmal.
Thorazitat – Parascha
Thorazitat – Parascha
Elfte Lange Nacht der Religionen in Berlin
Hinterlasse einen Kommentar