Thorazitat des Tages – Parascha


ThoraRabbi Mosche Maimonides sagte einst: „Ich glaube mit voller Überzeugung, dass der Schöpfer – gelobt sei Sein Name – alle Geschöpfe erschaffen hat und sie leitet, und dass nur Er allein alle Geschehnisse vollbrachte, vollbringt und vollbringen wird.“

Thora-Parascha

Sidra: Massaej
Lesungen: 4. Mose 33,1 – 36,13
Haftara: Jeremia 2, 4-28; 3,4

Mass’ej – Psalm 49
Gedanken über Geld

Sowohl im Wochenabschnitt Mass’ej als auch im Psalm 49 ist von Geld die Rede, genauer gesagt: von Sühne-  oder Lösegeld (hebr.: Koffer).
 
In der Tora stehen zwei Verbote nebeneinander: „Und ihr dürft nicht Sühnegeld nehmen für die Person eines Mörders, der des Todes schuldig ist;  sondern er sterbe des Todes. Auch dürft ihr nicht ein Sühnegeld nehmen für den Geflüchteten in die Stadt seiner Freistatt, dass er heimkehre zu wohnen im Lande vor dem Tode des Priesters“ (Bamidbar 35, 31-32). Eine Todesstrafe darf man nicht in eine Geldstrafe umwandeln. Auch verbietet die Tora, den Aufenthalt in einer Schutzstadt durch eine Geldzahlung zu verkürzen. Es gibt jedoch Fälle, bei denen Sühnegeld durchaus angezeigt ist (siehe meine „Tora-Worte“, S. 29 f.).
 
Psalm 49 ermahnt alle Menschen, Vermögensbildung nicht als Lebensziel anzusehen; Geld soll in unseren Augen nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel sein. Kritisiert werden solche Menschen, die ihr Geld nur selbstsüchtig gebrauchen: „Die vertrauen auf ihr Vermögen und in ihres Reichtums Fülle ihren Ruhm setzen, und doch den Bruder keiner damit auslösen will, Gott damit nicht sein Lösegeld gibt, denen ist die Auslösung der eigenen Seele zu teuer und sie hört auf in der Ewigkeit“ (Verse 7 – 9).
 
Rabbiner Hirsch kommentiert: „Die haben ihr Geld lieber als ihre Seele, die können es nicht über sich gewinnen, ihre Seele aus der Vernichtung auszulösen, der eine jede Seele verfällt, deren Hiersein nur in selbstsüchtiges Gewinnen und Geniessen aufgegangen… Sie haben für die Fortdauer ihrer Seele in der Ewigkeit nichts getan.“
 
Am rechten Umgang mit Geld zeigt sich, ob ein Mensch  wesentliche Dinge im Leben erkannt hat oder nicht.  Der Psalmist stellt fest: „Der Mensch bei aller Würde, wenn er nicht zur Einsicht gelangt, gleicht den Tieren, die verstummen“ (Vers 21; siehe auch Rabbiner Hirschs Kommentar zu Vers 13). (Von: Prof. Dr. Yizhak Ahren)

Sidra maase

Jüdisches Reisen
 
Ele masse bene Jisrael ascher jazu me’erez mizrajim. Dies sind die Reisen der Israeliten, die aus dem Land Ägypten ausgezogen sind. Von Ramses nach Sukot und von Sukot nach Etam. Die Tora nennt 42 Lagerplätze, jedoch ohne die Ereignisse, die sich bei einigen davon abgespielt haben, zu erwähnen. So suchen wir in dieser Aufzählung der Lagerplätze zum Beispiel vergeblich nach einer Andeutung der Offenbarung auf dem Berg Sinai, dem Tod Miriams, oder dem Aufstand Korachs. Was sollen wir mit dieser Liste? Der im Jahr 2000 gestorbene Slonimer Rebbe Schalom Noach Berezowski erklärt, dass der Zug durch die Wüste für den heutigen Leser neben der kollektiven Reise durch unsere Feiertage, auch als eine Reise durch das persönliche Leben gesehen werden kann. So sind Ortsnamen Symbole für die jüdische Geschichte und Geschichten, für das jüdische Leiden und die Leidenschaft, für das Bluten und das Blühen geworden.

Dies sind die Reisen der Israeliten, die aus dem Land Israel ausgezogen sind. Von Jerusalem nach Babylon und Alexandrien, Äthiopien und Jemen. Von Jerusalem nach Bagdad und Kutchin, Jerba und Fes. Von Jerusalem nach Konstantinopel und Rom, Barcelona und Cordoba. Von Rom nach Speier, Worms und Mainz, nach Reims, Strassburg und Paris. Von Barcelona und Cordoba nach Italien, Warschau, Hamburg, Amsterdam und Jamaica.

Es gab Jüdisches Licht und Jüdisches Leben in England, Frankreich, Spanien und Portugal, bis Ritualmordlegenden, Vertreibungsedikte oder Scheiterhaufen die nächste Reise ankündigten. Es gab Wachstum, Entwicklung und Gelehrtheit in Breslau und Berlin, in Warschau und Krakau, in Vilnius und Odessa, in Thessaloniki und Budapest, in Prag und Lyon, bis es von den National-Sozialisten in Auschwitz, Maidanek, Sobibor und Treblinka vernichtet wurde.

Dies sind die Reisen der Israeliten … Sie kamen in 1897 aus der ganzen Welt zum ersten Zionistischen Kongress nach Basel. Von Basel zogen sie nach Jeruschalajim, Zefat, und Rischon Lezion. Sie öffneten die Tore der Hoffnung in Petach Tikwa. Sie zogen nach Degania, Nahalal und Naharia.

Dies sind die Reisen der Israeliten, die manchmal von Regierungen eines Gastlandes erwünscht, öfters aber von Regierungen des Heimatlandes erzwungen wurden und nicht selten in einer Sackgasse mit dem Tod endeten. Es sind geografische Reisen und Reisen in der Zeit, Reisen, die uns in die heutige Zeit gebracht haben. Der Luftalarm zerreisst den Lärm der Alltagsstille in Sderot, Aschkelon Beer Schewa und Tel Aviv. Die Raketen und Bomben zerstören Leben, Gut und Habe in Gaza und in der Eschkol Region.

Der Luftalarm, gleich einem Schofar,  soll uns nicht nur vor der Gefahr warnen, sondern gleichsam auch einen Spiegel vorhalten, aus dem die Frage reflektiert wird: was ist unser Anteil? „Wohin soll ich gehen?“ stöhnten Juden während unserer langen Geschichte. Wohin führt uns das aktuelle Feuer in Israel und Gaza? Können wir die ‚Reise‘ und die ‚Lagerplätze‘ des Nahost Konfliktes entfasern, so dass Ursache und Wirkung der komplexen Situation klar sind und mit Reparaturarbeiten angefangen werden kann? Recht und Recht stehen gegenüber einander, Verletzung, Verlust und Verderb sind grenzüberquerend.  

„Mein Herz ist im Osten, ich aber bin am Ende des Westen“, dichtete Jehuda Halevi, rund der ersten Jahrtausendwende in Kastilien. Für uns, die in der Diaspora Leben, steht unsere Verbundenheit mit Israel als reschit zmichat geulatenu, der Ort, wo unsere Erlösung anfängt, der Ort wo unsere Verwandte und Freunde leben, unter Druck. Pro-Palästina Demonstrationen entarten in Aggressionen gegenüber der örtlichen jüdischen Gemeinschaften. Sind es Vorzeichen von nächsten Reisen?

Einen Blick auf den jüdischen Kalender zeigt uns, dass wir die historische Reise der drei Wochen, zwischen dem 17. Tamus und dem 9. Aw, der Zeit zwischen dem Durchbruch der Jerusalemer Stadtmauer und der Zerstörung des Tempels und die damit verlorengegangene Unabhängigkeit, wiedererleben. Wir liberale Juden assoziieren die Trauer nicht mit dem Verlust des Tempels. Für Progressive Juden ist es wichtig zu lernen, welche Fehler wir als jüdisches Kollektiv gemacht haben. Fehler, die möglicherweise zu dieser Katastrophe geführt haben, Fehler die wir möglicherweise fortan vermeiden können.
 
Schabat Schalom,
Rabbiner Reuven Bar Ephraim, JLG Zürich

Paraschat Haschawua: masse.1.j.pdf, masse.haftara.1.j.pdf

 



Kategorien:Gesellschaft

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